Alkoholpolitik aktuell
Luftschlösser? Wie mehrere hundert Lancet-Koautor:innen eine Million alkoholbedingter Todesfälle weltweit verschwinden ließen
Das Medienecho auf eine brandneue, viel beachtete Studie, die angeblich beweist, dass geringer Alkoholkonsum vor allem bei älteren Menschen zu einer besseren Gesundheit führt, war schnell und breit gestreut und wurde oft von sensationellen Schlagzeilen begleitet.
Aber wie kommt es, dass mehrere hundert Autor:innen eine Studie in der führenden medizinischen Fachzeitschrift The Lancet veröffentlichen, die weltweit eine Million Alkoholtote ausschließt, ohne dass jemand Bedenken äußert?
In diesem Blogartikel teilt Prof. Tim Stockwell seine detaillierte Analyse der berühmten neuen Studie mit. Prof. Stockwell hat sich tief in den Anhang der Studie eingegraben, und was er gefunden hat, ist nicht schön.
Diese zeitnahe Analyse deckt Mängel, Unzulänglichkeiten und methodische Probleme auf, die Zweifel an den Grundlagen der Studie und ihren Schlussfolgerungen aufkommen lassen.
Forderung nach Warnhinweisen auf Alkohol
Der Gesundheitspolitiker Johannes Wagner (Bündnis 90/ Die Grünen) will Schwangere durch Warnhinweise auf Alkoholflaschen besonders schützen.
Kein Platz für billigen Alkohol
Die Europäische Region der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehört zu den Regionen mit dem höchsten Alkoholkonsum und den entsprechenden alkoholbedingten Schäden in der Welt. Preispolitik und Besteuerung gehören zu den wirksamsten Maßnahmen, die politische Entscheidungsträger:innen zur Bekämpfung dieser Schäden einsetzen können, doch werden sie in der gesamten Region nach wie vor zu wenig genutzt. In den letzten Jahren ist das Interesse an einer relativ neuen Form der Preispolitik zur Verringerung der Erschwinglichkeit von Alkohol und damit auch des Konsums gewachsen – der Mindestpreisgestaltung.
Erste gemeinsame Forderung der europäischen Zivilgesellschaft zur Eindämmung von Alkoholschäden
Internationale Organisationen, die Ärzt:innen, Krebspatient:innen, junge Menschen, Forscher:innen, Vertreter:innen des öffentlichen Gesundheitswesens und der Entwicklungshilfe aus ganz Europa vertreten, haben gestern mit der Erklärung von Oslo den ersten gemeinsamen Aufruf zu politischen Maßnahmen zur Eindämmung von Alkoholschäden veröffentlicht.
Migros bleibt alkoholfrei
Die Migros-Genossenschafterinnen und Genossenschafter haben sich klar entschieden: In allen zehn regionalen Genossenschaften der Schweiz haben sie dafür gestimmt, dass die Migros-Supermärkte, ‑Restaurants und ‑Take-aways auch in Zukunft alkoholfrei bleiben. In allen Regionen haben die Mitglieder für die Beibehaltung des 1928 in den Statuten verankerten Alkoholverkaufsverbots gestimmt, damit die Migros ein Unternehmen mit sozialer Verantwortung ist.
Ein Paradigmenwechsel ist überfällig
Rolf Hüllinghorst, Burkhard Blienert und Fredric Schulz, Foto: Frank Lindemann
Mit den Vereinbarungen zur Cannabispolitik im Koaltionsvertrag hat der Beauftragte für Sucht- und Drogenfragen, Burkhard Blienert, bereits einen umfangreicheren Arbeitsauftrag als seine Vorgängerinnen abzuwickeln.
Weltgesundheitsversammlung beschließt historischen globalen Alkohol-Aktionsplan
Bild von Tom Page, CC BY-SA 3.0, Wikimedia
Die 75. Tagung der Weltgesundheitsversammlung (WHA75) hat einen historischen Beschluss für die globale Reaktion auf die von der Alkoholindustrie verursachten Schäden gefasst. Die WHA75 hat den Globalen Alkohol-Aktionsplan der Weltgesundheitsorganisation (WHO) einstimmig angenommen und damit einen umfassenden Plan mit ehrgeizigen Zielen zur Beschleunigung der Maßnahmen gegen Alkohol als Priorität für die öffentliche Gesundheit gebilligt.
Movendi International hat sich mit den WHO-Mitgliedstaaten und zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammengetan, um der Alkoholpolitik die Priorität zu geben, die ihr gebührt, und um die Alkoholpolitik wieder auf die Tagesordnung der Leitungsgremien der Weltgesundheitsorganisation zu setzen, damit auf allen Ebenen besser gegen Alkoholschäden vorgegangen werden kann.
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Ärztetag fordert höhere Steuern und Werbeverbot für legale Suchtmittel
Deutschland gilt nach wie vor als Hochkonsumland für Alkohol. Zudem ist der Konsum von Tabakprodukten unverändert hoch. Der 126. Deutsche Ärztetag hat deshalb höhere Steuern für legale Suchtmittel wie Alkohol und Tabakprodukte sowie ein Werbe- und Sponsoringverbot gefordert. Die Höhe der Steuern für legale Suchtmittel sollte entsprechend der Toxizität der Substanz bemessen werden. Auch müsse »die Verfügbarkeit von Suchtmitteln beispielsweise durch zeitliche Verkaufsbeschränkungen« erschwert werden, betonte der Ärztetag.
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Deutschland bleibt Hochkonsumland für Alkohol
Deutschland bleibt im internationalen Vergleich weiterhin ein Hochkonsumland für Alkohol – obwohl hierzulande der Verbrauch an alkoholischen Getränken gegenüber dem Vorjahr und auch längerfristig sank: Von 14,4 Litern Reinalkohol im Jahr 1970 auf 10,2 Liter im Jahr 2019 pro Bundesbürger:in ab 15 Jahren.
Dies stellt das heute erschienene DHS-Jahrbuch Sucht 2022 fest. Neben der Aufbereitung, Analyse und Interpretation der umfassenden Datensammlung durch die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) befasst sich die aktuelle Ausgabe auch mit Sucht und Suchtmittelkonsum unter Corona-Bedingungen.
Die sieben Schlüsselbotschaften der Alkoholindustrie
Wann immer von »Alkoholmissbrauch« oder »verantwortungsvollem Alkoholkonsum« die Rede ist, hat die Alkoholindustrie den Text verfasst – entweder unmittelbar oder über ihre zahlreichen Lobbygruppen – und diese sind nicht allein die Zusammenschlüsse der Produzenten, sondern umfassen auch all jene, die vom Alkoholhandel profitieren: von der Gastronomie, Kulturstätten, Sportverbänden bis hin zu den Medien.
Damit richtet die Branche erfolgreich den Scheinwerfer auf die Konsument:innen und weg von der Schädlichkeit ihrer Produkte. Menschen, die gesundheitliche Probleme durch ihren Alkoholkonsum bekommen, sind nach dieser Lesart entweder ahnungs- oder verantwortungslos – also selbst schuld.
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