Stapel von Akten auf einem Schreibtisch, hinter dem unscharf ein Mann zu erkennen ist.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat die neueste Ausgabe des Berichts »Gesundheit auf einen Blick« veröffentlicht. Der Bericht enthält einen umfassenden Satz von Indikatoren zur Gesundheit der Bevölkerung und zur Leistungsfähigkeit der Gesundheitssysteme in den OECD-Mitgliedstaaten und wichtigen Schwellenländern. Die Indikatoren umfassen den Gesundheitszustand, gesundheitliche Risikofaktoren, einschließlich Alkohol, den Zugang zur Gesundheitsversorgung und deren Qualität sowie die Ressourcen des Gesundheitssystems.

Der Bericht nennt Rauchen, Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und Übergewicht als Ursachen für viele chronische Krankheiten. So gab beispielsweise fast jede*r fünfte Erwachsene (19 %) an, durchschnittlich mindestens einmal im Monat stark Alkohol zu trinken, wobei dieser Anteil in Deutschland, Luxemburg, dem Vereinigten Königreich und Dänemark bei über 30 % lag.

Titelseite des OECD-Berichts 'Gesundheit auf einen Blick'.

Die OECD-Analyse basiert auf den neuesten vergleichbaren amtlichen nationalen Statistiken und anderen Quellen. Neben der Analyse der einzelnen Indikatoren fasst ein Übersichtskapitel die Leistungen der Länder im Vergleich und die wichtigsten Trends zusammen. Ein besonderer Schwerpunkt dieser Ausgabe ist die digitale Gesundheit, die die digitale Bereitschaft der Gesundheitssysteme in den OECD-Ländern misst und aufzeigt, was die Länder tun müssen, um den digitalen Wandel im Gesundheitswesen zu beschleunigen.

Höhere Investitionen in die Gesundheitssysteme tragen zu besseren Gesundheitsergebnissen bei, da sie eine leichter zugängliche und qualitativ bessere Versorgung ermöglichen. Unterschiede bei den Risikofaktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum und Übergewicht erklären auch die Unterschiede bei den Gesundheitsergebnissen zwischen den Ländern. Soziale Determinanten der Gesundheit spielen ebenfalls eine Rolle, insbesondere das Einkommensniveau, eine bessere Bildung und ein besseres Lebensumfeld.

Erkenntnisse über alkoholbedingte Schäden in der OECD

Alkoholkonsum ist weltweit eine der Hauptursachen für Tod und Behinderung, insbesondere bei Menschen im erwerbsfähigen Alter. Hoher Alkoholkonsum ist ein wichtiger Risikofaktor für Herzerkrankungen und Schlaganfall, Leberzirrhose und bestimmte Krebsarten, aber auch geringer und leichter Alkoholkonsum erhöht langfristig das Risiko für diese Erkrankungen.

Alkohol verursacht auch mehr Verkehrsunfälle und Verletzungen, Gewalt, Morde, Suizide und psychische Störungen als jede andere psychoaktive Substanz, insbesondere bei jungen Menschen.

Alkoholbedingte Krankheiten und Verletzungen verursachen hohe Kosten für die Gesellschaft. Im Durchschnitt werden 2,4 % der Gesundheitsausgaben für die Behandlung alkoholbedingter Schäden aufgewendet, in einigen Ländern bis zu 4 %. Deutschland liegt mit 3,5 % deutlich über dem OECD-Durchschnitt und auch über dem EU-Durchschnitt von 2,6 %.

Jährliche Gesundheitsausgaben aufgrund von Krankheiten, die durch Alkoholkonsum von mehr als 1 Getränk pro Tag für Frauen und 1,5 Getränken pro Tag für Männer verursacht werden, in Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben, Durchschnitt 2020-50

Alkoholbedingte Krankheiten und Verletzungen verursachen hohe Kosten für die Gesellschaft. Die Lebenserwartung liegt fast ein Jahr unter dem Durchschnitt, wenn der Alkoholkonsum in der Bevölkerung niedriger wäre.

Im Durchschnitt werden 2,4 % der Gesundheitsausgaben für die Behandlung alkoholbedingter Schäden aufgewendet, in einigen Ländern liegt dieser Anteil sogar deutlich höher. Darüber hinaus wirkt sich ein schlechter Gesundheitszustand aufgrund von Alkoholkonsum negativ auf die Erwerbsbeteiligung und die Produktivität aus.

