Rückenansicht von zwei Frauen, die von einer Treppe hinaus aufs Meer schauen. In der Ferne ist ein Leuchtturm am Ende einer Mole zu sehen.

Viele Menschen in Europa werden den 8. März, den Internationalen Frauentag, mit einem Glas Alkohol feiern, ohne zu wissen, dass Alkoholkonsum ein Hauptrisikofaktor für die häufigste Krebserkrankung bei Frauen, Brustkrebs, ist. Das mangelnde Bewusstsein für diesen Zusammenhang stellt ein großes Hindernis für die Krebsprävention und eine Herausforderung für die Gesundheit von Frauen in ganz Europa dar.

Laut einer kürzlich durchgeführten Studie waren sich nur 21 % der Frauen in 14 europäischen Ländern des Zusammenhangs zwischen Alkoholkonsum und Brustkrebsrisiko bewusst. Bei den Männern war das Bewusstsein noch geringer – nur 10 % der befragten Männer wussten von diesem Zusammenhang.

Dies ist umso beunruhigender, als die biologischen Mechanismen, die Alkohol mit Krebs in Verbindung bringen, gut bekannt sind und durch jahrzehntelange Belege aus der ganzen Welt gestützt werden.

Wie viel wissen die Europäer*innen über den Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Krebs?

Frau mit roten Haaren und rot-weiß gestreiftem Shirt zuckt ratlos mit den Schultern.

Dieser Kurzbericht fasst die Originaldaten einer groß angelegten europäischen Studie zum Wissen über den Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und verschiedenen Gesundheitsschäden, einschließlich Krebs, zusammen. Die Daten wurden im Rahmen einer Basisevaluierung eines größeren Online-Experiments erhoben, bei dem die Wirkung verschiedener Gesundheitsbotschaften auf den Etiketten alkoholischer Getränke in 14 europäischen Ländern untersucht wurde.

Wie verursacht Alkohol Brustkrebs?

Die biologischen Mechanismen, durch die Alkohol Krebs verursacht, sind komplex und vielfältig. Der wichtigste ist die Umwandlung von Ethanol in Acetaldehyd, ein Stoffwechselprodukt, das DNA-Schäden und Mutationen verursacht, die zu Krebs führen können. Bei Brustkrebs wirkt sich der Alkoholkonsum auch auf den Östrogenspiegel aus. Östrogen spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung und dem Fortschreiten vieler Brustkrebsarten, und die Auswirkungen des Alkohols auf diesen Hormonspiegel könnten zum Teil das erhöhte Risiko erklären.

Darüber hinaus wirken sich Substanzen auf Männer und Frauen häufig unterschiedlich aus, was auf Unterschiede im Stoffwechsel und in der Körperzusammensetzung zurückzuführen ist. Diese Unterschiede unterstreichen die Notwendigkeit eines geschlechtsspezifischen Ansatzes in den Strategien zur Reduzierung des Alkoholkonsums und des Krebsrisikos.

Geschlechtsspezifische Ansätze für die Akzeptanz, Verfügbarkeit und Erschwinglichkeit von Alkohol

Silhouette eines menschlichen Kopfes mit zwei Gesichtern, links eine Frau, rechts ein Mann. Dazu links der Text: Alkoholindustrie. Getränke werden für Männer und Frauen unterschiedlich vermarktet. Die Alkoholindustrie spricht Frauen zunehmend durch geschlechtsspezifische Gestaltung, Verpackung und Werbung an. Rechts vom Kopf der Text: Gesellschaft. Reaktionen auf Alkoholkonsum von Männern und Frauen spiegeln allgemeine Geschlechternormen wider. Frauen werden in ihrem Verhalten und Aussehen strenger beurteilt, wenn sie Alkohol getrunken haben. Dagegen wird das Verhalten von Männern nach Alkoholkonsum eher entschuldigt.

In unseren Gesellschaften bestehen nach wie vor geschlechtsspezifische Normen, auch beim Alkoholkonsum. Obwohl bekannt ist, dass Männer und Frauen Alkohol auf unterschiedliche Weise konsumieren und von dessen Schäden unterschiedlich betroffen sind, sind Politik und Praxis der Alkoholkontrolle nach wie vor weitgehend geschlechtsblind. Die Alkoholindustrie nutzt zunehmend geschlechtsspezifische Ansätze, um die Verbraucher*innen anzusprechen. Um mit diesen veränderten Taktiken Schritt halten zu können, ist eine Bestandsaufnahme dessen, was über geschlechtsspezifische Ansätze zur Bekämpfung der Akzeptanz, Verfügbarkeit und Erschwinglichkeit von Alkohol bekannt ist, von entscheidender Bedeutung.

