Anzug tragende Männer aufgereiht in einem Kornfeld. Der vorderste steht auf einer Trittleiter mit einer weißen Fahne. Am Himmel die 17 Symbole der Nachhaltigkeitsziele

Eine brandneue Studie liefert eine bahnbrechende Analyse, die zeigt, dass die meisten europäischen Länder bei der Ausarbeitung von Maßnahmen zur Verwirklichung der SDGs Alkohol nicht als Hindernis für mehrere andere Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) als Gesundheit betrachten. Erschwerend kommt hinzu, dass ungenaue Formulierungen im Zusammenhang mit alkoholbedingten Schäden auf Lücken im Verständnis des Ausmaßes der Alkoholbelastung und der Folgen für die nachhaltige Entwicklung hinweisen.

Diese einzigartige Studie, die in der Fachzeitschrift PLOS ONE veröffentlicht wurde, unterstreicht die Notwendigkeit, die Erkenntnis der Länder zu verbessern, dass alkoholbedingte Schäden die Erreichung von 14 der 17 SDGs behindern und dass die Länder in der Lage sind, alkoholpolitische Lösungen als Katalysator für nachhaltige Entwicklung zu nutzen.

Im »Aktionsjahrzehnt zur Verwirklichung der SDGs« bleiben weniger als acht Jahre, um einen tiefgreifenden Wandel herbeizuführen, und hochwirksame alkoholpolitische Lösungen bieten ein erhebliches Potenzial, um Fortschritte in Richtung Gesundheit und Entwicklung für alle zu erzielen.

Alkoholpolitische Maßnahmen sind ein vernachlässigter Katalysator für die Erreichung der Nachhaltigen Entwicklungsziele

Alkohol ist zum Beispiel eine Ursache für Armut und Hunger (SDG 1 und 2). Die Produkte und Praktiken der Alkoholindustrie verursachen eine erhebliche und zunehmende globale Krankheitslast (SDG 3). Alkohol ist ein Risikofaktor für Gewalt (SDG 5 und 16), und er trägt zu Ungleichheiten bei (SDG 5 und 10). Der von den Alkoholkonzernen verursachte Schaden untergräbt die wirtschaftliche Produktivität und behindert das Wirtschaftswachstum (SDG 8), beeinträchtigt den nachhaltigen Konsum (SDG 12) und wirkt sich nachteilig auf die Umwelt aus (SDG 6, 13 und 15).

Doch diese Auswirkungen werden von den europäischen Ländern bei der Konzeption von Maßnahmen zur Erreichung dieser nachhaltigen Entwicklungsziele nicht berücksichtigt. Wirksame alkoholpolitische Lösungen, die so genannten drei Best Buys, fehlen weitgehend in den transformativen Maßnahmen, die in der Agenda 2030 gefordert werden und zu denen sich die Regierungen verpflichtet haben.

Alkoholpolitik systematisch vernachlässigt

Die Forscher:innen entwickelten einen einzigartigen Rahmen mit 260 Fragen, die die drei Dimensionen der Überlegungen zu Alkoholschäden widerspiegeln: Indikation, Aktion und Bewertung.

Sie analysierten 36 VNR aus 32 europäischen Ländern, indem sie sie zunächst anhand der 260 Fragen bewerteten, um herauszufinden, wie sie über Alkoholschäden berichten und ob sie in ihren Maßnahmen auf evidenzbasierte, kosteneffektive alkoholpolitische Lösungen verweisen.

Anschließend bewerteten die Forscher:innen anhand einer Inhaltsanalyse, inwieweit sich die Länder mit alkoholbedingten Schäden befassen, ob sie sich im Rahmen des SDG 3 (Gesundheit und Wohlbefinden) auf Alkoholschäden beziehen oder ob sie über das Gesundheitsziel hinausgehen und berücksichtigen, dass Alkoholschäden auch Auswirkungen auf andere Ziele als das Ziel 3 haben.

5 von 32

Die meisten europäischen Länder versäumen es, gegen Alkohol als Hindernis für nachhaltige Entwicklung vorzugehen

Nur fünf der 32 untersuchten europäischen Länder bemühen sich um eine Reduzierung des Alkoholkonsums auf Bevölkerungsebene (SDG 3.5.2) als Teil ihrer Bemühungen zur Erreichung der Nachhaltigen Entwicklungsziele.

