Cover-Abbildung des DGPPN-Positionspapiers vor orangem Hintergrund.

Um das Risiko für Gewalttaten durch Menschen mit psychischen Erkrankungen zu senken, empfiehlt die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie DGPPN in einem neuen Positionspapier insbesondere den Ausbau der Versorgungsstrukturen, der Eingliederungshilfe und der Sozialpsychiatrischen Dienste. Es brauche keine neuen Regelungen, sondern die konsequente Nutzung bestehender rechtlicher Möglichkeiten.

Nach den Gewalttaten und Anschlägen der letzten Monate etwa in Magdeburg, Aschaffenburg, Mannheim oder zuletzt in Hamburg gibt es, verständlicherweise, ein starkes Gefühl der Verunsicherung und ein großes Bedürfnis nach mehr Sicherheit für die Bevölkerung und nach effektiven Maßnahmen, um weitere Gewalttaten zu verhindern.

Bei der Berichterstattung wurden bekannte oder vermutete psychische Störungen der Beschuldigten als Erklärung für die schrecklichen Gewalttaten angeführt. Es verwundert deshalb zunächst nicht, dass öffentlich über Maßnahmen wie ein Register für psychisch kranke Menschen, eine Verschärfung von Unterbringungsgesetzen oder die Weitergabe medizinischer Daten durch psychiatrische Dienste an Sicherheitsbehörden debattiert wird.

Die Diskussion der Zusammenhänge zwischen psychischen Störungen und Gewalttaten erfordert aber eine differenzierte Analyse, und dies gilt auch für die Diskussion möglicher Maßnahmen, die geeignet sind, eine Risikoreduktion herbeizuführen.

Gewalttätiges Verhalten bei Menschen mit psychischen Erkrankungen:
Wie hoch ist das Risiko und wie lässt es sich begrenzen?

Mit dem vorliegenden Positionspapier stellt die DGPPN wissenschaftliche Daten zum Risiko von Gewalttaten durch psychisch erkrankte Menschen zusammen und macht Empfehlungen zur Prävention solcher Taten. So soll eine fundierte, praxisorientierte und ethisch reflektierte Grundlage für Diskussionen um mögliche Maßnahmen geschaffen werden. Diese bewegen sich grundsätzlich immer im Spannungsfeld zwischen dem Schutz der Bevölkerung und den Rechten von Menschen mit psychischen Erkrankungen.

Die beste Maßnahme, um Gewalttaten durch Menschen mit psychischen Erkrankungen zu verhindern, ist deren konsequente Behandlung.«
Prof. Dr. Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank, DGPPN-Präsidentin

Die DGPPN-Präsidentin führt weiter aus: »Wir brauchen keine neuen gesetzlichen Regelungen oder Konstrukte – wir müssen die bestehenden Möglichkeiten besser anwenden. Register oder die Weitergabe von medizinischen Daten an Behörden mindern das Gewaltrisiko nicht. Im Gegenteil: Wenn die Furcht vor Stigmatisierung dazu führt, dass Betroffene nicht zum Arzt gehen oder sich erst spät behandeln lassen, erhöhen solche Maßnahmen das Risiko, dass eine Gewalttat begangen wird.«

Das Positionspapier Prävention von Gewalttaten wurde von einer speziell eingerichteten Arbeitsgruppe der DGPPN unter Einbezug renommierter Expert*innen zum Thema verfasst. In dem Papier stellt die DGPPN wissenschaftliche Daten zum Risiko von Gewalttaten durch psychisch erkrankte Menschen zusammen und macht Empfehlungen zur Prävention. Mit dem Positionspapier soll eine fundierte, praxisorientierte und ethisch reflektierte Grundlage für Diskussionen um mögliche Maßnahmen geschaffen werden. Das DGPPN-Positionspapier wird von insgesamt mehr als 20 weiteren Fach- und Klinikverbänden sowie Angehörigen- und Betroffenengruppen unterstützt.

Unterstützende Verbände

  • Aktionsbündnis Seelische Gesundheit (ABSG)
  • Arbeitskreis der Chefärztinnen und Chefärzte der Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie an Allgemeinkrankenhäusern in Deutschland (ackpa)
  • Berufsverband Deutscher Nervenärzte e. V. (BVDN)
  • Berufsverband Deutscher Psychiater e. V. (BVDP)
  • Bundesdirektorenkonferenz e. V. (BDK)
  • Bundesfachvereinigung Leitender Krankenpflegepersonen der Psychiatrie e. V. (BFLK)
  • Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK)
  • Deutsche Gesellschaft für Bipolare Störungen e. V. (DGBS)
  • Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie e. V. (DGKJP)
  • Deutsche Gesellschaft für Public Health e. V. (DGPH)
  • Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie e. V. (DGSP)
  • Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention e. V. (DGSMP)
  • Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie e. V. (DG-Sucht)
  • Deutsche Gesellschaft Zwangserkrankungen e. V.
  • Deutsche PsychotherapeutenVereinigung e. V. (DPtV)
  • Deutsches Zentrum für Psychische Gesundheit (DZPG)
  • Förderkreis Borderline-Trialog e. V.
  • Guttempler in Deutschland e. V.
  • Lehrstuhlinhaber für Psychiatrie und Psychotherapie e. V. (LIPPs)
  • Pandora Selbsthilfe Psychiatrie-Erfahrener e. V.

Quelle: Medienmitteilung der DGPPN