Brustkrebsfälle in Europa so hoch wie nie

Brustkrebs stellt mit mehr als 600.000 Fällen im Jahr 2022 ein großes Gesundheitsproblem für Frauen in Europa dar. Die Rolle des Alkohols als vermeidbarer Risikofaktor für Brustkrebs ist von entscheidender Bedeutung. Brustkrebs ist die häufigste durch Alkohol verursachte Krebserkrankung bei Frauen in Europa und macht 66 % aller durch Alkohol verursachten Krebsfälle aus.

Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass bereits ein relativ geringer Alkoholkonsum zum Brustkrebsrisiko beitragen kann. Mehr als die Hälfte aller alkoholbedingten Brustkrebsfälle in Europa sind nicht auf starken Alkoholkonsum zurückzuführen, und etwa ein Drittel der jährlichen Neuerkrankungen ist auf den Konsum von bis zu zwei kleinen Gläsern Wein pro Tag zurückzuführen.

Die europäischen Länder müssen ihre Bevölkerung vor alkoholbedingten Krebserkrankungen schützen, da die Zeit zur Erreichung der globalen Ziele für nichtübertragbare Krankheiten immer knapper wird.

6 Gründe, warum der neue WHO-Kommentar zu den Gesundheits- und Krebsrisiken von niedrig dosiertem Alkoholkonsum ein Wendepunkt ist

Zweigeteiltes Foto. Links der Sitz der Weltgesundeitsorganisation in Genf. Rechts ein Kellner, der eine Weinflasche mit der Aufschrift 'Alcohol causes cancer: no safe amount' hält. Darin in einem Kreis ein Proträt von der Movendi-Präsidentin Kristína Šperková.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat in der Fachzeitschrift The Lancet Public Health einen Kommentar veröffentlicht: Beim Alkoholkonsum gibt es keine sichere Menge, die der Gesundheit nicht schadet.

In ihrer Stellungnahme analysiert Kristína Šperková die WHO-Erklärung und nennt sechs Gründe, warum diese neue WHO-Publikation einen Wendepunkt darstellt. Kristína berichtet über die Schlüsselbotschaften, die sie für besonders bedeutsam hält, was der neue WHO-Konsens bedeutet und wie sie diesen neuen Kommentar nutzen wird.

Investitionen in die Brustkrebsprävention sind Investitionen in die Gesundheit und das zukünftige Wohlergehen von Frauen

Die Länder haben sich verpflichtet, die vorzeitige Sterblichkeit durch Krebs und andere nichtübertragbare Krankheiten bis 2025 um 25 % gegenüber 2010 zu senken, und zwar durch Maßnahmen zur Stärkung der Gesundheitssysteme und zur Bekämpfung der Risikofaktoren für nichtübertragbare Krankheiten, einschließlich des Alkoholkonsums. Der Pro-Kopf-Alkoholkonsum in der Europäischen Union hat sich seit 2010 nicht verändert, und die Länder sind nicht auf dem richtigen Weg, um ihre Ziele in Bezug auf nichtübertragbare Krankheiten zu erreichen. Daher müssen die Regierungen dringend handeln und eine evidenzbasierte Alkoholpolitik und ‑gesetzgebung umsetzen, um die Belastung durch vermeidbare Krebsarten wie alkoholbedingten Brustkrebs zu verringern.

Zu den Investitionen in die Krebsprävention, wie sie im Europäischen Plan zur Krebsbekämpfung dargelegt sind, gehört auch die Sensibilisierung für die mit dem Alkoholkonsum verbundenen Gesundheitsrisiken, zum Beispiel durch bessere Kennzeichnungsvorschriften für alkoholische Getränke. Gesundheitswarnhinweise, die die Verbraucher*innen über Krebsrisiken informieren, sind bei Tabakerzeugnissen gängige Praxis. Angesichts der Tatsache, dass sowohl Alkohol als auch Tabak seit den 1980er Jahren von der Internationalen Agentur für Krebsforschung als krebserregende Stoffe der Gruppe 1 eingestuft werden, scheint es, als könnten einige Lehren aus der Bekämpfung des Tabakkonsums gezogen werden. Frauen in ganz Europa haben ein Recht darauf, über den Zusammenhang zwischen Alkohol und Krebs, insbesondere Brustkrebs, informiert zu werden, damit sie informierte und gesündere Entscheidungen treffen können.

