Seit Jahrzehnten sind die Zahlen des legalen Suchtmittelkonsums in Deutschland dramatisch und mit ihnen die Folgen für die einzelnen Konsumenten und Konsumentinnen sowie für die Gesellschaft insgesamt:

  1. Jährlich sind ca. 74.000 Tote durch Alkoholkonsum und über 100.000 tabakbedingte Todesfälle zu verzeichnen. Das bedeutet, es sterben durch den Konsum legaler psychotroper Substanzen jährlich Menschen in der Größenordnung ganzer Städte wie Lüneburg oder Bayreuth und Cottbus, Trier oder Schwerin.
  2. Allein die Diagnose „Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol“ ist in der Krankenhausstatistik die dritthäufigste, bei Männern sogar die häufigste, Diagnose der vollstationär behandelten Patienten – dazu kommen weitere typische Krankheiten wie alkoholbedingte Leberzirrhose, alkoholbedingte Bauchspeicheldrüsenentzündung, alkoholbedingte Krebserkrankungen sowie alkoholbedingte Unfälle und Verletzungen sowie Suizide unter Alkoholeinfluss.
  3. Innerhalb von elf Jahren stieg die Gesamtzahl der Alkoholvergiftungen um 173,2 % (2000 bis 2010). Obwohl sich die Zahl bei den 10-15-Jährigen und 15-20-Jährigen 2010 leicht verringert hat, ist sie gegenüber dem Jahr 2000 immer noch zweimal bzw. dreimal so hoch.
  4. Die gesundheitliche Ungleichheit zwischen Armen und Reichen konnte im Bereich des schädlichen Suchtmittelkonsums bislang nicht aufgehoben werden, wie sich insbesondere bei der Verbreitung des Rauchens zeigt. Trotz aller Präventionsbemühungen rauchen immer noch mehr Menschen mit niedrigem Sozialstatus als mit hohem.
  5. Allein die direkten Kosten, die riskanter und abhängiger Konsum legaler Drogen für den Einzelnen und die Gesellschaft verursachen, machen für Alkohol 10 Mrd. und für Tabak 8,6 Mrd. Euro aus.

Der Suchtmittelkonsum in Deutschland ist nahezu gleich geblieben. Erfolge bei der Reduzierung des Alkohol-, Tabak- und Cannabiskonsums Jugendlicher und junger Erwachsener in den vergangenen acht Jahren sind zum Stillstand gekommen bzw. haben sich sogar ins Gegenteil verkehrt. Seit 2008, spätestens seit 2010 steigen Alkohol- und regelmäßiger Cannabiskonsum bei jungen Menschen wieder an. Selbst beim Tabakkonsum ist der Erfolgsindikator „Nie-Rauchende“ nicht mehr durchgängig auf dem Aufwärtstrend. Die Zahl der nie-rauchenden jungen Frauen ist seit Langem erstmals wieder gesunken, um zwar um 4,5 %.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat einen „Konsultationsprozess über die Optionen für die Stärkung und Förderung sektorübergreifender Maßnahmen zur Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten durch Partnerschaft" begonnen. Die Zivilgesellschaft (und ihre Organisationen) hatten die Möglichkeit, ihre Sichtweisen, Vorschläge und Anregungen einzubringen. Die Stellungnahmen von IOGT International sowie der European Alcohol Policy Alliance EUROCARE und der Global Alcohol Policy Alliance GAPA finden Sie im Dokumentenbereich.

Im Rahmen einer Konferenz zum Thema »Alkoholpolitik« stellte das Regionalbüro Europa der Weltgesundheitsorganisaation (WHO) in Kopenhagen am 27. März 2012 den Bericht über »Alkohol in der Europäischen Union« vor. »Die Botschaft dieses neuen Berichtes ist, dass die alkoholbedingte Belastung der Gesundheitssysteme in Europa vermeidbar ist«, sagte Zsuzsanna Jakab, die WHO-Regionaldirektorin für Europa.