Teilnehmer*innen der Filtered-Konferenz sind zum Gruppenbild aufgestellt im Konferenzsaal des Intercontinental Hotels in Ljubljana.

Die Konferenz »Challenging Big Industry Narratives. Alcohol, Tobacco, Unhealthy Food and Drinks: Population Measures and Policies« (Narrative der Großindustrie in Frage stellen. Alkohol, Tabak und ungesunde Lebensmittel und Getränke: Maßnahmen und bevölkerungsbezogene Strategien), die am 27. und 28. Juni 2024 in Ljubljana, Slowenien, stattfand, war ein wichtiger Meilenstein in der Förderung der öffentlichen Gesundheit, da sie zum ersten Mal die Gemeinschaften zusammenbrachte, die sich mit den drei Risikofaktoren für nichtübertragbare Krankheiten befassen: Alkohol, Tabak und ungesunde Lebensmittel und Getränke, mit dem Ziel, integrierte Strategien gegen die kommerziellen Gesundheitsfaktoren (CDoH) zu entwickeln.

Höhepunkte der Konferenz

Die Konferenz erleichterte die sektorübergreifende Zusammenarbeit und brach mit der Tradition themenbezogener Veranstaltungen und forschungsorientierter Diskussionen. Eine übergreifende Erkenntnis war: Wir wissen, was zu tun ist, wir müssen nur herausfinden, wie wir es tun und wie wir die politischen Entscheidungsträger*innen überzeugen können. Die Integration und Zusammenarbeit von Fachleuten, die sich mit verschiedenen Risikofaktoren befassen, ist angesichts der derzeitigen politischen Landschaft von entscheidender Bedeutung, und der Aufbau einer gemeinsamen Front ist der sicherste Weg, um die Politik wirksam zu beeinflussen. Die zweitägige Veranstaltung umfasste Plenarsitzungen, Podiumsdiskussionen und interaktive Workshops. Die Teilnehmer*innen tauschten Erfahrungen und Strategien zur Förderung der Prävention, zur Einführung von Steuern und Vermarktungsbeschränkungen für gesundheitsschädliche Produkte und zur Mobilisierung der Zivilgesellschaft aus.

Wir wissen, was zu tun ist, wir müssen nur herausfinden, wie wir die politischen Entscheidungsträger*innen überzeugen können.

Im Gedenken an Tiziana Codenotti, ehemalige Präsidentin von Eurocare und Eurocare Italien, die 2023 verstarb und eine Schlüsselfigur in der Alkoholpolitik war, verlieh Eurocare auch den Tiziana Codenotti Award for the Fight Against the Commercial Determinants of Health an politische Entscheidungsträger*innen, die sich in vorbildlicher Weise in der Gesundheitspolitik engagiert haben. In diesem Jahr ging der Preis an Sara Cerdas, portugiesische Abgeordnete der S&D Fraktion im Europäischen Parlament für die Amtszeit 2019 – 2024, Frank Vandenbroucke, belgischer Minister für Gesundheit und Soziales für die Amtszeit 2020 – 2024, und Gauden Galea, strategischer Berater der WHO-Regionaldirektorin für die Sonderinitiative Nichtübertragbare Krankheiten und Innovation.

Ergebnisse und Auswirkungen

Silos aufbrechen

Die Konferenz war ein erfolgreicher Schritt in Richtung eines integrierten Ansatzes zur Bekämpfung der Risikofaktoren für nichtübertragbare Krankheiten, insbesondere Alkohol, Tabak und ungesunde Lebensmittel und Getränke, und trug dazu bei, Bereiche für gemeinsame Maßnahmen zu ermitteln und die »Silos« aufzubrechen, die gemeinsame Fortschritte im Bereich der öffentlichen Gesundheit häufig behindern. In Anerkennung der Bedeutung der Zusammenarbeit wurde auf der Veranstaltung die Notwendigkeit betont, von anderen Sektoren zu lernen und zusammenzuarbeiten, ohne dass die Konzentration auf einen Bereich Maßnahmen in anderen Bereichen verzögert.

Engagement gegen die kommerziellen Determinanten von Gesundheit

Die Teilnehmer*innen entwickelten wirksame Strategien zur Bekämpfung der kommerziellen Gesundheitsdeterminanten. Der Schwerpunkt lag auf der Verringerung alkoholbedingter Schäden, der Eindämmung des Tabakkonsums und der Verringerung des Konsums ungesunder Lebensmittel und Getränke. Dies steht im Einklang mit der EU-Initiative zu nichtübertragbaren Krankheiten »Healthier Together« und den »Best Buy«-Strategien der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Voraussetzung dafür ist jedoch eine unabhängige und vorhersehbare öffentliche Finanzierung. Die Gesundheitsversorgung braucht sie, um frei von externen Einflüssen zu bleiben. Eine weitere wichtige Erkenntnis war, dass Gesundheitsaktivist*innen oft in erster Linie mit Gesundheitsminister*innen sprechen, die in der Regel bereits Unterstützung leisten. Stattdessen ist es notwendig, die Minister*innen für Finanzen, Landwirtschaft, Steuern, Justiz, Energie und Verkehr – um nur einige zu nennen – einzubeziehen. Klarheit, Berechenbarkeit und ein umfassendes Verständnis der regionalen, nationalen und europäischen Zuständigkeiten sind unerlässlich.