WHO appelliert an EU-Abgeordnete, Krebsrisiken nicht zu verharmlosen

Sitz des WHO-Gebäudes in Genf mit WHO-Flagge.

Der WHO-Regionaldirektor für Europa, Dr. Hans Henri P. Kluge, und die Direktorin der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC), Dr. Elisabete Weiderpass, haben aktuell eine gemeinsame Erklärung an das Europäische Parlament abgegeben. Ein Fachausschuss des Europäischen Parlaments befasst sich mit der europäischen Antwort auf die hohe Belastung durch nicht übertragbare Krankheiten wie Krebs und Herzkrankheiten sowie mit den Risikofaktoren, die zu dieser Belastung führen, wie Alkohol und Tabak. Der Text des Initiativberichts über nichtübertragbare Krankheiten ist jedoch stark von der Alkoholindustrie beeinflusst. So ist es den Alkohollobbyist*innen gelungen, die Formulierungen im Bericht über Alkoholschäden und alkoholpolitische Lösungen zu torpedieren.

Alkoholpolitik nimmt Schlüsselrolle bei Krebsbekämpfung ein

EU-Kommission bei der Präsentierung des Krebsbekämpfungsplans

Die Europäische Kommission hat den »Europe's Beating Cancer Plan« ins Leben gerufen. Der ehrgeizige Plan zielt darauf ab, die Krebsbelastung in der Europäischen Union für Patient*innen, ihre Familien und die Gesundheitssysteme zu reduzieren. Er wird krebsbedingte Ungleichheiten zwischen und innerhalb der EU-Mitgliedstaaten mit Maßnahmen zur Unterstützung, Koordinierung und Ergänzung der Bemühungen der Mitgliedstaaten angehen. Prävention im Allgemeinen und alkoholpolitische Lösungen im Besonderen sind zentrale Elemente bei den Bemühungen, Krebs in der EU zu besiegen. Europas Plan zur Krebsbekämpfung enthält das Ziel, den Pro-Kopf-Alkoholkonsum bis 2025 um – mindestens – 10 % zu senken, wie es die Länder bereits 2015 bei der Verabschiedung der Agenda 2030 und der Ziele für nachhaltige Entwicklung vereinbart hatten.

Bis zu 4 von 10 neuen Krebsfällen könnten durch gesündere Verhaltensweisen verhindert werden. Um die Krebsinzidenz zu verändern und dafür zu sorgen, dass künftige Generationen besser informiert, gesünder und weniger alkoholbedingten Risiken ausgesetzt sind, bedarf es jedoch kollektiver Maßnahmen und eines Engagements für die öffentliche Gesundheit, das über die individuelle Ebene hinausgeht.

Quelle: Weltgesundheitsorganisation, Regionalbüro Europa

Übersetzt mit www.DeepL.com

Titelseite des OECD-EU-Berichts 'Beating Cancer Inequalities in the EU' neben einer grünen Krebsschleife.

Im Zuge der weltweiten Umwälzungen durch die COVID-19-Pandemie rücken seit langem bestehende Gesundheitsbedrohungen wieder in den Vordergrund der gesundheitspolitischen Agenda. An erster Stelle – und seit langem als größte Bedrohung angesehen – steht Krebs, der bis 2035 die häufigste Todesursache in den 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU), Norwegen und Island (EU+2) sein wird. Krebs hat heute viele Ursachen.

Drei Männer mit Bauhelmen in einer Produktionsstätte

Die Kosten, die durch alkoholbedingte Krebserkrankungen entstehen, wurden bisher nicht geschätzt.

Diese Studie enthält Schätzungen der Produktivitätsverluste durch alkoholbedingte Krebstodesfälle in Europa.

Die Umsetzung kostenwirksamer Maßnahmen zur Verringerung des Alkoholkonsums und zur Verhinderung alkoholbedingter Krebstodesfälle könnte der Gesellschaft wirtschaftliche Vorteile bringen und sollte daher vorrangig behandelt werden.