Auf der EU-Flagge als Hintergrund ist der Umriss Europas zu sehen, in dem Hopfenfelder abgebildet sind.

Die Brauindustrie möchte, dass die europäischen Politiker*innen sehen, wie viel Gutes sie für die europäischen Gesellschaften tut. Doch ihre Argumente kommen Emil Juslin, dem ehemaligen politischen Sekretär der schwedischen Organisation IOGT-NTO, bekannt vor.

Der Branchenverband Brewers of Europe hat im Vorfeld der Wahlen zum Europäischen Parlament im Juni ein Sieben-Punkte-Manifest formuliert. Sie nennen es ein Manifest für eine nachhaltige Zukunft des Bierbrauens und wollen, dass die europäischen Politiker*innen in der nächsten Legislaturperiode die Vorteile des Bieres für die Gesellschaft anerkennen.

In einer Pressemitteilung von Brewers of Europe heißt es, Bier sei das beliebteste Getränk der Europäer*innen und leiste einen wirtschaftlichen und sozialen Beitrag zur europäischen Gesellschaft. Die Bierindustrie wird immer wieder als nachhaltig und als Schlüssel zur Förderung eines moderaten Alkoholkonsums beschrieben.

Dem Manifest zufolge sollte die europäische Alkoholpolitik all die Vorteile widerspiegeln, die Bier den Europäer*innen in Bezug auf Wirtschaftswachstum, Umweltschutz und Wohlbefinden biete. Dies sollte nach Ansicht des Branchenverbandes in erster Linie durch die Anerkennung von Bier als alkoholreduzierte Alternative geschehen, die die Verbraucher*innen zu einem verantwortungsvollen Konsum anregen kann.

Die Bierindustrie stellt Bier gerne als ein weniger schädliches Getränk dar, das zur Schadensbegrenzung beiträgt, während in Wirklichkeit viele Menschen allein durch den Bierkonsum alkoholbedingte Schäden erleiden«, sagt Emil Juslin, ehemaliger politischer Sekretär von IOGT-NTO, der kürzlich eine Masterarbeit über die Alkoholpolitik in der EU geschrieben hat.
Was sie wirklich sagen, ist, dass sie eine niedrigere Alkoholsteuer wollen.«
Emil Juslin

Obwohl die Bierindustrie bisher Bier als weniger schädliches Getränk hervorgehoben hat, stellt er einen Wandel fest.

Ich finde es bemerkenswert, dass sie Bier so deutlich als eine Option der ›Harm Reduction‹ anpreisen, die ihrer Meinung nach eingesetzt werden sollte, um alkoholbedingte Schäden zu reduzieren. Dies steht natürlich im Widerspruch zu den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO für eine wirksame Alkoholpolitik, die darauf abzielt, den Alkoholkonsum insgesamt zu reduzieren, beispielsweise durch hohe Steuern.«

Darüber hinaus werden sechs weitere Punkte genannt, die die europäischen Politiker*innen berücksichtigen sollten. Dazu gehören Steuererleichterungen, die Förderung von Innovationen in der Branche und »verhältnismäßige« Gesetze darüber, was auf Bieretiketten stehen muss.

Was sie wirklich sagen, ist, dass sie eine niedrigere Alkoholsteuer wollen. Derzeit gibt es einen nicht zu unterbietenden Mindeststeuersatz auf Alkohol. Er beträgt für Wein 0 Prozent, während Bier und Spirituosen besteuert werden müssen. Es stimmt, dass dies dazu führt, dass Weinprodukte weniger besteuert werden, aber die Lösung ist nicht eine Steuererleichterung für Bier. Stattdessen sollten alle alkoholischen Getränke entsprechend ihrem Alkoholgehalt besteuert werden.«

Der vierte Punkt, zu dem Juslin sich am deutlichsten äußert, ist das Marketing.

»Am erschreckendsten ist, dass sie die Werbung für alkoholische Produkte und für alkoholfreie Alternativen zu alkoholischen Produkten erleichtern wollen. Der WHO zufolge ist die Einschränkung des Marketings eine der wirksamsten Möglichkeiten, alkoholbedingte Schäden zu verringern.«

Wir wissen, dass selbst wenn Sie für alkoholfreies Bier werben, die Verbraucher*innen dies als Werbung für eine Biermarke ansehen. In Norwegen gibt es ein Werbegesetz, das die Werbung für alkoholfreie Getränke verbietet, die sich in Namen und Aussehen nicht wesentlich von alkoholischen Getränken unterscheiden. Ich denke, das ist ein gutes Beispiel dafür, wie es gehen kann.«

