26. Juni »Weltdrogentag« – Alkohol und Tabak auf den ersten Plätzen

Alle reden von Crystal. Medien, Politiker und Praktiker der Suchthilfe. Es ist die aktuell gefährlichste synthetische Droge. Sie ist überall verfügbar, vor allem in Sachsen und in Bayern. Produziert wird in Tschechien und längst auch in Deutschland. Die Droge ruft schwere gesundheitliche Schäden hervor.

Methamphetamin »Crystal Meth« ist ein potenterer und länger wirksamer Abkömmling des Amphetamins. Während das Niveau des Amphetaminkonsums insgesamt schwankt, steigt der Konsum des Methamphetamins. Gemeinsam stehen sie auf Platz zwei der weltweit am häufigsten konsumierten illegalen Drogen. Im Mittelpunkt steht die Zunahme des Konsums in der deutsch-tschechischen Grenzregion: Der Wunsch nach Beratung verdoppelt sich nahezu jährlich. Die Verfügbarkeit steigt, der Preis sinkt. In der Partyszene hat schätzungsweise jeder Vierte einmal oder häufiger »Crystal Meth« konsumiert.

Es sind ja kleine Wunderdinger: Da baut man sie in ein Auto ein, und der Zündschlüssel lässt sich nicht eher bewegen, als bis dass man hinein gehaucht hat. Und dann darf auch noch kein Alkohol im Atem sein. Was heute alles technisch möglich ist, lässt mich immer wieder erstaunen. Die, die diese Geräte verkaufen wollen, finden noch viel mehr gute Argumente. Sie tragen natürlich zur Verkehrssicherheit bei, der Straßenverkehr wird sicherer, es gibt weniger Verkehrsunfälle unter dem Einfluss von Alkohol. Und – mit Blick auf den Normalbürger – man muss seine Gewohnheiten nicht ändern, denn bis zur Grenze von 0,5 Promille ist ja alles in Ordnung.

Im Moment ist wieder die hohe Zeit der Berichte. Das Bundeskriminalamt stellt die »Rauschgiftlage« vor und die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) das »Jahrbuch Sucht 2014«. Das sind wichtige Zahlen, sollen sie doch helfen, daraus fachlich und politisch die richtigen Schlüsse für die Zukunft zu ziehen. Sobald das Wort »politisch« auftaucht, ist die Diskussion selten noch fachlich. Denn eindeutige Ergebnisse sollten ja zu politischen Entscheidungen führen, auch wenn sie unpopulär sind.

Zum kürzlich veröffentlichten Suchtsurvey des Instituts für Therapieforschung erklärt Harald Terpe, Sprecher für Drogen- und Suchtpolitik von Bündnis 90/Die Grünen:
Die jetzt veröffentlichten Zahlen sind die Quittung für eine untätige Sucht- und Drogenpolitik in den letzten vier Jahren. Es ist alarmierend, dass die Zahl der Alkoholabhängigen in Deutschland von 2006 bis 2012 von 1,3 Millionen auf 1,77 Millionen – also um 36 Prozent – angestiegen ist. Die Zahl der Medikamentenabhängigen stieg sogar von 1,5 Millionen auf 2,3 Millionen und damit um 53 Prozent. Und von den 30 Prozent der Bevölkerung, die rauchen, leidet jeder Dritte (10,8 Prozent) an einer Tabakabhängigkeit.