In der am 24. November 2023 vorgestellten »Menschenrechtserklärung für die UEFA EURO 2024« verpflichten sich die staatlichen Stellen (Bund, Länder und Austragungsorte) sowie die Veranstalter (UEFA und DFB beziehungsweise EURO 2024 GmbH), bei der Männerfußball-Europameisterschaft in Deutschland »den Menschenrechten Vorrang einzuräumen und sich mit allen menschenrechtlichen Risiken oder Bedenken, die im Zusammenhang mit der UEFA EURO 2024 auftreten können, auseinanderzusetzen«. Diesem Anspruch werden die Verantwortlichen im Hinblick auf den Schutz vor problematischem Glücksspiel im Allgemeinen und den Suchtgefahren von Sportwetten im Besonderen nicht gerecht.
Das Bündnis gegen Sportwettenwerbung fordert daher eine nachhaltige und massenmedial vermittelte Aufklärungskampagne über die Risiken des problematischen Glücksspiels und der Glücksspielsucht mit dem Schwerpunkt Sportwetten.
Mit Betano wird erstmals ein Sportwettenanbieter als Sponsor bei einer UEFA EURO auftreten. Darauf aufbauend starten die Sportwettenanbieter konsequent Werbekampagnen für die EURO 2024. Der Slogan von Interwetten »Du hast das Wissen. Wir haben die Wetten« spielt auf perfide Weise mit der »Kontrollillusion«. Diese ist bei Sportwetten besonders verführerisch, weil Fußballfans glauben, mit ihrem Wissen die Unberechenbarkeit des Glücksspiels ausschalten und auf einfache und bequeme Weise Geld »verdienen« zu können. Dies ist jedoch eine Illusion – es gibt kein »Wissen«, das vor Verlusten bei Sportwetten schützt, und es gibt auch keinen »sicheren Gewinn«.
Die UEFA EURO 2024 macht durch den Sponsor Betano Sportwetten salonfähig und lässt es zu, dass insbesondere die Zielgruppe der fußballbegeisterten jungen Männer zum Glücksspiel verführt wird. Mögliche Kollateralschäden – wie die erheblichen Suchtgefahren – werden hingegen ausgeblendet oder verharmlost.«
Sylvia Schenk, Transparency International Deutschland e. V.
Während die Nationale Anti-Doping-Agentur zur UEFA EURO 2024 eine öffentlich geförderte Präventionskampagne startet, gibt es kein Angebot zur Prävention von Glücksspielsucht. Vor dem Hintergrund des Problemausmaßes mit etwa 1,3 Millionen Menschen mit Glücksspielstörungen in Deutschland, darunter ein erheblicher Anteil von Sportwetter*innen, besteht dringender präventiver Handlungsbedarf.
Die zur UEFA EURO 2024 anreisenden Fußballfans müssen nicht vor Doping, sondern vor Glücksspiel gewarnt werden.«
Ein entsprechender Appell des Bundesdrogenbeauftragten Burkhard Blienert verhallte ungehört.
Es ist Zeit für eine Wende: Nicht die kommerziellen Interessen einzelner Verbände oder Glücksspielanbieter sollten handlungsleitend sein, sondern das Gemeinwohl. Eine Stärkung der Glücksspielsuchtprävention statt der Werbung für potenzielle Suchtmittel erfüllt die selbst gesetzten Ziele der Menschenrechtserklärung mit Leben.«
Markus Sotirianos, Unsere Kurve e. V. & Bündnis gegen Sportwetten-Werbung
Blienert fordert stärkere Regulierung der Werbung für Tabak, Alkohol und Sportwetten
Am 24. April 2023 lud der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung zum Auftakt seiner neuen Veranstaltungsreihe »Debatte (ge)SUCHT« Vertreter*innen aus Wissenschaft, Marketing und Industrie ein und diskutierte mit ihnen über Werbung für Alkohol, Tabak und Glücksspiel.
Blienert forderte dazu eine starke Regulierung von Werbung für Alkohol, Tabak und Glücksspiel. Es müsse Schluss sein mit dem Bierwerbespot bei der Fußballübertragung oder dem Logo auf der Sponsorenwand.
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Blienert übernimmt Schirmherrschaft für Bündnis gegen Sportwettenwerbung
Ob Online-Casinos, Sportwetten oder das klassische Lotto. Glücksspiel erlebt einen Aufwärtstrend in Deutschland. Immer mehr Menschen spielen riskant oder sind abhängig. Mehr als vier Millionen Menschen sind betroffen.
Auch die Werbung für Sportwetten hat mittlerweile immense Ausmaße angenommen. Nicht nur im Pay-TV, sondern auch im öffentlich-rechtlichen Programm wird Sportwettenwerbung gezeigt Die Umsätze der Sportwettenanbieter verzeichneten 2021 ein Umsatzplus von 21 Prozent auf 9,4 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr.
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Quelle: Pressemeldung des Bündnis gegen Sportwetten-Werbung