Mehrere übereinanderliegende Broschüren mit dem Titel 'Schweizer Suchtpanorama 2023 – Das Geschäft mit der Sucht', auf dem Cover ist eine Collage aus Schweizer Banknoten und Bergmotiven abgebildet.

Welche Erkenntnisse gibt es über die aktuellen Konsumtrends von Alkohol, Tabak, illegalen Drogen und psychoaktiven Medikamenten in der Schweiz? Welche Probleme zeigen sich beim Gebrauch digitaler Medien oder beim Glücks- und Geldspiel?

Das Schweizer Suchtpanorama 2025 bietet einen Überblick über die neuesten Entwicklungen im Suchtbereich.

Alkoholische Getränke, Tabak- und Nikotinprodukte, Glücks- und Geldspiele sowie Videospiele generieren für die betroffenen Branchen Umsätze in Milliardenhöhe. Die Industrien haben ein enormes Interesse daran, gesundheitspolitisch motivierte Gesetzesvorhaben abzuschwächen oder abzuwehren. Hinzu kommen die Schwarzmärkte mit illegalen Substanzen.

Wo bleibt die gesellschaftliche Verantwortung?

Titelseite 'Schweizer Suchtpanorama 2025'.

Einen großen Teil ihres Umsatzes macht die Suchtmittelindustrie auf Kosten von Menschen mit problematischem Konsum und ihren Angehörigen. Deren Leid ist nicht akzeptabel – umso mehr, als dies auch hohe Kosten für die Allgemeinheit bedeutet: Schätzungen zufolge belaufen sich die volkswirtschaftlichen Kosten für Sucht auf jährlich 7,9 Milliarden Franken. Zudem besteht eine heikle Verknüpfung zwischen den Einnahmen aus dem Konsum von Tabak und Alkohol beziehungsweise dem Glücks- und Geldspiel und der Finanzierung der Rentenversicherung AHV, des Sports oder der Kultur.

Die Schäden durch Sucht sind enorm. In der Schweiz sterben jährlich mehr als 10.000 Menschen an den Folgen des Konsums von Suchtmitteln, und die volkswirtschaftlichen Kosten belaufen sich auf mindestens 7,9 Milliarden Franken pro Jahr. Diese Kosten werden jedoch nicht von den Produzent*innen, sondern von der Gesellschaft als Ganzes getragen.

Die Suchtmittelindustrie und die Anbieter von Aktivitäten, die Sucht generieren können, schöpfen (absichtlich oder nicht) einen grossen Teil ihrer Gewinne dank Kunden, die einen problematischen Konsum oder ein problematisches Verhalten aufweisen, wie es sich in verschiedenen Bereichen zeigt.«
Schweizer Suchtpanorama 2025

Da es sich um ein Milliardengeschäft handelt, bekämpft die Suchtmittelindustrie politische Maßnahmen zur Regulierung und Suchtprävention – meist mit Erfolg. Die Unternehmen investieren enorme Summen in Lobbyarbeit und Rechtsstreitigkeiten, um strengere Vorschriften abzuschwächen oder zu verhindern. Und wie bei Tabak und Geldspiel verweist die Industrie trotz massiver Bewerbung ihrer Produkte auf die Selbstverantwortung der Konsument*innen und die Selbstregulierung der Industrie.

Gesundheit muss Priorität haben

Die öffentliche Gesundheit muss Vorrang vor der Gewinnmaximierung einzelner Industrien haben. Dabei kann sich die Schweiz an den erfolgreichen Regulierungen in Europa oder an der Cannabis-Regulierung in Quebec orientieren. Welche Handlungsfelder sind am drängendsten, um Sucht zu verhindern?

  • Jugendschutz: Je früher regelmäßiger Konsum einsetzt, desto größer ist die Gefahr, eine Abhängigkeit zu entwickeln. Der Konsumeinstieg sollte daher verhindert oder zumindest hinausgezögert werden. Beim Tabak und anderen Nikotinprodukten müssen Menthol und andere Einstiegshilfen verboten werden. Im Onlinebereich muss der Zugang für Kinder und Jugendliche besser reguliert werden.
  • Werbebeschränkungen: Werbung, die sich an Jugendliche richtet oder einen attraktiven Lebensstil mit Suchtmitteln vorgaukelt, darf nicht länger zulässig sein.
  • Preispolitik: Mindestpreise und steuerliche Maßnahmen, die sich am Gehalt von Suchtmitteln (zum Beispiel Alkohol und Nikotin) orientieren, könnten den problematischen Konsum verringern.
  • Reduzierung von suchtfördernden Elementen: Es sollte über eine Reduktion des Nikotingehalts in entsprechenden Produkten nachgedacht werden. Die Gaming-Industrie muss klare Vorschriften zur Begrenzung von »Addiction Design« umsetzen. Zudem benötigen Glücks- und Geldspiele strengere Regulierungen, beispielsweise im Bereich Player-Tracking und Werbung, sowie eine schnellere Sperrung illegaler Geldspielwebsites, um eine problematische Nutzung zu verhindern.
  • Cannabisregulierung: Heute steht die Gesellschaft vor der historischen Aufgabe, den Cannabismarkt so zu regulieren, dass die Gesundheit der Konsumierenden oberste Priorität hat. Dies ist nur mit einem nicht gewinnorientierten Markt und einem Fokus auf Produktsicherheit möglich.

Quelle: Medienmitteilung von Sucht Schweiz