
Eine neue Doktorarbeit in Philosophie von Piia Koivumäki (Universität Jyväskylä) untersucht Sucht anhand von Lauri Rauhalas philosophischer Sichtweise des Menschen. In ihrer konzeptionellen Forschung entwickelt Koivumäki ein ganzheitliches Verständnis von Sucht, bei dem Abhängigkeit als körperlich und gelebt angesehen wird und als etwas, das sich über Lebenssituationen und die persönliche Geschichte hinweg herausbildet, nicht nur im Gehirn oder in der »Willenskraft«.
Entscheidung oder Krankheit, und warum die Debatte festgefahren ist
Substanzabhängigkeit wird oft entweder als eigene Entscheidung einer Person oder als Krankheit dargestellt. Koivumäki argumentiert, dass die öffentliche Diskussion zwischen der Schuldzuweisung an Einzelpersonen und der Reaktion darauf, nämlich der Rede von einer »Gehirnerkrankung«, die darauf abzielt, die Schuld zu beseitigen, festgefahren ist. Sie weist darauf hin, dass Sucht eindeutig eine individuelle und eine gehirnbezogene Ebene hat, aber auch eine soziale Ebene, und dass keine dieser Ebenen allein das Gesamtbild erfasst.
Koivumäki merkt außerdem an, dass die Bezeichnung »Gehirnerkrankung« ein eigenes Stigma schaffen kann und dass vereinfachte Modelle dazu neigen, entweder die Person selbst zu beschuldigen oder sie als unheilbar krank zu bezeichnen. Sie argumentiert, dass es stigmatisierend ist, von der »eigenen Entscheidung« oder einer »unheilbaren Krankheit« zu sprechen, und dass dies weder Hoffnung weckt noch dazu ermutigt, frühzeitig Hilfe zu suchen, was sie als entscheidend beschreibt.
Ein lebenssituativer Ansatz
Anstatt sich hauptsächlich auf Schuld oder Krankheit zu konzentrieren, betont Koivumäki, dass man die Lebenssituationen, die Beziehungen und die Umstände betrachten muss, in denen eine Sucht entsteht. Dieser Ansatz geht über die Sichtweise hinaus, dass ein »fehlerhaftes« oder »krankes« Individuum das Ziel von Stigmatisierung ist, und sie argumentiert, dass die Beseitigung von Stigmatisierung und die Erneuerung der Pflege eine multidisziplinäre Zusammenarbeit erfordern. Ihre Kernaussage ist einfach: Je weiter sich der Blickwinkel erweitert, desto mehr schwindet die Stigmatisierung.
Was sind eigentlich »Alkoholprobleme«, und warum ist das wichtig?

In der Einleitung des kürzlich erschienenen Bestsellers »How the world thinks« (Wie die Welt denkt) schreibt Julian Baggini:
Die meisten Menschen artikulieren nicht bewusst die philosophischen Annahmen, die sie übernommen haben, und sind sich oft nicht einmal bewusst, dass sie welche haben, aber die Annahmen über die Natur des Selbst, die Ethik, die Quellen des Wissens und die Ziele des Lebens sind tief in unseren Kulturen verankert und bestimmen unser Denken, ohne dass wir uns dessen bewusst sind.«
Weiterlesen: Was sind eigentlich »Alkoholprobleme«, und warum ist das wichtig?
Weniger Alkohol ja – Prohibition nein

In der Frankfurter Allgemeinen schrieb Peter Richter im August 2010: »Ganz nüchtern betrachtet, ist ein Alkoholverbot nichts als ein Gebot der Vernunft und die logische Konsequenz aus der Lage und Entwicklung der Dinge.« Klar, das Zitat ist aus dem Zusammenhang herausgenommen. Es geht um das Alkoholverbot. Dazu gehören Herstellung, Import und Handel sowie der Konsum.
Im allgemeinen Sprachgebrauch wird Prohibition als Fremdwort für Alkoholverbot gebraucht. Der Begriff Prohibition stammt aus der Zeit des absoluten Alkoholverbots in den USA von 1919 bis 1933. Was weniger bekannt ist, sind weitere geschichtliche Alkoholverbote, also Prohibition in anderen Ländern wie auf den Färöer Inseln (1907–1928), in Finnland (1919–1932), indischen Provinzen (1950–2000), Island (1915–1922), Norwegen (1916–1927), auf der Prinz-Edward-Insel, Kanada (1901–1948) und in Russland (1919–1925).
Quelle: Nordic Alcohol and Drug Policy Network (NordAN)
Übersetzt mit www.DeepL.com
