Leere Flaschen von oben gesehen

Neue Alkoholgesetze in Vietnam bewirken einen Rückgang des Bierabsatzes. Das neue Gesetz zur Prävention von Alkoholschäden wurde am 14. Juni 2019 von der Nationalversammlung verabschiedet und trat Anfang 2020 in Kraft. Das Gesetz sah unter anderem ein Fahrverbot unter Alkoholeinfluss vor. Seit dem 1. Januar gilt in Vietnam eine Null-Toleranz-Politik für das Fahren unter Alkoholeinfluss.

Das neue Gesetz wurde verabschiedet, um die in Vietnam weit verbreitete Alkoholnorm zu ändern, nach der Alkoholkonsum vor dem Betrieb von Straßenfahrzeugen üblich ist – und nach der Verkehrsunfälle eine der Haupttodesursachen sind. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind mehr als 30 % der Verkehrsunfälle unter Männern in Vietnam auf Alkohol zurückzuführen.

Der Alkohol- und insbesondere der Bierkonsum in Vietnam hat in den letzten Jahren stark zugenommen.

Vietnam ist der drittgrößte Bierkonsument in Asien, und das Biervolumen ist in den letzten sechs Jahren um durchschnittlich 6,6 % gestiegen, verglichen mit dem weltweiten Anstieg von 0,2 %. Dies macht Vietnam zu einem lukrativen Markt für große Bierkonzerne.

Der rapide Anstieg des Alkoholkonsums führte zu einer Zunahme der Alkoholabhängigkeit und anderer alkoholbedingter Schäden, einschließlich der Schäden für Nicht-Konsumenten, wie zum Beispiel mehrere schwere Verkehrsunfälle durch Fahren unter Alkoholeinfluss. Dies motivierte die Regierung zur Einführung des neuen Alkoholkontrollgesetzes.

Seit den neuen Gesetzen ist der Bierabsatz um 25 % zurückgegangen. Einige Barbesitzer in Hanoi behaupten, dass die Zahl der Kunden um 80 % gesunken sei.

Dies verdeutlicht den grundlegenden Interessenkonflikt zwischen der Alkoholindustrie und der vietnamesischen Gesellschaft: Das private Profitinteresse verfolgt einen aggressiven Anstieg des Alkoholkonsums. Das öffentliche Interesse besteht jedoch darin, Alkoholschäden vorzubeugen und zu verringern und somit den Alkoholkonsum zu reduzieren und zu verhindern.

In diesem Interessenkonflikt liegt die Erklärung dafür, warum die Bierindustrie gegen das Alkoholgesetz war und sich in den politischen Entscheidungsprozess einmischte, indem sie aggressiv Lobbyarbeit betrieb, um mehrere Bestimmungen wie das Online-Werbeverbot zu beseitigen und zu verwässern. Für die Bierindustrie bedeuten die Schäden nichts, nur die Gewinne zählen.

Schließlich wurde das Alkoholkontrollgesetz verabschiedet, und es scheint, dass die Strafverfolgungsbehörden es sehr ernst nehmen, insbesondere was das Fahren unter Alkoholeinfluss betrifft.

Berichten zufolge hat die Verkehrspolizei in den zwei Wochen nach Inkrafttreten des Gesetzes landesweit rund 6.300 Autofahrer mit Bußgeldern in Höhe von insgesamt 21 Milliarden Dong belegt. Die Zahl der tödlichen Unfälle ist im Vergleich zu den vorangegangenen zwei Wochen um rund 13 % gesunken.

Neue Alkoholkontrollgesetze »nicht streng genug«.

Nach dem neuen Gesetz

  • können Motorradfahrer mit einer Geldstrafe von 8 Millionen Dong (345 US-Dollar), dem Doppelten des bisherigen Höchstbetrags, und einer möglichen Aussetzung des Führerscheins für zwei Jahre rechnen;
  • müssen unter Alkohol-Einfluss stehende Fahrer von Autos oder Lastwagen mit einer Strafe von 40 Millionen Dong und einem Führerscheinentzug rechnen.

Vietnam besitzt eine weit verbreitete Alkoholnorm, die mit Geschäften, Sport und Feiern in Verbindung gebracht wird. Der Bierverkauf geht zurück, da die Vietnamesen die Gesetze ernst nehmen und ihren Alkoholkonsum im Straßenverkehr reduzieren. Der Gewinn für die öffentliche Gesundheit ist positiv, aber die Bierindustrie beklagt sich natürlich, dass die Gesetze »zu hart« seien und sie die Preise hätte senken müssen, um den Konsum wieder zu steigern.

Aus Sicht der öffentlichen Gesundheit sind die Gesetze »nicht hart genug« angesichts der massiven Alkoholschäden in Vietnam. Wie die Weltgesundheitsorganisation berichtet, sind in Vietnam

  • schätzungsweise 79.000 Todesfälle pro Jahr auf Alkohol zurückzuführen;
  • die negativen Auswirkungen von Alkohol 1,3 % bis 3,3 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) des Landes.

Laut Le Thi Thu, einem Programm-Manager bei der HealthBridge Foundation of Canada mit Sitz in Hanoi, verursacht der Alkoholkonsum zunehmende gesellschaftliche Schäden, darunter Verkehrsunfälle, häusliche Gewalt und soziale Missstände.

Als nächstes steht für Vietnam die Umsetzung einer umfassenden Preispolitik für Alkohol an, zum Beispiel durch eine Erhöhung der Verbrauchssteuern oder die weithin wirksame Mindestpreisgestaltung, welche die öffentliche Gesundheit und Sicherheit für alle Vietnamesen erhöhen würde, indem sie der Strategie der Bierindustrie zur Preisreduzierung entgegenwirkt.

Quelle: MOVENDI International