Gebäudekomplex des Bundesministeriums für Finanzen in Berlin
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In dem Buch »Alkohol – kein gewöhnliches Konsumgut« von Babor und anderen Forschern, die im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation zusammengetragen haben, welche Maßnahmen wirkungsvoll sind, um das Alkoholproblem, zumindest den Pro-Kopf-Konsum zu reduzieren, wird begründet, warum Alkohol kein normales Getränk ist. Es wird sehr deutlich aufgeführt, dass es nicht nur darum geht, dass man zuviel trinkt, dass man risikohaft konsumiert, sondern dass Alkohol auch bei einmaligen Trinkgelegenheiten zur Vergiftung, zu Unfällen, zu akuten Erkrankungen führen kann. Das bedeutet, Alkohol ist nicht allein ein Problem chronischen Missbrauchs, sondern kann auch bei einmaligem übermäßigen Konsum durchaus akut gesundheitsgefährdend sein.

Alkohol- und Tabak-Steueranteile in EuropaQuelle: WHO Europa

Diese Studie ergab, dass die Einführung eines Mindeststeueranteils von 25% in Europa 40.033 Todesfälle verhindern kann. Ein Steueranteil von 15% mit Ausgleichsmaßnahmen kann 132.906 Todesfälle verhindern. Ausgleich bedeutet, dass derselbe Mindestverkaufspreis pro Ethanoleinheit in jedem Alkoholprodukt unabhängig von der Art (Bier, Wein, Spirituosen usw.) angewendet wird.

Die Autor:innen kommen zu dem Schluss, dass die Erhöhung der Alkoholsteuer ähnlich wie die Tabaksteuer als gesundheitsbezogene Maßnahme zur Rettung von Menschenleben angesehen werden sollte. Viele Länder zögern, höhere Steuern auf Alkohol zu erheben, aber die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass die Einführung eines Mindeststeueranteils einen klaren Nutzen für die Gesundheit hat.

Weinflaschen auf Euroscheinen

Jedes Jahr könnten in der Europäischen Region der WHO durch eine Erhöhung der Alkoholsteuern in den Mitgliedstaaten Tausende Menschenleben gerettet werden. In allen Teilen der Region wird Alkohol niedriger besteuert als Tabakprodukte. Um das unausgeschöpfte Potenzial von Gesundheitssteuern zu erhöhen, hat der Fachliche Beirat des WHO-Regionaldirektors für Europa für Innovationen im Bereich der nichtübertragbaren Krankheiten eine neue Schlüssel-Initiative zum Thema Steuern vorgeschlagen, die in der Steuerpolitik der Länder Berücksichtigung finden könnte.

Weinflaschen vor Geldscheinen, eingeblendet die Autorin Dr. Sheila Dutta

Die Besteuerung von Tabak, Alkohol und zuckergesüßten Getränken ist ein wirksames, aber zu wenig genutztes Instrument der Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung. Sie könnte auch dazu beitragen, zusätzliche Staatseinnahmen zu beschaffen, um Investitionen und Programme zu finanzieren, die der gesamten Bevölkerung zugutekommen und die Chancengleichheit verbessern.

In diesem Gast-Beitrag erläutert Dr. Sheila Dutta die Win-Win-Win-Situation, die durch gesundheitsfördernde Steuern entsteht, und stellt eine Verbindung zwischen diesen Auswirkungen und der Erholung von COVID-19 sowie dem Aufbau nachhaltiger Gesundheitssysteme her.