Vier Exemplare des Schweizer Suchtpanoramas 2023 gefächert aufgestapelt vor hellblauem Hintergrund.

Mit dem deutlichen Ja zur Initiative »Kinder ohne Tabak« hat die Schweizer Bevölkerung gezeigt, dass sie genug hat von der Tabakwerbung, die Jugendliche in die Sucht treibt. Ebenso deutlich war das Nein der Genossenschafter*innen zum Alkoholverkauf in der Migros.

Die Einstellung der Bevölkerung zu Suchtmitteln wie Tabak und Alkohol ist im Wandel begriffen und steht dem Marketing kritischer gegenüber. Doch im Schweizer Parlament dominieren nach wie vor die Lobbys der Industrie. Sie verhindern den Volkswillen und verursachen damit Suchtprobleme.

Gleichzeitig zeigen Umfragen, dass die Bevölkerung heute eine Regulierung von Cannabis wünscht, die über ein Verbot hinausgeht. Die Regulierung von Suchtmitteln soll sich an den gesundheitlichen und sozialen Schäden orientieren und von einer starken Prävention begleitet werden.

Sucht Schweiz fordert die Politik im Wahljahr auf, den Volkswillen endlich ernst zu nehmen.

Das Schweizer Suchtpanorama

Das jährlich erscheinende Schweizer Suchtpanorama beleuchtet epidemiologische Daten, neue wissenschaftliche Erkenntnisse und politische Entwicklungen. Es stellt Zusammenhänge her und kommentiert. Lösungsansätze zur Verminderung der Probleme orientieren sich an international empfohlenen und nachweislich wirksamen Vorgehensweisen.

Das Suchtpanorama gliedert sich in einzelne Module zu den verschiedenen Substanzen und Verhaltensweisen. Diese werden durch einen übergreifenden Artikel zu einem aktuellen Schwerpunktthema eingeleitet.

Alkohol in der Schweiz

Stillstand im Parlament: Ende 2015 wurde die Revision des Alkoholgesetzes nach fast vierjährigen Verhandlungen abgebrochen. Seither hat das Parlament lediglich im Jahr 2016 eine Motion zur gesetzlichen Verankerung von Alkoholtestkäufen angenommen, gleichzeitig aber 2019 den Verkauf von Alkohol auf Autobahnen durchgesetzt.

Der Einführung des Alkoholverkaufs auf Autobahnraststätten ging nicht ein Bedürfnis der Bevölkerung, sondern die Interessenvertretung eines Anbieters voraus. Eine Umfrage der Beratungsstelle für Unfallverhütung zeigte, dass 82 % der Bevölkerung gegen die Ausweitung waren. Im Parlament standen jedoch wirtschaftliche Interessen im Vordergrund.

Bei der Migros konnten sich die 2,2 Millionen Genossenschaftsmitglieder jedoch durchsetzen. Nachdem sich die meisten Geschäftsleitungen und alle Genossenschaftsparlamente für den Alkoholverkauf ausgesprochen hatten, legten die Stimmberechtigten der Migros mit einer Dreiviertelmehrheit ein überwältigendes Nein in die Urne. Sie haben damit deutlich gemacht, dass Alkohol eben kein Produkt wie jedes andere ist.

Schweizer:innen meiden Alkohol auf Autobahnen

Fröhliche Familie im Auto

Anfang 2021 führte die Schweiz an 40 Autobahnraststätten den Alkoholverkauf ein. Doch Alkohol und Straßenverkehr gehören nicht zusammen.

Und erste Daten zeigen, dass die Schweizer Bürger:innen diesen Schritt scheuen. Die Nachfrage nach Alkohol an Raststätten ist gering. Viele Alkoholausschankanlagen mussten entfernt werden, da der Umsatz zu gering war.

Migros bleibt alkoholfrei

Ja oder Nein, Zeichnung von Felix Schaad

Die Migros-Genossenschafterinnen und Genossenschafter haben sich klar entschieden: In allen zehn regionalen Genossenschaften der Schweiz haben sie dafür gestimmt, dass die Migros-Supermärkte, ‑Restaurants und ‑Take-aways auch in Zukunft alkoholfrei bleiben. In allen Regionen haben die Mitglieder für die Beibehaltung des 1928 in den Statuten verankerten Alkoholverkaufsverbots gestimmt, damit die Migros ein Unternehmen mit sozialer Verantwortung ist.

Während die Mehrheit der Schweizer*innen ihren Alkoholkonsum im Zuge der COVID-Pandemie kaum verändert hat, ist bei Risikogruppen eine leichte Polarisierung des Konsumverhaltens zu beobachten. Neue epidemiologische Daten zum Alkoholkonsum in der Schweiz werden erst mit der Veröffentlichung der Ergebnisse der Schweizerischen Gesundheitsbefragung im Laufe des Jahres 2023 zur Verfügung stehen.

Quelle: Medienmitteilung von Sucht Schweiz