Vermutlich … illegal?
Nichtregierungsorganisationen richten eine Beschwerde an die französische Regierung: Carlsberg und die UEFA umgehen während der Fußball-Europameisterschaft absichtlich französisches Recht und setzen dabei Millionen von Kindern Alkoholwerbung aus.
Aggressives Alkohol-Marketing erreicht 1.9 Milliarden Menschen
Carlsberg ist einer von zehn offiziellen Sponsoren der vierwöchigen EURO 2016, der alle vier Jahre stattfindenden europäischen Herren-Fußballmeisterschaft, die durch den europäischen Fußballverband UEFA ausgerichtet wird. Die EURO 2012 erreichte ein Publikum von mehr als 1,9 Milliarden Menschen und ist eines der populärsten sportlichen Ereignisse in der Welt.
Zivilgesellschaftsorganisationen haben die Alkohol-Marketingtätigkeiten von Carlsberg während der EURO verfolgt. »Wir sind nicht überrascht aber äußerst betroffen. Carlsberg und die UEFA haben sich mit aggressivem Alkohol-Marketing überall im ganzen Turnier betätigt. Carlsberg ist fast jede Minute während der Übertragungen der Spiele sichtbar,« berichtet Kristina Šperková, Präsidentin von IOGT International.
Französisches Gesetz umgangen
»Es ist nicht hinnehmbar, dass Alkoholwerbung im Sport, die in Frankreich nach dem Gesetz verboten ist, kontinuierlich betrieben wird,« betont Wim van Dalen, Präsident des europäischen Zentrums zur Beobachtung von Alkohol-Marketing (EUCAM).
Das ›Loi Evin‹, wie die französische Alkohol-Marktregulierung heißt, verbietet jede Verbindung zwischen Alkohol-Marketing und Sport sowie zwischen Alkohol-Marketing und Jugend.
Carlsberg und die UEFA überlisten dieses Gesetz offenkundig, in dem sie Carlsbergs Markennamen auf der Bandenwerbung durch einen Slogan ersetzen, der in der leicht-erkennbaren Carlsberg-Schriftart geschrieben ist.
Alkoholwerbung erscheint fast jede Minute
Neue Forschungsergebnisse von »Alcohol Concern« während der Gruppenspiele haben gezeigt, dass Zusschauer der Spiele von England und Wales fast jede Minute Alkoholwerbung zu Gesicht bekamen. Während der Fernsehübertragungen der Gruppenspiele beider Länder erschien die Bandenwerbung für Carlsberg 392-mal - im Durchschnitt 78,4-mal pro Spiel, oder alle 72 Sekunden.
Über 50 unethische Praktiken festgestellt
Zusätzlich hat die Kampagne »Big Alcohol Exposed« mehr als 50 Fallbeispiele von unethischen Praktiken durch Carlsberg und UEFA gesammelt. Die Fälle beinhalten:
- Spieldurchdringende Bandenwerbung
- Werbung vor und nach dem Spiel bei Interviews und Pressekonferenzen
- Fanartikel
- Werbeeinblendungen bei speziellen Momenten jeden Spiels wie ›bestes Tor‹ und ›Spieler der Begegnung‹
- Die UEFA-EURO 2016-Smartphone-App
- Aktivitäten in sozialen Medien (Twitter) durch Carlsberg und die UEFA
Markenwerbung erhöht minderjährigen Alkoholkonsum
Forschungsergebnisse zeigen, dass die Werbung für spezifische Alkohol-Marken ein bedeutender Prädiktor minderjährigen Alkoholkonsums darstellt, wobei Jugendliche zwischen 13 und 20 Jahren mehr als 5-mal häufiger Marken konsumieren, die im nationalen Fernsehen beworben werden. Besonders alarmierend ist die Tatsache, dass Anfang diesen Jahres eine systematische Literaturstudie eine positive Verbindung zwischen Alkohol-Sportsponsoring und erhöhtem Alkoholkonsum bei erwachsenen Sportlern und Schulkindern nachwies.
»Das Vorkommen der Alkoholwerbung im Sport, vor allem im Fußball, der bei Kindern und Jugendlichen sehr beliebt ist, ist enorm«, erklärt Tom Smith, Kampagnen-Direktor von ›Alcohol Concern‹. »Wir wissen bereits aus unseren bisherigen Untersuchungen, dass die Hälfte der britischen Kinder führende Biermarken mit Fußball assoziiert. Sport soll aktive Teilnahme und gute Gesundheit inspirieren, nicht aber Alkoholkonsum.«
Verbände appellieren an die französische Regierung und die EU-Kommission
»Die EURO 2016 liefert ein weiteres Beispiel für die Notwendigkeit Carlsberg und die Alkoholindustrie für die Umgehung französischer Gesetze verantwortlich zu machen«, fordert Wim van Dalen.
»Deshalb werden wir in dieser Woche eine offizielle Beschwerde an die französische Regierung einreichen und die Europäische Kommission auffordern mehr zu tun, um Kinder und Jugendliche vor der Vermarktung von Alkohol zu schützen.«