Gebäude des belgischen Regierungssitzes in der Wetstraat, Brüssel

Die föderale Regierung Belgiens hat sich auf einen Alkoholplan geeinigt. Dies wurde vom Kabinett von Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke (Vooruit) bestätigt.

Die Vorschläge der Bundesregierung müssen jedoch noch in einer interministeriellen Konferenz mit den Landesregierungen abgestimmt werden. Dies wird im Dezember geschehen.

Die Bundesregierung erklärt, sie wolle alles tun, um den übermäßigen und damit schädlichen Alkoholkonsum weiter zu reduzieren, sowohl aus Sicht der öffentlichen Gesundheit als auch der Verkehrssicherheit,« so Vandenbroucke.

Die Regierung hat vor allem junge Menschen im Visier, da sie am meisten unter den schädlichen Auswirkungen des Alkoholkonsums leiden.

Der Alkoholplan sieht ein Verbot der Werbung für Jugendliche im Fernsehen, im Kino, in den sozialen Medien sowie in Zeitungen und Zeitschriften vor, die sich an ein überwiegend minderjähriges Publikum richten. Außerdem wird eine Altersgrenze von 18 Jahren für mit Alkohol angereicherte Biere (Desperados) und Weine vorgeschlagen sowie ein Betreuungskonzept für junge Menschen, die mit einer Alkoholvergiftung oder nach einem alkoholbedingten Verkehrsunfall ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Hendrik Peuskens, Vorsitzender des flämischen Kompetenzzentrums für Alkohol und andere Drogen (VAD), findet es schwierig, abzugrenzen, welche Medien auf Jugendliche abzielen:

Schauen unsere Jugendlichen nicht zum Beispiel Fußball, wo man Alkoholwerbung sieht? Ein Werbeverbot für die allgemeine Bevölkerung ist wirksamer, wie wir aus den Erfahrungen mit dem Rauchen wissen,« so Peuskens laut vrt nws.

Zu den weiteren Vorschlägen gehört auch ein Alkoholverbot zwischen 22.00 und 7.00 Uhr in Geschäften entlang von Autobahnen. Peuskens jedoch befürchtet, dass dies auch tagsüber möglich sein wird: »Wenn wir bald alle unser Elektroauto aufladen und 15 Minuten oder länger warten müssen, mache ich mir Sorgen, dass dort weiterhin Alkohol erhältlich sein wird.« Die Auswirkungen dieser Maßnahme werden sich daher in Grenzen halten, meint Peuskens:

Wir hören von den Geschäften, dass sie einen großen Teil ihres Umsatzes mit dem Verkauf von Alkohol machen. In unserem betriebsamen Land, in dem man an jeder Ausfahrt ein anderes Geschäft findet, bringt es nicht viel, den Umsatz für ein paar Stunden zu senken.«
Hendrik Peuskens, VAD, in vrt nws

Zu guter Letzt sieht der Alkoholplan ein Verbot des Verkaufs gekühlter alkoholischer Getränke durch Automaten sowie von Spirituosen in Krankenhäusern vor. Eine gekühlte Dose Bier oder gekühlter Wein aus dem Automaten wird dort nicht mehr möglich sein. Allerdings wird der Alkoholverkauf in Krankenhauskantinen weiterhin erlaubt bleiben. Auch hier spricht Peuskens von einer verpassten Gelegenheit:

Wir wissen, dass viele gefährdete Menschen mit alkoholbedingten Gesundheitsproblemen in die Krankenhäuser kommen. Wenn man gar keinen Alkohol anbieten würde, könnte man tief hängende Früchte ernten.«
Hendrik Peuskens, VAD, in vrt nws

Auch andere belgische Expert:innen vermissen das strukturelle Bild. Sie vermuten einen starken Einfluss der Alkohol-Lobby.

Die Regierung geht kaum auf die Schlüsselfragen der Werbung, der Verfügbarkeit und des Preises ein.«

Quelle: Stiftung Niederländisches Institut für Alkoholpolitik STAP

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