Drei auf dem Bauch liegende Jugendliche nutzen soziale Medien.

Es ist Freitagabend und du scrollst durch Facebook und blätterst gedankenlos durch Fotos von Freund*innen, als dir eine Werbung für Spirituosen ins Auge fällt. Sie verspricht eine Lieferung innerhalb von einer Stunde und 30 % Rabatt, und schon nimmt dein Freitagabend einen ganz anderen Verlauf.

Es ist kein Geheimnis, dass die Alkoholindustrie die sozialen Medien massiv nutzt, um für ihre Produkte zu werben. Doch wie problematisch ist das wirklich?

Mädchen umarmt seine Mutter, die eine Weinflasche in ihrer Hand hält.

Unter dieser Frage stellt die bundesweite Aktionswoche Alkohol 2024 vom 8. bis 16. Juni die Auswirkungen des Alkoholkonsums auf Dritte in den Mittelpunkt. Denn: Alkohol schadet nicht nur denen, die ihn trinken.

Bundeskabinett auf der Regierungsbank im Bundestag.

In Deutschland wird zu viel Alkohol getrunken. Mit 10,6 Litern Reinalkohol pro Kopf liegt der Alkoholkonsum hierzulande zwei Liter über dem Durchschnitt der OECD-Länder. Das hohe Konsumniveau belastet die Gesundheit des Einzelnen und die der gesamten Bevölkerung. Mehr als 200 Krankheiten werden durch Alkoholkonsum mitverursacht, jedes Glas zu viel erhöht die Risiken. In Deutschland weisen 9 Millionen Menschen einen problematischen Konsum auf. Im Jahr 2016 wurden in Deutschland 62.000 Todesfälle gezählt, die ausschließlich auf Alkohol zurückzuführen waren.

Alkohol schädigt nicht nur die Menschen, die ihn trinken, sondern auch ihr soziales Umfeld und die Gesellschaft insgesamt. Betroffene finden sich in fast allen Lebensbereichen, zum Beispiel in der Familie, am Arbeitsplatz, im Straßenverkehr oder bei Freizeitaktivitäten. Die direkten und indirekten Kosten des Alkoholkonsums in Deutschland belaufen sich auf über 57 Milliarden Euro.

Das Toompea-Schloss in Talling beherbergt das estnische Parlament Riigikogu.

Die Estnische Koalition für Tabak- und Alkoholkontrolle (ETAK) hat dem Ministerium für Wirtschaft und Kommunikation einen Vorschlag für ein komplettes Alkoholwerbeverbot vorgelegt. Der Vorschlag kommt gerade recht, denn das Ministerium arbeitet bereits an Änderungen des Werbegesetzes. Die ETAK hat Bedenken im Bereich der öffentlichen Gesundheit und stützt sich dabei auf umfangreiche Forschungsergebnisse, die zeigen, dass Alkoholkonsum und Werbung negative Auswirkungen haben.