Im September erörtern europäische Politiker Maßnahmen zur Verringerung alkoholbedingter Schäden in Europa – im Rahmen der Europäischen Gemeinsamen Aktion zur Verringerung alkoholbedingter Schäden (RARHA).
Der politische Dialog, der von EuroHealthNet organisiert wird, zielt darauf ab, neue Erkenntnisse und Werkzeuge auf Grundlage der RARHA-Ergebnisse in drei Bereichen zur Verfügung zu stellen:
- die Überwachung des Trinkverhaltens und der Schäden,
- Konsumrichtwerte, und
- die Suche nach guten Praxis-Beispielen sowie der Bau eines »Werkzeugkastens«.
RARHA-Geschäftsführer Manuel Cardoso von der Generaldirektion zur Intervention von süchtigen Verhaltensweisen und Abhängigkeiten in Portugal sagte, dass »RARHA in Europa erheblich dazu beigetragen hat, Wissen über alkoholbedingte Schäden und den Umgang damit zu verbessern. Diese Veranstaltung ist eine große Chance, dieses Wissen den politischen Entscheidungsträgern in Europa vorzustellen und sie aufzufordern, ihre Maßnahmen in diesem Bereich zu verstärken.«
Das »Monitoring« geschah zweigleisig. Auf der einen Seite wurde das Standardisierte Europäische Alkohol-Erhebungsinstrument SEAS entwickelt, das in 20 europäischen Ländern eingesetzt wurde und alkoholpolitisch relevante Themen abdeckt, wie Alkoholkonsum, riskantes Rauschtrinken, Trinkanlässe, Alkoholprobleme mit Fokus auf der Schädigung Dritter, Einstellungen gegenüber Alkoholpolitik sowie nicht-registrierten Handel.
Auf der anderen Seite arbeitete RARHA für eine vergleichbare Alkohol-Erhebungsmethodik. Dabei wurden Daten von 24 Studien (2008-2012) aus 17 Ländern gesammelt und eine gemeinsame Datenbank mit über 300.000 Datensätzen erstellt. Die Ergebnisse zeigen zum Beispiel, dass mehr als 20% der Männer und über 10% der Frauen in einer gefährlichen Art und Weise mindestens einmal im Monat Alkohol trinken, und dass zwischen mehr als 40% und über 50% der Befragten Alkoholkontrollmaßnahmen wie hohe Preise, Beschränkungen der Anzahl an Verkaufsstellen, zeitliche Verkaufsbeschränkungen und Werbeverbote unterstützen. Die EU wird einen echten Nutzen gewinnen, wenn RARHA-SEAS regelmäßig als Überwachungsinstrument eingesetzt wird, welches die Möglichkeit zur Beobachtung der Entwicklung des Alkoholkonsums und der damit verbundenen Schaden als auch der Veränderungen in der Einstellung zur Alkoholpolitik anbietet.
Zur Erstellung von Konsumrichtwerten wurden aktuelle Spezifikationen der Partnerländer zu niedrigem Risikokonsum beleuchtet, wie auch Richtlinien für Jugendliche, Kurzinterventions-Praktiken und das öffentliche Verständnis sogenannten »normalen« Konsums zu Rate gezogen. Es wurde vorgeschlagen, das Lebenszeitrisiko für frühen Tod durch Alkohol als gemeinsame Metrik einzuführen und gemeinsame Kriterien für ein geringes Risiko zu definieren. Letzteres würde die Transparenz bei der Entwicklung von Leitlinien erhöhen und zu einem gemeinsamen Mindestschutzniveau beitragen. Während ein gemeinsames Trinkkonzept mit geringem Risiko unter Fachleuten als wünschenswert erachtet wird, sollten Richtlinien für die Bevölkerung am besten auf nationaler Ebene formuliert werden, nicht zuletzt, weil eine effektive Kommunikation vorherrschendes Trinkverhalten, Kenntnisse der Schäden, bestehende Risikowahrnehmung und Wissenslücken berücksichtigen muss.
Zu guter Letzt suchte RARHA nach konkreten Beispielen für gute Praxisansätze zur Reduzierung alkoholbedingter Schäden in Europa. Solche Ansätze existieren, sind aber nicht gemeinsam ausgewertet und für die Verwendung durch andere europäische Länder verfügbar. Die europaweite Bewertung von Alkoholpräventionsmaßnahmen eröffnet eine einzigartige Möglichkeit, die Qualität der Interventionen in drei Bereichen zu verbessern: Sensibilisierung der Öffentlichkeit, schulische Interventionen und Frühinterventionen. Sie ist ein erster Schritt in Richtung auf den Austausch und die Umsetzung evidenzbasierter Interventionen und für Profis eine Gelegenheit von bestehenden theoretischen und praktischen Kenntnissen und Erfahrungen zu profitieren. RARHA bereitete Empfehlungen für gute Praxis-Ansätze sowie ein Toolkit vor.
Die Europäische Gemeinsame Aktion zur Verringerung alkoholbedingter Schäden (RARHA) lief zwischen 2014 und 2016 und umfasste 32 angeschlossene und 29 Kooperationspartner aus allen EU-Ländern sowie Norwegen, der Schweiz und Island. Die RARHA-Abschlusskonferenz findet am 13./14. Oktober in Lissabon statt. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.
Alkohol ist weiterhin die dritthäufigste Ursache für Krankheit und vorzeitigen Tod weltweit. In der EU betrugen die direkten Kosten 2010 durch Gesundheitswesen, Kriminalität, Polizei, Unfälle und Produktivitätsverluste 155 Milliarden Euro.