Abgeordnete des Europäischen Parlaments fordern heute gemeinsam mit Gesundheitspolitikern die Angleichung alkoholischer Getränke an andere Lebensmittel.
»Die Menschen haben ein Recht zu erfahren, was wirklich in den Produkten ist, die sie kaufen. Das EU-Rechtssystem muss sicherstellen, dass Konsumenten ihre Auswahl alkoholischer Getränke durch leicht vergleichbare Informationen treffen können, so wie sie es bei anderen Produkten gewohnt sind. Deshalb sollten wir die Gesetzeslücke in der Konsumenten-Informationsregelung schließen, so dass der Inhalt in allen alkoholischen Getränken per 100 ml ausgewiesen wird«, sagt die Abgeordnete Jytte Guteland.
2011 verabschiedeten die europäischen Institutionen die EU-Regulierung Nummer 1169/2011, die die Kennzeichnung von Lebensmitteln und alkoholfreien Getränken, einschließlich Fruchtsäften und Milch, auf Inhaltsstoffe und Nährwerte einfordert. Nach hitzigen Debatten wurden alkoholische Getränke von dieser Verpflichtung ausgenommen. Heute weiß ein Konsument darum höchstwahrscheinlich nicht, was genau er eigentlich trinkt.
Im März veröffentlichte die EU-Kommission einen Bericht, der eindeutig feststellt, dass es keine objektiven Gründe gibt, die das Fehlen der Informationen zu Zutaten und Nährwerten bei alkoholischen Getränken rechtfertigen. Darüber hinaus gebe es keinen Grund für eine unterschiedliche Behandlung einiger alkoholischer Getränke, wie zum Beispiel den aromatisierten ›Alkopops‹. Die EU-Kommission gab den Alkoholproduzenten ein Jahr Zeit, um einen selbst-regulierenden Vorschlag einzubringen, der die gesamten alkoholischen Getränke umfasst.
Zutatenlisten in einem Getränk warnen den Konsumenten vor potenziell gefährlichen Substanzen. Mehr noch ermöglichen Nährwertangaben wie Energiegehalt den Konsumenten ihre Ernährung besser zu steuern und erleichtern es einen gesunden Lebensstil zu führen.
Die Alkoholkennzeichnung wurde traditionell von einigen Produzenten abgelehnt, vor allem im Weinsektor und von kleinen und mittleren Unternehmen. Die Veranstalter des heutigen Treffens betonen, dass sie die leicht verfügbare Information der Konsumenten am Verkaufsort zum Ziel haben und nicht die Behinderung kleiner und mittlerer Unternehmen.
»Wir sehen die Sorgen der kleinen und mittleren Produzenten. Dennoch verfügt die EU über Mittel, diese Bürde zu erleichtern. Zurzeit gibt die gemeinsame Landwirtschaftspolitik jährlich 250 Millionen Euro für die Weinförderung aus. Es wäre ein leichtes, einen Teil dieses Geldes für die Herstellung von Etiketten zu nutzen, um die Konsumenten mit Informationen über Kalorien und Inhaltsstoffe zu versorgen«, betont Mariann Skar von der Europäischen Alkoholpolitik-Allianz Eurocare.