Neun Länder (28,1 %) haben in ihrem Bericht Alkohol nicht einmal erwähnt –dazu zählen Deutschland und die Schweiz.

Nur acht Länder (25 %) erwähnten eine oder mehrere der bewährten alkoholpolitischen Maßnahmen unter den Maßnahmen, die sie zur Verringerung alkoholbedingter Schäden ergreifen, und nur drei Länder (9,3 %) gingen ausdrücklich auf ihre Auswirkungen auf andere Ziele als Ziel 3 ein.

Nur fünf Länder verwiesen auf den vereinbarten Indikator 3.5.2, der den Pro-Kopf-Alkoholkonsum der erwachsenen Bevölkerung misst.

Viele der übrigen Länder verwendeten statt des Pro-Kopf-Verbrauchs eine Reihe von Begriffen wie »übermäßiger Alkoholkonsum«, »starker Konsum«, »zu viel Alkohol«, »schädlicher Alkoholkonsum«, »Konsum unter Jugendlichen«.

In Anbetracht des enormen Potenzials, das die Umsetzung der alkoholpolitischen Best-Buys und die Reduzierung des Gesamtalkoholkonsums für die Erreichung der SDGs haben können, ist die Zahl der Länder, die die Auswirkungen der alkoholpolitischen Best-Buys in ihren VNRs berücksichtigt haben, sehr gering«, schreiben die Forscher:innen Šperková, Anderson und Llopis.

»Die Auslassung der alkoholpolitischen Best-Buys und ihrer Auswirkungen auf die Erreichung der SDGs in den VNRs bedeutet eine verpasste Gelegenheit, nicht nur Erfahrungen, Erkenntnisse und Wissen darüber auszutauschen, wie sie als Katalysator für nachhaltige Entwicklung genutzt werden können, sondern auch ein kollektives Verständnis dafür zu schaffen, dass diese Lösungen Teil eines grundlegenden Aktionspakets für nachhaltige Entwicklung sein könnten.«
Sperkova K, Anderson P, Llopis EJ (2022) Alcohol policy measures are an ignored catalyst for achievement of the sustainable development goals. PLoS ONE 17(5)

Mangelnde Präzision und Anerkennung des wahren Ausmaßes der Alkoholschäden

Die Ergebnisse zeigen, dass nur sehr wenige Länder einen bevölkerungsweiten Ansatz zur Bekämpfung von Alkoholschäden verfolgen und die meisten Länder von ihren Bürgern erwarten, dass sie persönlich Verantwortung für ihren Alkoholkonsum übernehmen. Wer bevölkerungsweite Lösungen außer Acht lässt, verpasst die Chance, äußerst kosteneffiziente, wissenschaftlich erprobte Lösungen mit großer Wirkung umzusetzen und einen transformativen Wandel herbeizuführen, um die Welt auf einen widerstandsfähigen und nachhaltigen Weg zu bringen.

Die Studie zeigt, dass die Länder ihre Definition von Alkoholschäden oft nicht genau genug beschreiben. Dies trägt dazu bei, dass die Alkoholpolitik unzureichend ist und häufig unwirksame Maßnahmen ergriffen werden.

Obwohl die Gesundheit im Mittelpunkt der Agenda 2030 steht und obwohl ein enger Zusammenhang zwischen Gesundheit, Wohlbefinden und Ungleichheiten besteht, wurde dieser Zusammenhang nur selten berücksichtigt. Die Wortwahl deutet darauf hin, dass die Regierungen das volle Ausmaß der Alkoholschäden weiterhin unterschätzen und auf »Alkoholismus« und »übermäßigen Alkoholkonsum« beschränken.

Die Beschränkung der Alkoholschäden auf »Alkoholismus« kann eine teilweise Erklärung dafür sein, dass den kostenwirksamsten alkoholpolitischen Maßnahmen auf Bevölkerungsebene keine Aufmerksamkeit geschenkt wird. Anstatt die allgemeine Verringerung des Alkoholkonsums als Katalysator für die Entwicklung zu nutzen, berichteten die Länder über eher vage Ansätze zur Bekämpfung von Alkoholschäden, wie zum Beispiel unwirksame Kampagnen zur Förderung des Lebensstils oder die Zuweisung der Verantwortung für Alkoholschäden allein an den Einzelnen.

