Euro-Scheine fliegen aus einem offenen Fenster heraus.

Am 27. Juni 2024, dem ersten spielfreien Tag während der UEFA EURO 2024, öffnen sich um 12 Uhr an zahlreichen Orten in Deutschland, Österreich und weiteren europäischen Ländern die Fenster: Organisationen und Privatpersonen werfen überdimensionale Geldscheine in die Luft und machen mit dieser spektakulären Aktion auf die Gefahren von Sportwetten und deren Werbung aufmerksam.

Erstmals ist bei der UEFA EURO auch ein Sportwettenanbieter als Sponsor mit großer Sichtbarkeit, zum Beispiel auf Banden in den Stadien oder auch in den offiziellen Fanzonen, vertreten. Bereits im März haben wir kritisiert, dass UEFA, DFB und EURO 2024 GmbH ihrer menschenrechtlichen Verantwortung zum Schutz vor problematischem Glücksspiel im Allgemeinen und den Suchtgefahren von Sportwetten im Besonderen nicht gerecht werden.

UEFA EURO 2024 scheitert beim Schutz vor problematischem Glücksspiel

Ein Stürmer in weißer Fußballkleidung springt über zwei Verteidiger in roter Fußballkleidung und jagt dem Ball hinterher.

In der am 24. November 2023 vorgestellten »Menschenrechtserklärung für die UEFA EURO 2024« verpflichten sich die staatlichen Stellen (Bund, Länder und Austragungsorte) sowie die Veranstalter (UEFA und DFB beziehungsweise EURO 2024 GmbH), bei der Männerfußball-Europameisterschaft in Deutschland »den Menschenrechten Vorrang einzuräumen und sich mit allen menschenrechtlichen Risiken oder Bedenken, die im Zusammenhang mit der UEFA EURO 2024 auftreten können, auseinanderzusetzen«. Diesem Anspruch werden die Verantwortlichen im Hinblick auf den Schutz vor problematischem Glücksspiel im Allgemeinen und den Suchtgefahren von Sportwetten im Besonderen nicht gerecht.

Die Initiative zu dieser gemeinsamen Aktion ging von der österreichischen Fachstelle Glücksspielsucht Steiermark aus, da Sportwetten in Österreich (als einzigem Land in Europa!) nicht als Glücksspiel, sondern als »Geschicklichkeitsspiel« gelten und daher nicht den gesetzlichen Regelungen für Glücksspiele unterliegen.

Alle teilnehmenden Einrichtungen erstellen Videos von ihrer Aktion und veröffentlichen diese unter dem Hashtag #GenugGewettet oder #LetsKickGamblingAdsOutOfFootball auf ihren Social-Media-Kanälen.

Sportwetten sind Glücksspiel!«
Eva Kouba
Mit dieser Aktion machen wir dreierlei deutlich: Erstens, dass Werbung für Sportwettenanbieter in Stadien, Medien und Öffentlichkeit aus Gründen des Jugend- und Suchtkrankenschutzes nichts zu suchen hat, zweitens, dass wir europaweit die Forderung der österreichischen Landesstellen unterstützen, Sportwetten als Glücksspiel anzuerkennen, und drittens, dass die Teilnahme an Sportwetten für manche Menschen existenzbedrohend ist. Die Anbieter hingegen freuen sich über das gleiche Geld, denn ihre Finanzkraft speist sich vor allem aus den Verlusten der exzessiv oder süchtig Wettenden.«
Markus Sotirianos (Bündnis gegen Sportwetten-Werbung, Unsere Kurve e. V.)
Ziel der Aktion ist es, auf die Risiken von Sportwetten und die Notwendigkeit gesetzlicher Rahmenbedingungen aufmerksam zu machen. Sportwetten gelten als gesellschaftlich akzeptierte Freizeitbeschäftigung für Sportbegeisterte. Durch die Vielzahl der Wettmöglichkeiten und die massive Werbung – insbesondere bei sportlichen Großereignissen – werden Spielbedürfnisse und unrealistische Gewinnerwartungen geweckt. Auch wenn es die Werbung anders vermitteln will: Sportwetten sind Glücksspiel!«
Eva Kouba (Fachstelle Glücksspielsucht Steiermark/Österreich)
In der Glücksspielsucht-Selbsthilfe ist die Sucht nach Sportwetten die am schnellsten wachsende Glücksspielform, die schon sehr junge Menschen ihre Existenz kostet. Anfangs glauben sie, mit ihrem Sportwissen Geld verdienen zu können, doch schon bald geht es nur noch um die Höhe der Quoten und die Gewinnmöglichkeiten, und es spielt keine Rolle mehr, auf welche Sportart gewettet wird. Die Verharmlosung und Werbung für diese Sucht sind mit das Schlimmste.«
Nicole Dreifeld (Vorsitzende Glücksspielfrei e. V., bundesweiter Dachverband der Selbsthilfegruppen)
Auch das beste Sportwissen garantiert keinen Gewinn.«
Konrad Landgraf
Auch das beste Sportwissen garantiert keinen Gewinn. Es ist uns wichtig, dass die Menschen erkennen, dass Sportwetten eine Form des Glücksspiels und keine sichere Einnahmequelle sind. Auch wer sich gut mit Fußball auskennt, kann den Ausgang eines Spiels nicht vorhersagen.«
Konrad Landgraf (Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern)
Der Fußball macht Sportwetten durch übertriebene und zum Teil reißerische Werbung salonfähig, ohne auf die Gefahren hinzuweisen. Dies trifft vor allem männliche Jugendliche, die für den Adrenalinkick von Sportwetten besonders empfänglich sind.«
Sylvia Schenk (Sport- und Menschenrechtsexpertin)