Zusammen mit den Auswirkungen auf die Arbeitsproduktivität wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den OECD-Ländern in den nächsten 30 Jahren schätzungsweise um durchschnittlich 1,6 % pro Jahr sinken, wobei die Spanne von 0,2 % in der Türkei bis 3,8 % in Litauen reicht.

Der Produktivitätsverlust der Beschäftigten beläuft sich dem Bericht zufolge auf 595 Milliarden US-Dollar (kaufkraftbereinigt).

595 Mrd

Produktivitäts-Verlust durch Alkoholschäden

2,4 %

Gesundheits-Ausgaben nur für Alkoholschäden

1,6 %

BIP-Verluste aufgrund von Alkoholschäden

Prävalenz des Alkoholkonsums in der OECD

Gemessen an den Verkaufsdaten lag der Gesamtalkoholkonsum in den OECD-Ländern im Jahr 2021 bei durchschnittlich 8,6 Litern pro Person, gegenüber 8,9 Litern im Jahr 2011. Lettland und Litauen meldeten 2021 den höchsten Verbrauch (über 12 Liter pro Person), gefolgt von der Tschechischen Republik, Estland und Österreich – alle mit über 11 Litern pro Person.

Die Türkei, Costa Rica, Israel und Kolumbien hatten vergleichsweise niedrige Verbrauchswerte (unter 5 Liter pro Person). Unter den Beitritts- und Partnerländern war der Verbrauch in Bulgarien und Rumänien relativ hoch (11 Liter und mehr pro Kopf) und in Indonesien, Indien und China niedrig (unter 5 Liter).

Der durchschnittliche Verbrauch ist zwischen 2011 und 2021 in 23 OECD-Ländern gesunken, am stärksten in Litauen und Irland (um mehr als 2 Liter).

Beide Länder haben in den letzten Jahren hochwirksame und wissenschaftlich fundierte alkoholpolitische Lösungen umgesetzt.

Dagegen stieg der Alkoholkonsum in Lettland um mehr als 2 Liter pro Person, in Mexiko und Norwegen sowie in den Beitrittsländern Bulgarien und Rumänien um etwa 1 Liter pro Person.

Hoch riskanter Alkoholkonsum in OECD-Ländern

Nationale Daten über den Gesamtkonsum pro Kopf ermöglichen zwar die Bewertung langfristiger Trends, lassen aber keine Rückschlüsse auf risikoreiche Alkoholkonsummuster zu, wie zum Beispiel starken episodischen Alkoholkonsum (auch Rauschtrinken genannt).

30 %

Hohe Prävalenz von episodisch starkem Alkoholkonsum

Im Durchschnitt der 29 OECD-Länder gab im Jahr 2019 fast jede*r fünfte Erwachsene (19 %) an, mindestens einmal im Monat schweren episodischen Alkoholkonsum zu haben. Dieser Anteil reicht von weniger als 3 % in der Türkei und Italien bis zu mehr als 30 % in Deutschland, Luxemburg, dem Vereinigten Königreich, Dänemark und Rumänien.

Die hier vorgestellten Daten können von Schätzungen aus anderen nationalen Quellen abweichen. In allen Ländern berichteten Männer häufiger als Frauen über starken episodischen Alkoholkonsum.

Im Durchschnitt der OECD-Länder geben 26 % der Männer an, mindestens einmal im Monat schweren episodischen Alkoholkonsum zu haben, gegenüber 12 % der Frauen.

Alkoholpolitische Lösungen

Zu den Maßnahmen zur Verringerung des Alkoholkonsums und zur Verhütung von Schäden gehören sowohl breit angelegte Strategien als auch solche, die sich auf den starken Alkoholkonsum konzentrieren. Umfassende Maßnahmenpakete, die auf einer vierfachen Strategie beruhen – Preispolitik zur Einschränkung der Verfügbarkeit von billigem Alkohol, polizeiliche Maßnahmen zur Bekämpfung von Alkohol am Steuer, primärärztliche Beratung für Menschen mit Alkoholproblemen und Schutz von Kindern vor Alkoholwerbung – sind bei der Bekämpfung alkoholbedingter Schäden äußerst kostenwirksam.

