Australien und COVID-19: Alkoholbedingte Todesfälle während der Pandemie angestiegen

Neue Daten des Australian Bureau of Statistics (ABS) zeigen, dass die Zahl der durch Alkohol verursachten Todesfälle in Australien im Jahr 2020 im Vergleich zu 2019 um 8,3 % gestiegen ist.

2019 verzeichneten australische Frauen die höchste alkoholbedingte Sterblichkeitsrate in der zehnjährigen Zeitreihe. So hoch war die alkoholbedingte Todesrate bei Frauen bisher nur einmal im Jahr 2015.

Aus den neuen Daten des Australian Bureau of Statistics (ABS) geht hervor, dass die Zahl der alkoholbedingten Todesfälle im ersten Jahr der Pandemie gestiegen ist. Dieser Anstieg erfolgte, während die fünf häufigsten Todesursachen alle zurückgingen.

• Die Daten zeigen eine Zunahme der alkoholbedingten Todesfälle in Australien um 8,3 % von 2019 bis 2020. Dies waren 108 zusätzliche Todesfälle.
• Der Anstieg der Rate ist größtenteils auf Erkrankungen zurückzuführen, die mit dauerhaftem Alkoholkonsum einhergehen, einschließlich Leberzirrhose.
• 2019 verzeichneten australische Frauen mit 2,8 Todesfällen pro 100.000 Frauen und einem Anstieg von 12 % die höchste alkoholbedingte Sterblichkeitsrate in der zehnjährigen Zeitreihe. So hoch war die alkoholbedingte Sterblichkeitsrate bei Frauen bisher nur einmal im Jahr 2015.
• Bei den australischen Männern stieg die Zahl der alkoholbedingten Todesfälle um 6,9 %. Dies ist jedoch weder die höchste Todesrate noch der höchste Anstieg in der Zeitreihe.

Es gibt wirklich immer mehr alkoholbedingte Probleme. Die Zahl der Krankenhauseinweisungen wegen alkoholbedingter Probleme hat zugenommen«, so Paul Haber, Professor für Suchtmedizin an der Universität von Sydney, laut The Sydney Morning Herald.

Ausbeutung der Pandemie: Profit geht vor Gesundheit

Die Alkoholindustrie nutzte die anhaltende Pandemie aus, um den Alkohol noch stärker zu vermarkten und die Menschen zum Kauf und Konsum von mehr Alkohol zu bewegen. Ein im vergangenen Jahr von der Foundation for Alcohol Research and Education veröffentlichter Bericht ergab, dass die Menschen in Australien während der Pandemie alle 35 Sekunden auf Facebook und Instagram einer Alkoholwerbung ausgesetzt waren.

Als im Juni dieses Jahres im Großraum Sydney Lockdown-Maßnahmen angekündigt wurden, sahen sich die Einwohner erneut mit einer Lawine von Alkoholwerbung konfrontiert. Diese Werbung beinhaltet höchst unethische Themen, darunter:

• Ermunterung zum Horten von Alkohol durch Online-Verkauf und ‑Lieferung;
• Vermarktung von Alkohol als Bewältigungsmechanismus während COVID-19; und
• Irreführende »gesündere« Alkoholoptionen.

Während die Zahl der Alkoholtoten steigt, war die Pandemie für die Alkoholindustrie eine lukrative Marketingmöglichkeit. Ihre Umsätze und Gewinne stiegen während der Pandemie in Australien rapide an.

Daten des australischen Statistikamtes zeigen, dass

• er australische Alkoholhandel im Jahr 2020 einen Umsatz von 15,6 Milliarden Dollar erzielte;
• der Einzelhandelsumsatz mit Alkohol zwischen 2018 und 2019 nur um 195 Millionen Dollar gestiegen ist, zwischen 2019 und 2020 jedoch um 27 % und damit um 3,3 Milliarden Dollar.

Wie der Anstieg der alkoholbedingten Todesfälle im Jahr 2020 zeigt, gehen diese massiven Gewinne der Alkoholindustrie auf Kosten der Gesundheit und des Wohlbefindens der Menschen und der Gesellschaft.

Movendi International hat bereits früher über die Schäden berichtet, die den Australier:innen durch die massive Vermarktung von Alkohol und den steigenden Alkoholkonsum entstehen. Zum ersten Mal seit vier Jahren ist die Zahl der Australier:innen, die Alkohol konsumieren, im Jahr 2020 gestiegen. Und nicht nur das: Auch die Zahl der alkoholbedingten Notarzteinsätze ist um 9 % gestiegen.

Die Praktiken der Alkoholindustrie gefährden Kinder

Australische Kinder sind durch die Online-Vermarktung und den Online-Verkauf von Alkohol gefährdet. Wie ein anderer Bericht von FARE zeigte, verwendet keiner der untersuchten großen Online-Alkoholhändler eine Altersüberprüfung am Verkaufsort, um das Alter zu bestätigen.

Veränderungen sind notwendig, und die Menschen wollen bessere alkoholpolitische Lösungen, wie die jüngsten Änderungen der Alkoholgesetze in Südaustralien zeigen.