Juslin nimmt auch zu Punkt 5 Stellung, der den Inhalt des Etiketts betrifft. »Die Bierindustrie wünscht sich digitale Lösungen für die Kennzeichnungspflicht von Bier in Form von QR-Codes. Darauf drängt die Alkoholindustrie in Brüssel schon lange, um zu vermeiden, dass Produkte mit Zutatenlisten auf der Flasche oder Dose versehen werden müssen. Digitale Lösungen haben sich als weniger effektiv erwiesen. So zeigte eine Studie aus Barcelona, dass nur wenige Promille der Befragten den QR-Code öffneten.«

Obwohl alkoholbedingte Schäden auf allen Ebenen des Konsums auftreten, möchte die Branche betonen, dass es in der Verantwortung des Einzelnen liegt, verantwortungsvoll Alkohol zu trinken.«
Emil Juslin

Schließlich betont das Manifest, dass Europa weiterhin eine führende Rolle in der Bierproduktion spielen sollte, insbesondere indem Bier als Teil der EU-Agrarpolitik betrachtet wird. Bier wird oft nicht als landwirtschaftliches Erzeugnis angesehen. In der EU ist in diesem Zusammenhang meist von Wein die Rede. »Ich vermute, dass dies ein Versuch ist, die Position von Bier unter den landwirtschaftlichen Produkten zu stärken. Sie wollen auf EU-Ebene das Narrativ stärken, dass kommerzielle Interessen Vorrang haben sollten und nicht die Reduzierung alkoholbedingter Schäden.« Juslin erkennt auch einige alte Steckenpferde wieder.

»Obwohl Alkoholschäden auf allen Ebenen des Konsums auftreten, was vielen Menschen gar nicht bewusst ist, möchte die Industrie betonen, dass es in der Verantwortung des Einzelnen liegt, verantwortungsvoll Alkohol zu trinken – auch wenn es die Produkte sind, die Schaden verursachen.«

Seiner Meinung nach geht aus dem Manifest klar hervor, dass es der Bierindustrie nur darum geht, die Menschen zum Alkoholkonsum zu bewegen.

Sie wollen die Entwicklung von mehr alkoholfreien Produkten ermöglichen, anstatt das Angebot an alkoholischen Produkten zu reduzieren. Alkoholfreie Produkte werden im Manifest nur im Abschnitt über Marketing erwähnt. Überall sonst ist von ›alkoholarmen‹ Produkten die Rede.«

Das Manifest der Brauereiindustrie

Brewers of Europe ruft die EU dazu auf:

  1. Bier als Getränk mit geringerem Alkoholgehalt anzuerkennen, das die Verbraucher*innen zu einem mäßigen Konsum anregen kann, um so die Ziele der Wirtschaft mit denen der öffentlichen Gesundheit in Einklang zu bringen.
  2. sich für eine progressivere Alkoholbesteuerung einzusetzen, die gerecht ist und – unter Wahrung des nationalen Rechts zur Festlegung der Steuerhöhe – die Vorteile anerkennt, die sich aus der Hinwendung der Verbraucher*innen zu alkoholärmeren Getränken ergeben, sowie die Arbeitsplätze, die durch die Bierproduktion im Gastgewerbe und in der Landwirtschaft geschaffen werden, und die Wertschöpfung der Brauereien von der lokalen bis zur europäischen Ebene.
  3. die Unterschiede in der Gesetzgebung zu Verpackungen und Verpackungsabfällen zu beseitigen, indem sie einen fairen Ansatz fördert, der die Brauereien in ihren Recycling-Bemühungen unterstützt und andere Branchen dazu zwingt, diesem Beispiel zu folgen.
  4. Innovationen im Bereich alkoholarmer Produkte zu fördern, indem sie Maßnahmen unterstützt, die Investitionen in die Herstellung und Vermarktung von Bier, einschließlich alkoholarmer und alkoholfreier Alternativen, fördern.
  5. Kennzeichnungsregeln zu entwickeln, die wesentliche, objektive und vergleichbare Fakten wie Inhaltsstoffe und Kalorienangaben auf allen alkoholischen Getränken in den Vordergrund stellen und gleichzeitig den digitalen Wandel fördern, um die Verbraucher*innen zu stärken.
  6. die Gesetzgebung für eine nachhaltige Lebensmittelproduktion voranzutreiben, die Innovationen fördert und Investitionen in die Dekarbonisierung der gesamten Agrar- und Lebensmittelkette, einschließlich der Brauindustrie, erhöht, um den grünen Wandel zu beschleunigen und die EU-Klimaziele für 2030 zu erreichen.
  7. Europas Position als führender Bierproduzent zu erhalten, indem sie unnötige bürokratische Hürden beseitigt, eine solide Industriepolitik betreibt, die die Brauereien beim Übergang zur Digitalisierung und beim ökologischen Wandel unterstützt, und den Dialog über die Zukunft der EU-Agrarpolitik auf die gesamte Lebensmittelkette ausweitet, indem sie Bier und seine Rohstoffe als strategische Produkte für eine wettbewerbsfähige und nachhaltige Agrarpolitik anerkennt.

Quelle: accent

Übersetzt mit www.DeepL.com