Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass es keinen gesundheitlich unbedenklichen Alkoholkonsum gibt. Auf dieser Grundlage hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung neue Risikostufen des Alkoholkonsums definiert. Forschende des Robert Koch-Instituts (RKI) haben daraufhin den Alkoholkonsum in Deutschland neu bewertet. Demnach konsumieren 33 % der Erwachsenen Alkohol in einem Umfang, bei dem von einem moderaten bis hohen gesundheitlichen Risiko auszugehen ist.
Das bedeutet, sie trinken drei oder mehr alkoholische Getränke pro Woche. Männer weisen mit 44 % ein solches Konsumverhalten deutlich häufiger auf als Frauen mit 21 %. Der Konsum nahm bei beiden Geschlechtern in höheren Bildungsgruppen zu. Lediglich 21 % der Erwachsenen geben an, gar keinen Alkohol zu trinken. Die Daten stammen aus der RKI-Studie »Gesundheit in Deutschland aktuell«, bei der mehr als 20.000 Menschen befragt wurden.
Autor*innen: Almut Richter, Anne Starker, Anja Schienkiewitz
Zitierung: Richter A, Starker A, Schienkiewitz A. Neubewertung des Alkoholkonsums in Deutschland – Welche Bevölkerungsgruppen haben ein erhöhtes Krankheitsrisiko? J Health Monit. 2025;10(3):e 13396. doi: 10.25646/13396
Quelle: Journal of Health Monitoring
Datum der Veröffentlichung: 24. September 2025
Neubewertung des Alkoholkonsums in Deutschland – Welche Bevölkerungsgruppen haben ein erhöhtes Krankheitsrisiko?
Abstrakt
Hintergrund
Dem neuen Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zufolge gibt es keinen gesundheitlich risikofreien Alkoholkonsum. Demnach sind ein bis zwei alkoholische Getränke pro Woche mit einem geringen, drei bis sechs mit einem moderaten und mehr als sechs mit einem hohen Risiko für gesundheitliche Folgeschäden assoziiert. Nach diesen Kategorien wurde der Alkoholkonsum in Deutschland bewertet.
Methode
Datenbasis ist die Studie Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA 2019/2020-EHIS) des Robert Koch-Instituts mit Daten von 22.708 Erwachsenen. Im telefonischen Interview wurden Häufigkeit und Menge des Alkoholkonsums erfragt.
Ergebnisse
21,1 % der Erwachsenen gaben an, keinen Alkohol zu trinken. 46,3 % haben einen Alkoholkonsum mit geringem Risiko für gesundheitliche Folgeschäden. Einen Konsum mit moderatem oder hohem Risiko gaben 32,5 % der Erwachsenen an, Männer deutlich häufiger (44,3 %) als Frauen (21,4 %). Am häufigsten war dieses Konsumverhalten bei Männern im Alter von 45 bis 64 Jahren sowie ab 65 Jahren (jeweils fast jeder Zweite) und bei Frauen zwischen 45 und 64 Jahren (etwa jede Vierte) und nahm bei beiden Geschlechtern in den höheren Bildungsgruppen zu.
Schlussfolgerungen
Nahezu jede dritte erwachsene Person weist mit drei oder mehr alkoholischen Getränken pro Woche ein Konsumverhalten auf, das mit einem moderaten oder hohen Krankheitsrisiko assoziiert ist. Deshalb sollten Maßnahmen ergriffen werden, die den Alkoholkonsum nachweislich reduzieren, wie Werbeverbote, höhere Besteuerung und Beschränkung der Verfügbarkeit.
Neue Empfehlungen der Gesellschaft für Ernährung zum Alkoholkonsum
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat in einer neuen Stellungnahme ihre bisherigen Empfehlungen zum Umgang mit Alkohol ersetzt. Sie folgt damit neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, die zeigen, dass es keine gesundheitlich sichere Menge an Alkohol gibt, die einen unbedenklichen Konsum ermöglicht. Die DGE empfiehlt daher, auf alkoholische Getränke zu verzichten. Wer dennoch alkoholische Getränke zu sich nimmt, sollte vor allem hohe Alkoholmengen vermeiden. Dies gilt insbesondere für junge Menschen. Kinder, Jugendliche, Schwangere und Stillende sollten generell alkoholfrei leben.
In einem Sonderdruck der »Ernährungs-Umschau« mit dem etwas gestelzten Titel »Alkohol-Zufuhr in Deutschland, gesundheitliche sowie soziale Folgen und Ableitung von Handlungsempfehlungen« möchte die DGE nicht nur Handlungsempfehlungen für das individuelle Alkoholkonsumverhalten geben, sondern auch Hinweise für gesundheitspolitische Maßnahmen, die zur Minimierung gesundheitlicher Schäden in der Bevölkerung beitragen.
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Jeder Alkoholkonsum ist schädlich
Das Wissenschaftliche Kuratorium der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS), dem besonders renommierte Wissenschaftler*innen aller für die Abhängigkeit relevanten Disziplinen angehören, hat ein neues Positionspapier mit »Empfehlungen zum Umgang mit Alkohol« erarbeitet. Der Vorstand der DHS, dem im Wesentlichen die Vertreter*innen der auf dem Arbeitsfeld tätigen Verbände angehören, hat diesem Papier zugestimmt und in der Zwischenzeit wurde es in der Zeitschrift »SUCHT 2/2024« veröffentlicht.
Quelle: Robert-Koch-Institut