Entscheidungsträger*innen verlangen den Nachweis, dass Maßnahmen gegen die kommerziellen Determinanten von Gesundheit keine negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft, den Arbeitsmarkt oder wichtige Interessengruppen haben werden. Im Gegenteil, sie werden Vorteile bringen, zum Beispiel höhere Einnahmen, weniger Verkehrsunfälle und kürzere Wartelisten in Krankenhäusern.

Politisches Handeln

Angesichts des Erstarkens extremistischer Bewegungen, der politischen Polarisierung und sich verändernder politischer Trends in der EU, aber auch in Europa und auf internationaler Ebene, zeigte die Konferenz, wie wichtig es ist, proaktiv und einheitlich aufzutreten, um die öffentliche Gesundheit zu schützen. Beispiele aus den skandinavischen Ländern, in denen neue Tabakprodukte zugelassen und Alkoholmonopole angefochten wurden, verdeutlichen dies. Kampagnen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit sollten sich auf das Handeln der Industrie und nicht nur auf individuelle Lebensstilentscheidungen konzentrieren. Darüber hinaus ist Lobbyarbeit bei der WHO von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass die WHO ihren Verpflichtungen nachkommt, insbesondere in internationalen Foren, in denen Nichtregierungsorganisationen häufig mit finanziellen Hindernissen, Visa- und Zugangsproblemen konfrontiert sind und die Industrie überproportional vertreten ist.

Jugendaktion

Das Projekt FILTERED vergab Stipendien an 20 junge Delegierte aus ganz Europa, die in den Bereichen Ernährung, Alkohol, Tabak oder öffentliche Gesundheit tätig sind. Diese Delegierten nahmen aktiv an der Konferenz teil, indem sie aufschlussreiche Kommentare und Fragen einbrachten und an den Plenarsitzungen teilnahmen, um die Diskussionsteilnehmer*innen herauszufordern. Sie unterstrichen die Bedeutung einer generationenübergreifenden Perspektive und betonten, dass junge Menschen sowohl die Gegenwart als auch die Zukunft der Gesundheitsversorgung darstellen. Die jungen Delegierten betonten, dass politische Maßnahmen, die die Umwelt und die Verfügbarkeit ungesunder Produkte betreffen, zusammen mit der Besteuerung die wirksamsten Maßnahmen sind.

Fortschritte

Die Konferenz »Challenging Big Industry Narratives« hat einen neuen Standard für die Zusammenarbeit im Bereich der öffentlichen Gesundheit gesetzt und die Kraft der Einheit im Kampf gegen nichtübertragbare Krankheiten unterstrichen. Durch die Nutzung von Synergien, die sich aus Initiativen wie dem FILTERED-Projekt ergeben, hat die Konferenz gezeigt, wie viel wir gemeinsam haben und wie effektiv diese Gemeinschaft im Kampf gegen kommerzielle Gesundheitsdeterminanten sein kann. Es ist an der Zeit, das Gelernte in die Praxis umzusetzen!

Das FILTERED-Projekt

Das Projekt FILTERED zielt darauf ab, die Zusammenarbeit zwischen Organisationen der Zivilgesellschaft zu stärken, um einen ko-kreativen Ansatz zur Bekämpfung der wichtigsten Risikofaktoren für nichtübertragbare Krankheiten zu fördern. Unter der Leitung von Eurocare und in Partnerschaft mit Smoke Free Partnership, European Heart Network, Youth Health Organization, Advocacy Center LIFE und Woman Health & Family Planning setzt das Projekt auf gegenseitiges Lernen und strategische Allianzen, um Lücken in der öffentlichen Gesundheitspolitik zu schließen. Seine Aktivitäten stehen im Einklang mit dem Europäischen Plan zur Krebsbekämpfung, der EU-Initiative »Healthier Together« für nichtübertragbare Krankheiten, JAPreventNCD und den von der WHO empfohlenen politischen Maßnahmen und konzentrieren sich auf integrierte Aktionen zur Verringerung nichtübertragbarer Krankheiten.

Herausforderungen und Chancen für die Alkoholpolitik

Teilnehmer*innen der Eurocare-Mitgliederversammlung sind zum Gruppenbild aufgestellt vor dem Eingang des Impact Hub in Ljubljana.

Die jährliche Generalversammlung von Eurocare fand am 26. Juni 2024 im Impact Hub in Ljubljana statt. Sie ebnete den Weg für die hochrangige Konferenz, die an den beiden darauffolgenden Tagen ebenfalls in Slowenien stattfand.