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Eine neue Studie, die in eClinicalMedicine veröffentlicht wurde, wirft ein neues Licht auf den Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Demenzrisiko. Die Studie konzentrierte sich auf Personen, die derzeit Alkohol konsumieren, und zeigt, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen steigendem Alkoholkonsum und einem erhöhten Demenzrisiko gibt, wobei es keine sichere Menge gibt. Diese Studie stellt frühere Erkenntnisse in Frage und deutet darauf hin, dass selbst geringe Mengen Alkohol das Risiko erhöhen, an Demenz zu erkranken. Dies sind wichtige Erkenntnisse für die Prävention des kognitiven Abbaus.

Autor*innen: Lingling Zhenga, Weiyao Liaoc,h, Shan Luod, Bingyu Lie, Di Liuf, Qingping Yunf, Ziyi Zhaof, Jia Zhaoc, Jianhui Rongc, Zhiguo Gongb (), Feng Shaf (E-Mail: ), Jinling Tang

Zitierung: Association between alcohol consumption and incidence of dementia in current drinkers: linear and non-linear Mendelian randomization analysis. Zheng, L., Liao, W., Luo, S., Li, B., Liu, D., Yun, Q., Zhao, Z., Zhao, J., Rong, J., Gong, Z., Sha, F., & Tang, J. eClinicalMedicine (2024). DOI: 10.1016/j.eclinm.2024.102810, https://www.thelancet.com/journals/eclinm/article/PIIS2589-5370(24)00389-4/fulltext

Quelle: The Lancet eClinical Medicine

Datum der Veröffentlichung: 5. September 2024

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Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Auftreten von Demenz bei aktuellen Alkoholkonsumenten: lineare und nichtlineare Mendel-Randomisierungsanalyse

Zusammenfassung

Hintergrund

Sogenannte J-Kurve eines Diagramms, die bei mittlerer Höhe beginnt, zunächst absteigt und zum Ende steil ansteigt. Der Tiefpunkt ist blau markiert.
Die sogenannte J-Kurve (gelb) lässt vermuten, dass »moderater« Alkoholkonsum (blau markiert) gesünder sei als Abstinenz (links) und starker Konsum (rechts).

Frühere konventionelle epidemiologische Studien zeigten eine J-förmige Beziehung zwischen Alkoholkonsum und Demenz, aber dieses Ergebnis war durch verzerrende Einflüsse und umgekehrte Kausalität beeinträchtigt. Daher wollten die Forscher*innen die mögliche lineare oder nichtlineare Kausalbeziehung zwischen Alkoholkonsum und Demenzrisiko bei aktuellen Alkoholkonsument*innen untersuchen.

Methodik

Diese Studie verwendete Daten der UK Biobank, um die Beziehung zwischen Alkoholkonsum und Demenzrisiko zu untersuchen. 313.958 aktuelle Alkoholkonsument*innen weißer britischer Abstammung, die im Zeitraum 2006 – 2010 frei von Demenz waren, wurden bis 2021 nachverfolgt. Der Alkoholkonsum wurde selbst angegeben und gemäß der Richtlinie des Nationalen Gesundheitsdienstes berechnet.

Das primäre Ergebnis war die durch Krankenhaus- und Sterblichkeitsdaten ermittelte Demenz aller Ursachen. Die Forscher*innen verwendeten multivariable Cox-Modelle mit eingeschränkten kubischen Splines für die konventionelle Analyse und sowohl nichtlineare als auch lineare Mendelsche Randomisierungsanalysen (MR), um kausale Zusammenhänge zu bewerten. Dabei wurde ein genetischer Score verwendet, der auf 95 Einzelnukleotid-Polymorphismen (SNPs) basiert, die im Rahmen einer metagenomweiten Assoziationsstudie mit 941.280 Menschen aus Europa identifiziert wurden.

Ergebnisse

313.958 aktuelle Alkoholkonsument*innen tranken durchschnittlich 13,6 Einheiten/Woche Alkohol (Männer durchschnittlich 20,2 Einheiten/Woche und Frauen 9,5 Einheiten/Woche). Während einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 13,2 Jahren entwickelten 5394 (1,7 %) eine Demenz.

Das multivariable Cox-Modell mit eingeschränkten kubischen Spline-Funktionen identifizierte eine J-förmige Beziehung zwischen Alkoholkonsum und Demenzrisiko, wobei das niedrigste Risiko bei 12,2 Einheiten/Woche lag. Die nichtlineare MR konnte keinen signifikanten nichtlinearen Kausalzusammenhang feststellen (p = 0,45). Sowohl lineare MR-Analysen auf individueller Ebene (HR: 2,22) als auch auf zusammengefasster Ebene (1,89) deuteten darauf hin, dass ein höherer genetisch bedingter Alkoholkonsum das Demenzrisiko erhöht.

Interpretation

Diese Studie stellte einen positiven linearen Kausalzusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Demenz bei aktuellen Alkoholkonsument*innen fest. Der in konventionellen epidemiologischen Analysen gefundene J-förmige Zusammenhang wurde durch nichtlineare MR-Analysen nicht bestätigt. Die Ergebnisse der Studie deuteten darauf hin, dass es keinen sicheren Alkoholkonsum für Demenz gibt.