Diese Sichtweise hindert die Regierungen daran, die weitreichenden Auswirkungen von Alkoholschäden auf Bildung, Gleichberechtigung, Wirtschaftswachstum und Umwelt zu erkennen. Die Regierungen verpassen somit die Möglichkeit, das Potenzial der besten alkoholpolitischen Maßnahmen zu nutzen, um die Fortschritte bei der Verwirklichung mehrerer SDGs auf kosteneffiziente und synergetische Weise zu beschleunigen.

Die Länder nutzen zur Erreichung einer nachhaltigen Entwicklung keine Alkoholpolitik«, so die Hauptautorin Kristina Šperková, die auch internationale Präsidentin von Movendi International ist.

»Die Länder schöpfen das Potenzial der Alkoholpolitik für eine nachhaltige Entwicklung aus einer Reihe von Gründen nicht voll aus. Ein Teil davon ist, dass die falsche Identifizierung von Alkoholschäden als ›Alkoholismus‹, ›Missbrauch‹ oder ›Alkoholkonsumstörung‹ ihnen die Möglichkeit nimmt, die übergreifenden Schäden des Alkohols zu benennen und zu berücksichtigen.

Es liegt auf der Hand, dass ein unzureichendes Verständnis von Alkoholschäden die Länder daran hindert, das volle Potenzial der Alkoholpolitik zu nutzen, um eine Entwicklung für alle zu erreichen.«

Mehr zur Studie

Die verfügbaren Informationen über alkoholbedingte Schäden und die Nachhaltigen Entwicklungsziele stellen drei Hauptkategorien der wissenschaftlichen Analyse der Überschneidung der beiden Bereiche dar:

  1. Beschreibung des Problems durch Aufzeigen der Überschneidung von Alkoholschäden und der Verwirklichung einer nachhaltigen Entwicklung;
  2. Betonung der Bedeutung der Kohärenz der Politik, einschließlich der Alkoholpolitik, für die Verwirklichung der Nachhaltigen Entwicklungsziele; und
  3. Analyse der Gründe für die Inkonsistenz der Politikgestaltung, wie Interessenkonflikte und Einmischung der Alkoholindustrie.

Obwohl es mehrere Arbeiten gibt, die den Zusammenhang zwischen Alkohol und nachhaltiger Entwicklung untersuchen, liegt der Schwerpunkt ausschließlich auf SDG 3 (Gesundheit und Wohlbefinden), während ein systematischer Überblick darüber, wie Regierungen derzeit das Potenzial alkoholpolitischer Lösungen zur Erreichung der Nachhaltigen Entwicklungsziele nutzen, noch nicht existiert.

Wird Alkoholpolitik zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele in Europa genutzt?

Europakarte unter Lupe - davor Stapel der Nachhaltigkeitsziele

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass die meisten europäischen Länder bei der Konzeption von Maßnahmen zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele (SDGs) Alkohol außer als Hindernis für die Gesundheit nicht berücksichtigen.

Erschwerend kommt hinzu, dass die ungenaue Sprache in Bezug auf Alkoholschäden auf ein mangelndes Verständnis des Ausmaßes der Alkoholbelastung und der Folgen für die nachhaltige Entwicklung hinweist. Dies gilt auch für die Wahl unwirksamer Maßnahmen zur Reduzierung des Alkoholkonsums.

In den untersuchten Ländern ist die Definition von Alkoholschäden oft nicht präzise genug. Dies trägt dazu bei, dass die Alkoholpolitik unzureichend ist und häufig unwirksame Maßnahmen gewählt werden.

In Anbetracht des enormen Potenzials, das die Umsetzung der alkoholpolitischen Best-Buy-Strategien und die Reduzierung des Gesamtalkoholkonsums für die Erreichung der SDGs haben können, ist die Zahl der Länder, die die Auswirkungen der alkoholpolitischen Best-Buy-Strategien in ihren VNRs berücksichtigt haben, sehr gering.

Nur acht Länder erwähnten eine oder mehrere der alkoholpolitischen Best Buys unter den Maßnahmen, die sie zur Verringerung alkoholbedingter Schäden ergreifen. Nur fünf Länder (15,6 %) schrieben über die Auswirkungen einer oder mehrerer der drei alkoholpolitischen Best-Buy-Maßnahmen auf die Erreichung der SDGs und nur drei (9,3 %) gingen ausdrücklich auf ihre Auswirkungen auf andere Ziele als SDG 3 ein.