Die Analyse der nationalen Bemühungen zur Prävention und Verringerung alkoholbedingter Schäden zeigt, dass in vielen Ländern noch Lücken bei der Entwicklung und Umsetzung bewährter Maßnahmen bestehen.

Diese Lücken bestehen in den Bereichen der Alkoholpolitik, die den größten Investitionsertrag und die größte Kostenwirksamkeit aufweisen, wie beispielsweise:

  1. Regulierung des Alkoholpreises durch Besteuerung und/oder Mindestpreise pro Einheit,
  2. Einschränkung der Verfügbarkeit von Alkohol,
  3. Regulierung der Vermarktung von Alkohol,
  4. Verbesserung der Maßnahmen zur Bekämpfung des Fahrens unter Alkoholeinfluss,
  5. Verbesserung von Screening und Kurzinterventionen und
  6. Bessere Regulierung der Verbraucherinformation, zum Beispiel durch Kennzeichnung mit Gesundheitswarnungen.

So ist beispielsweise Alkohol in der OECD billiger geworden, weil die Regierungen die Alkoholsteuern nicht angemessen erhöht oder zumindest an die Inflationsraten angepasst haben, womit Alkohol immer weniger erschwinglich geworden wäre.

Die OECD kommt zu dem Schluss, dass ein umfassender Ansatz zur Bekämpfung alkoholbedingter Schäden, der diese Lücken in der Entwicklung und Umsetzung alkoholpolitischer Maßnahmen schließt, gesundheitliche Vorteile für die gesamte Bevölkerung mit sich bringt und Kosteneinsparungen ermöglicht.

Zwei neuere alkoholpolitische Innovationen sind auf dem Vormarsch

In jüngster Zeit zeichnen sich zwei innovative Veränderungen in der alkoholpolitischen Landschaft ab. Eine davon ist die Anwendung des Mindestpreises je Maßeinheit, der einen Mindestpreis festlegt, unter dem Alkohol nicht legal verkauft werden darf. Mindestpreise zielen auf billigen Alkohol ab, der von starken Alkoholkonsumenten und jungen Menschen getrunken wird. Mindestpreise wurden 2022 in Irland eingeführt und gelten bereits in zwei Ländern des Vereinigten Königreichs (Schottland und Wales) sowie in einigen Regionen Australiens und Kanadas.

Die zweite Neuerung ist die Gesetzgebung, die die Kennzeichnung von Alkoholprodukten vorschreibt. Während einige Länder bereits Warnhinweise zu den Gefahren des Alkoholkonsums während der Schwangerschaft eingeführt haben, war Irland weltweit das erste Land, das die Kennzeichnung von alkoholischen Produkten mit Gesundheitswarnungen für die gesamte Bevölkerung vorschrieb (beispielsweise das Risiko von Krebs- und Lebererkrankungen durch Alkohol).

OECD-Sonderbericht über Alkohol 2021

Bereits im Jahr 2021 hat die OECD einen Sonderbericht über Alkoholschäden und Alkoholpolitik veröffentlicht. Darin wird aufgezeigt, dass Investitionen in Maßnahmen zur Prävention und Verringerung alkoholbedingter Schäden Millionen von Menschenleben retten könnten. Die Umsetzung bewährter alkoholpolitischer Lösungen würde eine beträchtliche Rendite erbringen und dem Gesundheitssystem, der Wirtschaft und der Gesellschaft insgesamt zugute kommen.

Movendi International fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen und kommentiert den Bericht. Außerdem hat Movendi International eine Podcast-Episode zum Thema Alkohol mit dem Hauptautor des Berichts, Michele Cecchini, aufgenommen.

Mehr politisches Engagement nötig gegen Alkoholschäden

Mann mit leerer Flasche schläft auf Tischplatte, hinter der ein Kind hervorlugt

In den Ländern der OECD, EU und G20 könnten in den kommenden 30 Jahren jährlich etwa 1,1 Millionen Menschen an den Folgen ihres Alkoholkonsums sterben. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen OECD-Studie. Die Studie zeigt auch: Gegenstrategien retten nicht nur Menschenleben, sie lohnen sich auch wirtschaftlich.

Quelle: MOVENDI International

Übersetzt mit www.DeepL.com