Geschäftsmann am Schreibtisch mit Geldstapel vor Cannabisplantge

Mit der Legalisierung in mehreren US-Bundesstaaten und einer wachsenden Debatte über Legalisierung in Europa ist eine Industrie mit starken Wirtschaftsinteressen entstanden, die sich für die Lagalisierung einsetzt.

Im Sommer fand in Berlin die Internationale Cannabis-Wirtschaftskonferenz statt. Die Messe besuchten 5000 Teilnehmer:innen aus der Cannbisindustrie, Lobbyist:innen und führende deutsche Politiker:innen. Am Vortag wurde eine Konferenz speziell für globale Investor:innen in die Cannabis-Industrie ausgerichtet. Auf dem Cannabismarkt herrschen heutzutage gute Stimmung und große Profitinteressen. Es wird damit gerechnet, dass 2027 der Marktwert in Europa um die 37 Milliarden Dollar betragen wird. Allein in den USA liegt er heute schon bei rund 20 Milliarden. Je mehr Länder ihre Cannabis-Politik liberalisieren, desto größer wird der Markt. Da wundert es nicht, dass die Branche zu den aktiven Akteur:innen für eine Legalisierung gehört.

Die Cannabisindustrie setzte 2021 über 4,2 Millionen Dollar in Lobby-Aktivitäten für verschiedenen Formen der Liberalisierung der Politik in den USA ein. Hinzu kommen Konzerne wie Amazon und solche innerhalb der Tabak- und Alkoholindustrie, die einen beträchtlichen Beitrag mit knapp 31 Millionen einsetzten.

Dies kann man für eine Verschwörungstherie halten. Aber die Entwicklung der Cannabisindustrie spiegelt nur wider, was anderswo schon geschehen ist. Wir finden eine Tabakindustrie, die durch ihre Produkte und Praktiken vielerorts diskreditiert ist. Wir kennen eine starke Alkoholindustrie, die sich ihrer gesetzlichen Regulierung widersetzt, und am liebsten ihre Tätigkeiten am Markt selbst regulieren möchte. Und nun bekommen wir eine Cannabisindustrie, die nach dem gleichen Muster arbeitet. Diese wird gern »Big Cannabis« genannt, was die Wirtschaftsinteressen hinter der Produktion, dem Verkauf und der Werbung für Cannabis und cannabisbezogene Produkte beschreibt. Cannabis wird nun wie Bier und Schokolade verkauft.

Berühmtheiten wie der Rapper Jay Z, der Schauspieler Jim Belushi oder Ex-Boxer Mike Tyson sind auf den Zug mit eigenen Marken aufgesprungen.

Big Tobacco wird Big Cannabis

Die Cannabis-Industrie wird gestärkt, wenn die Politik liberalisiert wird, und bisher hat sie in der Debatte in vielerlei Hinsicht eine Ausnahmegenehmigung erhalten, um die sie die Tabakindustrie vielleicht beneidet. Da nimmt es nicht Wunder, dass Altria, einer der weltgrößten Tabakkonzerne, besser bekannt als Philip Morris USA, mit Marken wie Marlboro, sich Stück für Stück in den Cannabismarkt eingekauft hat, und sich nun sowohl in den US-Bundesstaaten als auch national für die Legalisierung stark macht. British Tobacco sieht Cannabis als wichtigen Bestandteil seines zukünftigen Handels.

Und sie sind nicht allein. Eine der US-Gruppen, die Cannabis Trade Federation, brüstet sich damit, dass sie ein paar Dutzend Lobbyist:innen mobilisieren kann, um dem US-Kongress bei Bedarf die Hand zu reichen.

Liberalisierung, Kommerzialisierung und Normalisierung treiben den Konsum nach oben, wie beim Alkohol nun bald auch bei Cannabis.

Quelle: IOGT Norge