Forschung im Kontext

Erkenntnisse vor dieser Studie

Frühere konventionelle epidemiologische Studien ergaben eine J-förmige Beziehung zwischen Alkoholkonsum und Demenz, aber dieses Ergebnis war mit mehreren Verzerrungen behaftet. Die Analyse der Mendelschen Randomisierung (MR) in genetischen epidemiologischen Studien ähnelt aufgrund der zufälligen Zuordnung von Genotypen von Eltern zu Nachkommen einer »genetischen randomisierten Kontrollstudie« und ist daher nicht von einer umgekehrten Kausalität betroffen und unabhängig von Störfaktoren, die die Krankheitsergebnisse beeinflussen können.

Daher durchsuchten die Forscher*innen die Datenbanken PubMed, Web of Science und die Cochrane Library nach Studien, die in englischer Sprache von der Einrichtung der Datenbank bis zum 30. Dezember 2023 veröffentlicht wurden und den kausalen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Demenzrisiko untersuchten, und verwendeten dabei die Begriffe: »Alkoholkonsum«, »Alkoholgebrauch« oder »Trinken« und »Demenz« oder »Alzheimer« und »Mendel-Randomisierung«.

Zwei frühere MR-Studien mit zwei Stichproben zeigten, dass genetisch bedingter Alkoholkonsum nicht mit Demenz in Verbindung steht. Beide Analysen basierten jedoch auf zusammengefassten Daten und traditioneller linearer MR. Die Heterogenität verschiedener Datenquellen kann die statistische Wirksamkeit verringern und lineare MR kann zu negativen Ergebnissen führen, wenn die J-förmige Beziehung zwischen Alkoholkonsum und Demenz tatsächlich besteht.

Mehrwert dieser Studie

Diese Studie verwendete sowohl lineare als auch nichtlineare Mendelsche Randomisierungsanalysen an einer großen Stichprobe aus der UK Biobank und konzentrierte sich dabei speziell auf aktuelle Alkoholkonsument*innen weißer britischer Abstammung.

Die Studienergebnisse widerlegten die weithin berichtete J-förmige Beziehung, indem sie einen positiven linearen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und dem Auftreten von Demenz bei aktuellen Alkoholkonsument*innen nachwiesen.

Diese Studie hat gezeigt, dass es in Bezug auf das Demenzrisiko keinen sicheren Alkoholkonsum gibt.

Auswirkungen aller verfügbaren Erkenntnisse

MR-Studien klären die kausale Relevanz des Alkoholkonsums bei Krankheiten, indem sie verzerrende Einflüsse und Umkehrkausalität in konventionellen epidemiologischen Studien berücksichtigen. Die lineare und nichtlineare MR liefert Belege für lineare kausale schädliche Auswirkungen des Alkoholkonsums auf Demenz.

Diese Erkenntnis verbessert das Verständnis der negativen Auswirkungen des Alkoholkonsums auf Demenz bei aktuellen Alkoholkonsumenten.

Neue Empfehlungen der Gesellschaft für Ernährung zum Alkoholkonsum

Nahaufnahme mehrerer leerer Weingläser in drei Reihen hintereinander.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat in einer neuen Stellungnahme ihre bisherigen Empfehlungen zum Umgang mit Alkohol ersetzt. Sie folgt damit neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, die zeigen, dass es keine gesundheitlich sichere Menge an Alkohol gibt, die einen unbedenklichen Konsum ermöglicht. Die DGE empfiehlt daher, auf alkoholische Getränke zu verzichten. Wer dennoch alkoholische Getränke zu sich nimmt, sollte vor allem hohe Alkoholmengen vermeiden. Dies gilt insbesondere für junge Menschen. Kinder, Jugendliche, Schwangere und Stillende sollten generell alkoholfrei leben.

In einem Sonderdruck der »Ernährungs-Umschau« mit dem etwas gestelzten Titel »Alkohol-Zufuhr in Deutschland, gesundheitliche sowie soziale Folgen und Ableitung von Handlungsempfehlungen« möchte die DGE nicht nur Handlungsempfehlungen für das individuelle Alkoholkonsumverhalten geben, sondern auch Hinweise für gesundheitspolitische Maßnahmen, die zur Minimierung gesundheitlicher Schäden in der Bevölkerung beitragen.

Neuer Bericht: Alkohol und psychische Gesundheit hängen zusammen

Papierdarstellung des Gehirns mit einem Loch liegt auf einer blauen Fläche. Ins Bild ragt der Hals einer Weinflasche hinein, die auf zwei Korken ruht. Rechts davon ist die Titelseite des Berichts 'Alcohol and the Brain' eingeblendet.

Alkohol ist ein Risikofaktor für psychische Erkrankungen. Gleichzeitig kann eine Verringerung des Alkoholkonsums die Gesundheit von Menschen mit psychischen Problemen verbessern. Dies geht aus einem neuen Bericht über die vielfältigen Auswirkungen von Alkohol auf das Gehirn hervor, der von einer internationalen Forschergruppe erstellt wurde. Der Bericht wird von schwedischen Organisationen wie der Brain Foundation (Hjärnfonden) und IOGT-NTO unterstützt.

Quelle: MOVENDI International

Übersetzt mit www.DeepL.com