Wie die Alkoholindustrie Gesetze beugte, um während der UEFA EURO 2016 für Alkohol zu werben
Wie die Alkoholproduzenten die Gesetzgebung überlisteten, die Kinder während des UEFA-Fußballturniers »Euro 2016« vor Alkoholwerbung schützen sollte, zeigt ein soeben veröffentlichter Bericht. Forscher am Institut für Soziales Marketing der Universität von Stirling haben in drei Ländern – Frankreich, Großbritannien und Irland – mehr als 100 Alkoholeinblendungen pro TV-Übertragung gezählt. Der größte Teil der Werbung geschah auf den am besten sichtbaren Plätzen wie der Seitenlinie. Diese Werbung fand ungeachtet der Tatsache statt, dass das Turnier in Frankreich ausgetragen wurde, wo Alkohol-Fernsehwerbung und Sponsoring durch das »Loi Évin« verboten sind.
Der Bericht »Foul Play? Alcohol marketing during UEFA Euro 2016« wurde zur Europäischen Gesunde-Stadien-Konferenz im Emirates-Stadion am 27. April in London vorgestellt.
Eine Analyse des Filmmaterials hat ergeben, dass Alkoholwerbung im Schnitt einmal alle zwei Minuten erschienen ist. Am häufigsten geschah dies in Form einer so genannten ›Alibi‹-Werbung, die indirekte Markenzuweisungen verwendet, um ein Produkt, aber nicht dessen herkömmliches Firmenzeichen oder den Markennamen zu bewerben. Carlsberg war die am häufigsten erwähnte Marke in allen drei Ländern, die ihren Slogan ›Wahrscheinlich das beste in der Welt‹ ohne Erwähnung des Produktnamens verwendete. Diese Art des ›Alibi‹-Marketings war eine übliche Praxis der Tabakindustrie bei Sportveranstaltungen, als dort für sie Werbebeschränkungen eingeführt wurden.
Dr. Richard Purves, Projektleiter am Institut für Soziales Marketing der Universität von Stirling:
»Wichtige Sportveranstaltungen wie das UEFA-EURO-Turnier, die an Zuschauer überall in der Welt ausgestrahlt werden, bieten eine erstklassige Gelegenheit für die Alkoholindustrie, um sich direkt an ein globales Publikum zu wenden. Um Kinder und Jugendliche weiterhin vor der Alkoholwerbung zu schützen, müssen bestehende Gesetze wie diejenigen in Frankreich hochgehalten und von allen beteiligten Parteien respektiert werden und dürfen keinesfalls als verhandelbar gelten.«
Katherine Brown, Leiterin des Londoner Instituts für Alkoholforschung:
»Es gibt stichhaltige Belege dafür, dass Alkoholwerbung Kinder dazu ermutigt, früher und in größeren Mengen zu trinken. Die Ergebnisse dieses Berichts zeigen, dass die Alkoholindustrie beim Verbiegen der Regeln zu Werbeeinschränkungen in die Fußstapfen ihrer Kollegen aus der Tabakbranche tritt, wodurch die Gesundheit von Kindern gefährdet wird.«
Eric Carlin, Leiter der Schottischen Gesundheitsaktion für Alkoholprobleme (SHAAP):
»Sport sollte ein alkoholfreier Raum sein. Die Alkoholwerbung während der UEFA EURO 2016 macht überdeutlich, dass Organisatoren von Sportveranstaltungen sich gegen Taktiken der Alkoholindustrie behaupten müssen, die die Gesetze zum Schutz von Kindern verspotten.«