Diese Ergebnisse zeigen, dass nur sehr wenige Länder über die negativen Auswirkungen von alkoholbedingten Schäden auf die Gesellschaft und die nachhaltige Entwicklung nachdenken, zu der sie sich 2015 verpflichtet haben.

  • Ungarn verwies auf die eingeschränkte Verfügbarkeit von Alkohol, um zu einer besseren Ernährung von Kindern und Jugendlichen beizutragen (SDG 2);
  • Finnland verwies auf die Verfügbarkeit von Alkohol und seine Auswirkungen auf soziale Inklusion und Armut (SDG 10);
  • Estland hob die Bedeutung der Alkoholpolitik für die Schaffung sicherer Umgebungen hervor (SDG 11) und erwähnte die Bedeutung einer wirksamen Alkoholpolitik für die Verringerung der durch Alkohol verursachten wirtschaftlichen Schäden, die als Ermöglichung von Wirtschaftswachstum interpretiert werden könnte (SDG 8).

Alkohol als Hindernis für Entwicklung und die SDGs

Durch seine vielfältigen gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Schäden ist Alkohol ein massives Hindernis für eine nachhaltige menschliche Entwicklung, das alle drei Dimensionen der Entwicklung beeinträchtigt und alle Aspekte der Gesellschaft betrifft.

Alkohol gefährdet das Humankapital, untergräbt die wirtschaftliche Produktivität, zerstört das soziale Gefüge und belastet die Gesundheitssysteme.

Alkohol wirkt sich auf 14 der 17 SDGs und insgesamt 54 Zielvorgaben nachteilig aus.

Alkohol: Hindernis für die Entwicklung

Stilisierte Flaschen aus den 17  nachhaltigen Entwicklungszielen mit der Beschriftung "Hindernis"

Wie sich Alkohol auf die nachhaltigen Entwicklungsziele auswirkt

Alkohol ist ein Hindernis, um 14 von 17 nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs) und mindestens 54 von 169 Zielen zu erreichen. Er ist ein Haupthindernis für eine nachhaltige menschliche Entwicklung.

Logo der golobalen nachhaltigen Entwicklungsziele

Basierend auf der aktualisierten Broschüre bietet eine spezielle Seite auf der Website von Movendi International einen neuartigen Überblick über die negativen Auswirkungen von Alkohol auf die Agenda 2030 – auf die Entwicklung des Humankapitals, die wirtschaftliche Entwicklung, die Umweltentwicklung, die soziale Entwicklung sowie die Entwicklung für Frauen und Mädchen.

Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung

Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, die 2015 von allen Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen angenommen wurde, ist ein gemeinsames Konzept für Frieden und Wohlstand für die Menschen und den Planeten, jetzt und in Zukunft. Ihr Herzstück sind die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) und 169 Zielvorgaben.

Diese umfassende Agenda ist ein Aktionsplan für die Menschheit, um die größten Probleme der Welt kohärent und systematisch anzugehen. Die 17 SDGs decken alle drei Aspekte der nachhaltigen menschlichen Entwicklung ab: die soziale, die ökologische und die wirtschaftliche Dimension.

Die SDGs und ihre Ziele sind ein dringender Aufruf zum Handeln aller Länder – Industrie- und Entwicklungsländer – im Rahmen einer globalen Partnerschaft. Sie erkennen an, dass die Beendigung von Armut und anderen Entbehrungen Hand in Hand mit Strategien gehen muss, die Gesundheit und Bildung verbessern, Ungleichheit abbauen und wirtschaftlichen Wohlstand ankurbeln – und das alles bei gleichzeitiger Bekämpfung des Klimawandels und der Erhaltung unserer Ozeane und Wälder.

In den verbleibenden acht Jahren werden ehrgeizige globale Anstrengungen unternommen, um das Versprechen für 2030 einzulösen, indem mehr Regierungen, die Zivilgesellschaft und Unternehmen mobilisiert und alle Menschen dazu aufgerufen werden, sich die SDGs zu Eigen zu machen. Das Aktionsjahrzehnt ruft dazu auf, nachhaltige Lösungen für die größten Herausforderungen der Welt zu beschleunigen – von Armut und Geschlechtergleichstellung über Klimawandel und Ungleichheit bis hin zur Schließung der Finanzierungslücke.

Quelle: MOVENDI International

Übersetzt mit www.DeepL.com