Suchtmittelkonsum und Drogen sind in Mecklenburg-Vorpommern weiterhin ein gravierendes und anhaltendes Problem. Insbesondere der starke Alkoholkonsum ist nach wie vor weit verbreitet. »Bei vielen alkoholbedingten Erkrankungen werden Werte registriert, die zum Teil deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegen«, so Gesundheitsministerin Stefanie Drese. Das gelte vor allem auch für die alkoholbedingten Todesfälle bei Männern.
Das sind erschreckende Zahlen, die uns deutlicher kaum zeigen könnten, dass sich im Umgang mit Alkohol etwas ändern muss.«
Drese stellte gestern gemeinsam mit Birgit Grämke, Geschäftsführerin der Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen Mecklenburg-Vorpommern (LAKOST MV), den aktuellen Bericht zur ambulanten Suchthilfe im Rahmen der Landespressekonferenz vor. Der vom Gesundheitsministerium in Auftrag gegebene Bericht basiert auf den Daten von insgesamt 25 ambulanten Sucht- und Drogenberatungsstellen in Mecklenburg-Vorpommern. Dies ist mittlerweile der fünfte Suchtbericht des Landes.
Gesundheitsministerin Drese rief angesichts der Ergebnisse zu einer breiten gesamtgesellschaftlichen Diskussion über Maßnahmen und Strategien gegen Suchtkrankheiten auf. Auch die Politik sei gefordert: »Ich kann mir zum Beispiel sehr gut eine Änderung des Jugendschutzgesetzes in Bezug auf das ›Begleitete Trinken ab 14‹ vorstellen. Es geht vor allem um eine Veränderung in den Köpfen. Es darf nicht normal sein, dass Jugendliche so früh an Alkohol herangeführt werden, zum Beispiel bei Familienfeiern«, betonte Drese. Auch ein generelles Werbeverbot für Alkohol und andere Suchtmittel gehöre auf die politische Agenda, so die Ministerin.
Mit Mitteln in Höhe von fünf Millionen Euro habe das Land in diesem Jahr das Projekt »Kinder und Jugendliche aus psychisch oder suchtbelasteten Familien« (KipsFam) ins Leben gerufen. »Eine eigens eingerichtete KipsFam-Landesfachstelle informiert und sensibilisiert bereits Eltern und Fachkräfte rund um das Thema Sucht. Ab Oktober werden auch die ersten Anlaufstellen in den Landkreisen und kreisfreien Städten ihre Arbeit aufnehmen«, sagte Drese. Darüber hinaus sollen im Rahmen des Projektes künftig auch zielgruppenspezifische Angebote zur Unterstützung und Stärkung betroffener Kinder gefördert werden.
Birgit Grämke, Geschäftsführerin der LAKOST, verdeutlicht: »9790 Menschen haben im vergangenen Jahr Hilfe in einer Einrichtung der Sucht- und Drogenberatung in Anspruch genommen. Davon waren 8836 Menschen mit eigener Symptomatik und 954 Angehörige. Die größte Gruppe unter den Hilfesuchenden sind Berufstätige mit einem Anteil von 36,9 Prozent. Die moderne Arbeitswelt ist geprägt von einem verstärkten Erfolgs- und Leistungsstreben, langen Arbeitszeiten und ständigen Anforderungen an hohe Konzentration und Flexibilität. Fachleute schätzen, dass jeder fünfte bis zehnte Beschäftigte in einem Unternehmen einen riskanten oder schädlichen Suchtmittelkonsum hat. Die Folgen sind häufig Fehlzeiten und Arbeitsausfälle. Es ist ein Umdenken in den Unternehmen erforderlich, um Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Suchtprävention zu etablieren. Wir empfehlen daher allen mittleren und großen Unternehmen, über unsere Landeskoordinierungsstelle einen betrieblichen Suchtkrankenhelfer ausbilden zu lassen“«.
Grundsätzlich können wir Betroffene oder deren Angehörigen nur dazu ermuntern, die zahlreichen kostenfreien und anonymen Hilfsangebote anzunehmen. Auf unserer Internetseite sind die Adressen aller Beratungsstellen zu finden. Die Chipkarte der Krankenkasse ist als Eintrittskarte nicht erforderlich. Es reicht der Wunsch, ein vermutetes Suchtproblem anpacken zu wollen!«
Der 5. Bericht zur ambulanten Suchthilfe kann vollständig unter www.lakost-mv.de heruntergeladen werden.
Quelle: Pressemitteilung des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Sport Mecklenburg-Vorpommern