Neues Positionspapier der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen
Dass die Alkohol-Verhältnisse in Deutschland »normal« seien, glauben wir verständlicher Weise solange, wie wir in Deutschland leben und uns ausschließlich mit Deutschland befassen. Alkohol in Deutschland ist also ebenso normal, wie Handfeuerwaffen bei Minderjährigen in den USA.
Tatsächlich ist etwa der Alkoholverkauf an Tankstellen nicht gerade internationaler Standard, was etwa bei einem kurzen Blick in die benachbarten Niederlande schnell deutlich wird. Verlangen Sie etwa an einer deutschen Tankstelle nach Whisky, so werden Sie vermutlich gefragt, welche Sorte Sie bevorzugen. An einer niederländischen Tankstelle löst dasselbe Begehren eher den skeptischen Blick aus, wie weit ihr offensichtliches Alkoholproblem schon gediehen sei.
Alkohol an Tankstellen? So ganz und gar inakzeptabel wie Cannabis im Kinderzimmer. In Deutschland aber: Selbstverständlich.
Außerhalb Deutschlands und mit guten Gründen ebenso ungewöhnlich ist die legale Alkoholabgabe an Minderjährige. Das deutsche Jugendschutzgesetz ermöglicht, wofür sich biologisch, psychologisch, sozial und gesundheitspolitisch kein einziges Argument finden lässt. Mit Unterstützung international hoch renommierter Mitglieder ihres wissenschaftlichen Kuratoriums hat die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) eine Stellungnahme hierzu verabschiedet, die vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. sowie vom Deutschen Krebsforschungszentrum mitgezeichnet wird.
Quelle: DHS-Newsletter vom 18.11.2015