Prospekte und ein Brief ragen aus einem Briefkastenschlitz.

Verbraucher*innen wird es unnötig schwer gemacht, sich ausgewogen und nachhaltig zu ernähren. Das zeigt ein aktueller Marktcheck der Verbraucherzentrale Hamburg. Demnach bewerben Supermärkte und Discounter in ihren Verkaufsprospekten zu selten Produkte aus Lebensmittelgruppen, die nach der Ernährungspyramide zu bevorzugen sind, und stattdessen häufig Lebensmittel, die nur bedingt verzehrt werden sollten. Für die Untersuchung haben die Hamburger Verbraucherschützer*innen in den Monaten Mai, Juni, Juli und August insgesamt 3.457 Abbildungen in Werbeprospekten von Aldi Nord, Edeka, Kaufland, Lidl, Penny und Rewe erfasst.

Fast die Hälfte (45 Prozent) der beworbenen Lebensmittel sind eher nicht empfehlenswert: 30 Prozent der Abbildungen entfallen auf die Lebensmittelgruppe der Genussmittel (Süßwaren und Snacks, Süßgetränke, Alkohol) und 15 Prozent auf Fleisch- und Wurstwaren. Auch Fertiggerichte und Convenience-Produkte sind mit durchschnittlich 14 Prozent häufig vertreten.

Obst und Gemüse machen dagegen nur 10 Prozent aus. Brot, Getreide, Kartoffeln und andere Beilagen sind mit einem Anteil von 5 Prozent ebenfalls selten vertreten.

Mit der Werbung in ihren Verkaufsprospekten stellen die Händler*innen die Ernährungspyramide buchstäblich auf den Kopf«, sagt Jana Fischer von der Verbraucherzentrale Hamburg »Statt Obst, Gemüse und Wasser dominieren Süßes, Snacks und Alkohol.«

Die beiden Discounter Aldi und Penny werben mit einem Anteil von 20 Prozent besonders häufig für Süßwaren und Knabberartikel. Spitzenreiter bei den alkoholischen Getränken ist Kaufland mit einem Anteil von 14 Prozent. Dabei sollten diese Genussmittel, wenn überhaupt, nur in kleinen Mengen in der täglichen Ernährung vorkommen. Alkohol am besten gar nicht, so Fischer.

Zu viel Werbung für Fleisch, zu wenig für Obst und Gemüse

Ernährungsexpert*innen empfehlen eine überwiegend pflanzliche Ernährung. In den Prospekten des Handels dominiert jedoch die Werbung für Fleisch- und Wurstwaren gegenüber Obst und Gemüse. Bei Lidl entfallen 18 Prozent der Abbildungen auf Fleisch und Wurst, aber nur 7 Prozent auf Obst und Gemüse. »Für eine ausgewogene Ernährung müsste das Verhältnis eigentlich umgekehrt sein. Ganz abgesehen davon, dass viele tierische Lebensmittel auch eine Belastung für Klima und Umwelt sind«, sagt Fischer. Rewe ist der einzige Händler, der im Untersuchungszeitraum mehr für Obst und Gemüse (18 Prozent) als für Fleisch und Wurst (13 Prozent) wirbt.

Gleichzeitig finden sich in den Werbeprospekten aller Händler nur wenige Lebensmittel mit Bio- (8 Prozent) oder Fairtrade-Siegel (1 Prozent).

Die Unternehmen werben zwar oft mit schönen Worten und Bildern für ihr Nachhaltigkeitsengagement, in den Prospekten wird aber wenig davon geboten.«
Jana Fischer, Verbraucherzentrale Hamburg

Ungesunde Produkte bei Rabatten bevorzugt

Von allen untersuchten Lebensmitteln waren 1.447 (42 Prozent) sichtbar als preisreduziert gekennzeichnet. Mehr als die Hälfte davon (844 Produkte / 58 Prozent) fallen in die Kategorien Süßwaren und Snacks, Fleisch sowie alkoholische Getränke. Süßwaren und Snacks gehören bei allen untersuchten Händlern zu den drei am häufigsten reduzierten Lebensmittelgruppen.

Es ist höchste Zeit, dass der Handel seiner Verantwortung gerecht wird und Kund*innen wirklich dabei unterstützt, sich gesund und nachhaltig zu ernähren«, fordert Fischer. »Derzeit setzen die Unternehmen völlig falsche Anreize.«

Verkaufsprospekte: Detaillierte Ergebnisse zum Marktcheck Lebensmittelwerbung des Handels (2024)

Quelle: Pressemitteilung Verbraucherzentrale Hamburg