Frau (Rückenansicht) steht auf  großem Platz in Lissabon

Mit Unterstützung unter anderem von Movendi International hat das Schwedische Zentrum für Drogenpolitik (NPC) einen neuen Bericht, verfasst von Pierre Andersson, über Portugals Ansatz in der Drogenpolitik und die Lehren, die man aus der Entkriminalisierung von Drogen in diesem Land ziehen kann, veröffentlicht.

In drogenpolitischen Debatten wird oft auf Portugal als Beispiel für ein Land mit einem erfolgreichen Ansatz in der Drogenpolitik verwiesen. Häufig werden die guten Ergebnisse des Landes bei der Reduzierung des Drogenproblems auf die 2001 eingeführte Entkriminalisierungspolitik zurückgeführt.

Aber das Wissen und Verständnis über die genaue Politik und ihre Ergebnisse ist nicht immer präzise und umfassend informiert. Daher erklärt Peter Moilanen, Direktor des NPC, den Zweck des neuen Berichts folgendermaßen:

»Wir haben diesen Bericht genau deshalb erstellt, weil wir mehr vom portugiesischen Beispiel lernen wollen; welche Maßnahmen sie ergriffen haben und welche davon zu guten Ergebnissen führten.
In der Diskussion in Schweden werden oft Vergleiche zwischen Portugal und Schweden angestellt, und wir haben uns deshalb entschieden, die Entwicklung der beiden Länder in Bezug auf Konsum, Sterblichkeit und Maßnahmen genauer zu betrachten.«

Ergänzt wird die Analyse der portugiesischen Drogenpolitik jedoch durch einen breiteren Überblick über zehn weitere europäische Länder, die Drogen entkriminalisiert haben. Den zusätzlichen Bericht »Entkriminalisierung in Europa« können Sie hier lesen (englisch):

Der Vergleich der Entwicklungen nach der Entkriminalisierung in diesen elf europäischen Ländern zeigt, dass die drogenbedingten Todesfälle in einigen Ländern zu- und in anderen Ländern abgenommen haben. Es scheint also nicht die Entkriminalisierung an sich der entscheidende Faktor für die Entwicklungen zu sein.

Entkriminalisierung von Drogen: Was können wir von Portugal lernen?

Der Autor des neuen Berichts, Pierre Andersson, hat eine Reihe von Interviews vor Ort in Lissabon geführt. Andersson hat auch die Berichte über Portugals Drogenpolitik studiert, die in den letzten Jahren in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht wurden.

Titelbild von "Decriminilisation of Drugs"

Der Zweck des neuen Berichts ist es, ein bestmögliches Bild der enormen Anstrengungen zu vermitteln, die in Portugal zu Beginn des 21. Jahrhunderts unternommen wurden, und der Art und Weise, wie sich die Situation seitdem entwickelt hat.

Der Bericht verdeutlicht, dass die portugiesischen Reformen im Jahr 2001 weitreichender waren als die Abschaffung der Strafen für den Konsum und den Besitz kleiner Mengen von Drogen.

Sie beinhalteten vor allem große Anstrengungen zur Verbesserung der Dienste für eine schnelle und effektive Behandlung und eine gute Koordination zwischen den verschiedenen Maßnahmen im Gesundheitswesen. Dies dürfte zu der Entwicklung beigetragen haben, dass weniger Menschen eine Drogenabhängigkeit entwickelten und infolgedessen die Zahl der drogenbedingten Todesfälle zurückging.

Der Bericht zeigt auch, dass die drogenbedingte Todesrate nach der Reform, als große Anstrengungen zum Ausbau der Gesundheitsversorgung unternommen wurden, sank, um dann wieder auf fast das gleiche Niveau wie vor der Entkriminalisierung zu steigen.

Länderspezifische Daten und mangelhafte Vergleiche verstehen

In der drogenpolitischen Debatte in Schweden werden häufig die Zahlen der Drogentoten zwischen Portugal und Schweden verglichen. Wie der neue Bericht zeigt, sind diese Vergleiche fehlerhaft, da sich die Messmethoden zwischen den Ländern unterscheiden. Beispielsweise werden in Schweden über 75 % aller Todesfälle, bei denen ein positiver Drogentest durchgeführt wurde, letztendlich als »drogenbedingt« gemäß der Definition der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) eingestuft.

Dcch die entsprechende Zahl in Portugal liegt unter 5 %. Der Bericht zeigt auch, dass Schweden doppelt so viele Obduktionen und dreimal so viele forensische Analysen durchführt wie Portugal. Vergleiche zwischen den Zahlen ergeben wenig Sinn, wenn die Methoden so unterschiedlich sind wie es sich derzeit verhält.

Konsumtrends

Was die Trends des Drogenkonsums in Portugal betrifft, so zeigt der neue Bericht, dass der Cannabiskonsum unter Schulkindern zugenommen hat und nun auf einem höheren Niveau liegt als der der entsprechenden Altersgruppe in Schweden.

Es ist natürlich schwierig, die Auswirkungen der Entkriminalisierung an sich auf die Trends des Drogenkonsums in Portugal zu isolieren, aber die Gesetzgebung hat eine regulierende Wirkung und formt Normen und hat somit das Potenzial, präventiv zu wirken.

Von der portugiesischen Drogenpolitik können die Länder noch viel lernen, vor allem in Bezug auf die kurzen Wartezeiten für eine Behandlung und die Koordination zwischen den verschiedenen Gesundheitsdiensten. Die portugiesischen Kommissionen zur Verhinderung von Drogenmissbrauch (CDT), vor denen Menschen, die wegen Besitzes oder Konsums angeklagt sind, erscheinen müssen, stellen beispielsweise schnell Überweisungen an Suchtspezialisten aus. Die schnelle und effektive Reaktion und Weiterbehandlung erhöht aller Wahrscheinlichkeit nach die Chancen der Menschen, Drogenkonsumstörungen und ‑abhängigkeit zu überwinden – oder zu vermeiden.

Der Bericht zeigt auch die Gefahr auf, dass einige wirklich gute Lehren aus Portugal und anderen Ländern übersehen werden, da sie von der Vorstellung überschattet werden, dass die Entkriminalisierung an sich die Lösung für alle Drogenprobleme sei.

Ziel des Berichts ist es daher, einen Beitrag zu einer zielgerichteten und sachkundigen drogenpolitischen Debatte zu leisten und dabei die Initiativen zu berücksichtigen, die ein erhebliches Potenzial zur Schadensminderung und ‑vermeidung, zur Bereitstellung angemessener Dienste für alle, die diese benötigen, und zur Prävention von Drogenkonsum und ‑schäden bei Kindern und Jugendlichen bieten.

Quelle: MOVENDI International

Übersetzt mit www.DeepL.com