WHO fordert höhere Steuern auf Alkohol und zuckerhaltige Getränke

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat am 5. Dezember neue Daten veröffentlicht, die zeigen, dass ungesunde Produkte wie Alkohol und zuckerhaltige Getränke weltweit kaum besteuert werden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Mehrheit der Länder keine Anreize für ein gesünderes Verhalten durch Steuern schafft. Um die Länder zu unterstützen, hat die WHO auch ein technisches Handbuch über die Politik und Verwaltung von Alkoholsteuern veröffentlicht.

Gesundheitssteuern

Gesundheitssteuern werden auf Produkte erhoben, die sich negativ auf die öffentliche Gesundheit auswirken, wie Tabak, Alkohol und zuckerhaltige Getränke. Gesundheitssteuern gelten als eine gewinnbringende Politik für alle Beteiligten, da sie Leben retten und Krankheiten vorbeugen, die gesundheitliche Chancengleichheit fördern und Einnahmen für den Staatshaushalt generieren. Sie können auch für spezifische Prioritäten verwendet werden, wie die Finanzierung der allgemeinen Gesundheitsversorgung oder sehr kostenwirksamer, aber unzureichend genutzter Gesundheitsmaßnahmen für die Bevölkerung.

Ziel der Gesundheitssteuerpolitik ist es, den Konsum von Produkten, die als Risikofaktoren für nichtübertragbare Krankheiten gelten, zu verringern, indem sie durch höhere Preise weniger erschwinglich gemacht werden. Dies wird durch regelmäßige Steuererhöhungen erreicht, die hoch genug sind, um reale Preissteigerungen zu bewirken, die das Wirtschaftswachstum übersteigen.

Verbrauchssteuern sind die wirksamste steuerliche Maßnahme zur Förderung der Gesundheit, da sie den Preis eines schädlichen Produkts im Vergleich zu anderen Waren verändern und im Laufe der Zeit leicht erhöht werden können.

Steuern, die sich auf die Menge (so genannte spezifische Steuern) eines ungesunden Produkts (zum Beispiel Zigarettenschachteln) oder seiner ungesunden Inhaltsstoffe (zum Beispiel reiner Alkohol oder Zucker) beziehen, sind am besten geeignet, den Konsum zu reduzieren, und nicht Steuern, die sich auf den Wert des Produkts beziehen.

Gesundheitssteuern können Leben retten

Insgesamt zeigt dieser Bericht, dass die Verbrauchsteuern auf alkoholische Getränke nicht ausreichend genutzt werden.«

Weltweit sterben jährlich 2,6 Millionen Menschen an den Folgen von Alkoholkonsum und über 8 Millionen an den Folgen ungesunder Ernährung; die Einführung einer Steuer auf Alkohol und Süßgetränke würde diese Todesfälle reduzieren.

Die Hälfte der Länder, die zuckergesüßte Getränke besteuern, besteuern auch Wasser, was von der WHO nicht empfohlen wird. Obwohl 108 Länder irgendeine Art von zuckergesüßten Getränken besteuern, beträgt die durchschnittliche Verbrauchssteuer, das heißt die Steuer auf ein bestimmtes Konsumgut, weltweit nur 6,6 % des Preises von Limonade.

In mindestens 148 Ländern werden Verbrauchsteuern auf alkoholische Getränke erhoben. Wein ist jedoch in mindestens 22 Ländern von der Verbrauchsteuer befreit, die meisten davon in Europa. Weltweit beträgt der Anteil der Verbrauchssteuern am Preis der meistverkauften Biermarke durchschnittlich 17,2 %. Bei der meistverkauften Spirituosenmarke beträgt er 26,5 %.

Die Besteuerung ungesunder Produkte führt zu gesünderen Menschen.«
Dr. Rüdiger Krech, WHO

Eine Studie aus dem Jahr 2017 zeigt, dass eine 50-prozentige Steuererhöhung auf Alkohol über einen Zeitraum von 50 Jahren mehr als 21 Millionen Todesfälle verhindern und fast 17 Billionen US-Dollar an zusätzlichen Einnahmen generieren würde. Dies entspricht den gesamten Staatseinnahmen von acht der größten Volkswirtschaften der Welt in einem Jahr.

Die Besteuerung ungesunder Produkte führt zu gesünderen Menschen. Dies hat positive Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft – weniger Krankheiten und Schwächezustände und Einnahmen für die Regierungen zur Bereitstellung öffentlicher Dienstleistungen. Im Fall von Alkohol helfen Steuern auch, Gewalt und Verletzungen im Straßenverkehr zu verhindern«, sagt Dr. Rűdiger Krech, Direktor für Gesundheitsförderung bei der Weltgesundheitsorganisation.

In Ländern wie Litauen, die 2017 die Alkoholsteuern erhöht haben, um den Alkoholkonsum zu reduzieren, ist die Zahl der Todesfälle durch alkoholbedingte Krankheiten zurückgegangen. Litauen erhöhte die Einnahmen aus der Alkoholsteuer von 234 Millionen Euro im Jahr 2016 auf 323 Millionen Euro im Jahr 2018 und verzeichnete einen Rückgang der alkoholbedingten Todesfälle von 23,4 pro 100.000 Personen im Jahr 2016 auf 18,1 pro 100.000 Personen im Jahr 2018.

Forschungsergebnisse zeigen, dass die Besteuerung von Alkohol und zuckerhaltigen Getränken dazu beiträgt, den Konsum dieser Produkte zu verringern und Unternehmen dazu veranlasst, gesündere Produkte herzustellen. Gleichzeitig trägt die Besteuerung dieser Produkte dazu bei, Verletzungen und nicht übertragbare Krankheiten wie Krebs, Diabetes und Herzkrankheiten zu verhindern.

Eine kürzlich in Zusammenarbeit mit der WHO und Bloomberg Philanthropies durchgeführte Gallup-Umfrage ergab, dass die Mehrheit der Befragten in allen Ländern eine Erhöhung der Steuern auf ungesunde Produkte wie Alkohol und zuckerhaltige Getränke befürwortet.

Die WHO empfiehlt die Erhebung von Verbrauchssteuern auf alle zuckerhaltigen und alkoholischen Getränke.

Die Veröffentlichung des Handbuchs über die Besteuerung von Alkohol folgt einer Reihe von Handbüchern über die Besteuerung von Tabakwaren und zuckerhaltigen Getränken.