Zeichnung eines Jugendlichen im Scheinwerferlicht. Um ihn herum stehen drei Erwachsene, die ihn nicht bemerken. Dazu der Text: Mama trinkt. Papa trinkt. Nationale Aktionswoche für Kinder von Eltern mit Suchterkrankung, 11. bis 17. März 2024.

In der Schweiz wachsen schätzungsweise 100.000 Kinder in einem durch Alkohol oder andere Substanzen stark belasteten Elternhaus auf. Die jährliche Aktionswoche, die von Sucht Schweiz koordiniert wird, findet dieses Jahr vom 11. bis 17. März statt. Zahlreiche Organisationen in 14 Kantonen führen über 30 Aktionen durch. Immer mehr kulturelle Produktionen wie Film, Theater, Tanz, Podcasts und Musik greifen das Thema auf.

Die Mobilisierung für Kinder suchtkranker Eltern muss weitergehen. Dazu tragen auch immer mehr kulturelle Produktionen bei. Nach Filmen wie »Trinkerkinder«, »Platzspitzbaby« oder »Prinzessin« wird nun der Dokumentarfilm »Löwenzahnkind« während und nach der Aktionswoche an verschiedenen Orten gezeigt. Der Film begleitet die ehemals Betroffene Jasmin auf ihrer Reise nach Portugal, wo sie ihren ehemals heroinabhängigen Vater besucht. Sie und andere Betroffene erzählen ihre Geschichte und berichten von den Herausforderungen und Vorurteilen, mit denen betroffene Kinder konfrontiert sind.

»Alkohol« ist das Thema und der Titel des Theaterstücks von Nina Langensand, die als Tochter eines Menschen mit Alkoholkonsumstörung eine behutsame Auseinandersetzung mit Verletzlichkeit, Abgrenzung, Kontrolle und deren Verlust bietet.

Während und nach der Aktionswoche stehen weitere Produktionen zur Verfügung, wie die französischsprachigen Tanzperformances der TacTic Dance Company (Al-Anon), die Podcast-Chroniken von Charlotte You oder der Song »Wiiter« von Pedro (feat. Leyla Tetteh-Quaye).

Näher hinsehen und die Hand reichen

Diese Angebote sollen die Bevölkerung ermutigen, die Augen offen zu halten und dazu beizutragen, dass betroffene Kinder Unterstützung und Hilfe finden. Die Broschüre »Was kann das Umfeld tun?« gibt Hinweise, wie man mit betroffenen Eltern und Kindern ins Gespräch kommen und für betroffene Kinder da sein kann. Gleichzeitig zeigt sie auf, welche Stellen im Notfall helfen können.

Das Kind muss geschützt werden. Wenn es sich Ihnen anvertraut, sehen Sie es als Geschenk, nicht als Last … Erkennen Sie das Leiden des Kindes, sein Flehen, sein wortloses Signal. Hören Sie zu. Gehen Sie darauf ein, auch auf die Gefahr hin, dass da gar nichts ist.«
Marc ist mit suchtkranken Eltern aufgewachsen.

Die Situation der Kinder von Eltern mit einer Suchterkrankung

Wenn ein Elternteil suchtkrank ist, leidet die ganze Familie darunter. Für die Kinder bedeutet dies oft ein angespanntes, konfliktreiches und unberechenbares Familienklima. Sie sind täglich mit Angst, Scham, Schuldgefühlen, Unsicherheit und nicht zuletzt mit Isolation konfrontiert.

Kinder aus suchtbelasteten Familien lieben ihre Eltern und wollen sie beschützen. Umgekehrt wollen auch suchtkranke Eltern gute Eltern sein und verbergen aus Angst und Scham ihre Probleme. So bleibt die schwierige Familiensituation meist geheim und die Kinder tragen die Last des Geheimnisses durch ihre Kindheit. Ihr Leiden bleibt deshalb oft unerkannt.

Wenn man in einem Dorf lebt, weiß man sehr gut, dass ›alle Bescheid wissen‹. Als Erwachsene blicke ich mit Bitterkeit auf diese Zeit zurück, vor allem gegenüber den Erwachsenen, die mich damals umgaben. Nur wenige haben sich dafür interessiert, was ich durchmachte. Ich war brav und erfolgreich in der Schule, also ›warum sich sorgen?‹«,
Aline, 34 Jahre, aufgewachsen mit einer alkoholabhängigen Mutter.

Lokal, national, international

Die Aktionswoche ist auch Teil einer internationalen Bewegung: Verschiedene Länder wie Deutschland, Großbritannien, Irland, Schweden, Finnland, Slowenien, USA, Südkorea und Indien führen zum Teil seit mehreren Jahren eine solche Aktionswoche durch. In der Schweiz beteiligen sich zahlreiche Organisationen und führen in 14 Kantonen über 30 öffentlichkeitswirksame Aktivitäten durch. Eine Liste der Veranstaltungen und Organisatoren finden Sie unter diesem Link. Die lokalen Organisatoren geben ihre Erfahrungen gerne an die Medien weiter. Auch ehemalige Betroffene stellen ihre Berichte zur Verfügung.

Neuer Rekord bei der Aktionswoche 2024 für Kinder aus suchtbelasteten Familien

Rothaarige Frau in Kundgebung rufend. Dazu das Emblem der Aktionswoche für Kinder aus suchtbelasteten Familien, das eine Erwachsenenhand zeigt, der sich eine Kinderhand entgegen streckt sowie der Hashtag 'Wir sind Millionen'.

Mit einem neuen Rekord an angemeldeten Veranstaltungen startet die diesjährige COA-Aktionswoche für Kinder aus suchtbelasteten Familien vom 18. bis 24. Februar. 150 Veranstaltungen im gesamten Bundesgebiet machen auf die Situation der rund drei Millionen Kinder in Deutschland aufmerksam, die mit mindestens einem suchtkranken Elternteil aufwachsen.

»Wir sind Millionen!«

Porträt einer rufenden jungen Frau in einer Menschenmenge mit dem Logo der Aktionswoche für Kinder aus suchtbelasteten Familien und dem Hashtag 'Wir sind Millionen'.

Aufruf zur 15. Bundesweiten Aktionswoche für Kinder aus suchtbelasteten Familien vom 18. bis 24. Februar 2024.

Etwa jedes fünfte Kind in Deutschland wächst mit einem suchtkranken Elternteil auf, das sind knapp drei Millionen Kinder und Jugendliche. Rund sechs Millionen Erwachsene sind in einer suchtbelasteten Familie groß geworden.

Quelle: Medienmitteilung von Sucht Schweiz