Kommerzielle Determinanten der Gesundheit
Kommerzielle Determinanten der Gesundheit (CDoH) sind die Aktivitäten des privaten Sektors, die sich positiv oder negativ auf die öffentliche Gesundheit auswirken, sowie die entsprechenden politischen und wirtschaftlichen Systeme und Normen.
Viele der wichtigsten Risikofaktoren für Krankheiten und Verletzungen, wie Tabak, Alkohol und ultrahochverarbeitete Lebensmittel, sind wichtige Wirtschaftszweige und Gewinnbringer für mächtige transnationale Konzerne. Ein Großteil unseres internationalen Systems – im Handel, im Finanzwesen und sogar in der Entwicklung – unterstützt das Streben nach immer höheren Gewinnen und wirtschaftlichem Wachstum gegenüber den sozialen, ökologischen und gesundheitlichen Auswirkungen kommerzieller Produkte oder Praktiken.
Wenn die Profite bedroht sind, untergraben einige Unternehmen und andere Akteure mit kommerziellen Interessen absichtlich die öffentliche Gesundheitspolitik, einschließlich der WHO-Leitlinien, durch Lobbyarbeit, rechtliche Drohungen, unwirksame Selbstregulierung, Verfälschung von Beweisen, Verschleierung ihrer Praktiken und andere Maßnahmen.«
Dr. Tedros Ghebreyesus, Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation WHO
Frauen und die kommerziellen Determinanten der Gesundheit
- von Frank Lindemann
Es wird zunehmend anerkannt, dass kommerzielle Akteur*innen einen erheblichen Einfluss auf die Gestaltung von Gesundheitsdeterminanten und Gesundheitsergebnissen haben können. Kommerzielle Gesundheitsdeterminanten (Commercial Determinants of Health, CDoH) werden definiert als »die Systeme, Praktiken und Wege, durch die kommerzielle Akteure Gesundheit und Chancengleichheit beeinflussen«. Beispiele hierfür sind
- die Art und Weise, wie globale Marktstrukturen und ‑systeme zur Konzentration von Reichtum in immer weniger Händen beitragen,
- die Fehlverteilung öffentlicher Güter,
- das Zusammenspiel von Politik und Wirtschaft, das Reichtum über Gesundheit stellt, und
- die Strategien, die Unternehmen anwenden können, um die öffentliche Gesundheit zu untergraben, wenn ihre Gewinne bedroht sind.
Einige Unternehmen, wie die Tabak-, Glücksspiel-, Alkohol- und Rohstoffindustrie, haben gut dokumentierte negative Auswirkungen auf die Gesundheit, darunter nichtübertragbare Krankheiten, Infektionskrankheiten und durch vektorübertragene Krankheiten sowie eine Reihe sozialer Schäden. In ihrem Bestreben, von der Gesellschaft zu profitieren, können diese Unternehmen auch versuchen, ihre Rolle bei der Entwicklung politischer Antworten auf die von ihnen verursachten Probleme zu legitimieren.
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Welche Strategien verfolgen Nichtregierungsorganisationen in Bezug auf kommerzielle Gesundheitsdeterminanten?
- von Frank Lindemann
Diese Übersichtsarbeit soll die Wissenslücken darüber schließen, wie Nichtregierungsorganisationen (NGOs) auf kommerzielle Praktiken abzielen, indem sie erstens bekannte Strategien von NGOs identifiziert, die auf kommerzielle Determinanten von Gesundheit abzielen, und zweitens untersucht, wie die Wirkung von NGOs in dieser Literatur konzeptualisiert wird.
Mächtige Industrien verursachen Krankheit und vorzeitige Sterblichkeit
- von Frank Lindemann
In Europa sterben täglich 7.000 Menschen an vermeidbaren Ursachen. Der neue bahnbrechende Bericht »Kommerzielle Determinanten nichtübertragbarer Krankheiten in der Europäischen Region der Weltgesundheitsorganisation (WHO)« kommt zu dem Ergebnis, dass vier kommerzielle Produkte – Tabak, stark verarbeitete Lebensmittel, fossile Brennstoffe und Alkohol – jährlich für 19 Millionen beziehungsweise 34 % aller Todesfälle weltweit verantwortlich sind.
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Die Medien als kommerzieller Gesundheitsfaktor
- von Frank Lindemann
Kommerzielle Determinanten der Gesundheit zielen darauf ab, Merkmale und Aktivitäten von Unternehmen zu identifizieren, die die Gesundheit beeinflussen können. Dieser Standpunkt in »The Lancet« betrachtet die Arbeit der Nachrichtenmedien als eine Reihe von wirtschaftlichen Kräften und bietet einen Rahmen, der Forscher*innen helfen kann, besser zu verstehen, wie die Merkmale und Handlungen der Nachrichtenmedien die Gesundheit und die gesundheitliche Chancengleichheit beeinflussen.
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