Heute ist in der Schweiz Nationaler Aktionstag Alkoholprobleme. Mit dem Thema »Alkohol am Arbeitsplatz« will der Tag auf die Folgen des Konsums in Betrieben aufmerksam machen und zeigen, wie man diesen vorbeugen kann. Regionale Sucht-Fachstellen machen mit diversen Aktivitäten auf ihre Präventions- und Unterstützungsangebote aufmerksam.
Am diesjährigen Nationalen Aktionstag Alkoholprobleme dreht sich alles um »Alkohol am Arbeitsplatz«. Es geht darum, insbesondere Betriebsverantwortliche dafür zu sensibilisieren, welche Belastungen Menschen mit einem problematischen Alkoholkonsum oder einer Alkoholabhängigkeit und ihre Angehörigen erleben. Die regionalen Sucht-Fachstellen zeigen, welche Angebote sie machen, um Vorgesetzte und Mitarbeiter*innen, Menschen mit problematischem Alkoholkonsum oder einer Alkoholabhängigkeit und Personen aus ihrem Umfeld zu unterstützen. Geplant sind beispielsweise Standaktionen, eine Hotline für Fragen zu Alkohol am Arbeitsplatz oder Workshops in Unternehmen.
Alkoholprobleme sind ein echtes Problem, das alle Lebensbereiche betrifft. Auch am Arbeitsplatz ist das ein Thema. Das hat oft weitreichende Folgen. Für die Betroffenen sind das persönliche Probleme, die Arbeitssicherheit ist gefährdet, die Arbeitsleistung wird beeinträchtigt und es entstehen massive betriebliche Aufwände. Die Kosten, die dadurch entstehen, dass die Leute weniger produktiv sind, werden auf jährlich 2,1 Milliarden Franken geschätzt.
Viele Menschen merken erst spät, dass sie ein Problem mit ihrem Konsum haben. Betroffene schämen sich, leiden unter den Belastungen und versuchen trotzdem, ihren Arbeitsalltag zu bewältigen. Gleichzeitig leiden auch ihre Angehörigen mit und haben Angst, dass die Betroffenen den Arbeitsplatz verlieren. Die Mitarbeiter*innen fühlen sich überfordert. Sie merken, dass die Person sich anders verhält, machen sich Sorgen um sie und wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen.
Fakten zu den Auswirkungen von Alkohol am Arbeitsplatz
Die Zahlen zu alkoholbedingten Folgen am Arbeitsplatz sind teilweise schon ein paar Jahre alt. Trotzdem geben sie einen ungefähren Anhaltspunkt.
- Ungefähr 2 % der Angestellten haben einen problematischen Alkoholkonsum.
- Personen mit einem problematischen Alkoholkonsum bleiben 4 bis 8 Mal häufiger kurzzeitig und unbewilligt von der Arbeit fern.
- Zwischen 15 und 25 Prozent der Unfälle am Arbeitsplatz sind auf Alkoholkonsum oder den Konsum anderer psychoaktiver Substanzen zurückzuführen.
- Personen mit einem problematischen Alkoholkonsum haben ein 3- bis 4-mal größeres Risiko, einen Unfall am Arbeitsplatz zu verursachen.
- Personen mit einem problematischen Konsum leisten geschätzt circa 15 % weniger.
- Etwa jede dritte Person in der Schweiz hat mindestens eine Person mit Alkoholproblemen in ihrem Umfeld.
Was Betriebe tun können
Für die Arbeitgeber*innen stellt der Alkoholkonsum ihrer Mitarbeiter*innen vor und während der Arbeitszeit neben dem menschlichen Leid auch ein Risiko für die Qualität der Leistung und die Sicherheit dar. Es liegt in ihrer Verantwortung, diesem Risiko Rechnung zu tragen und geeignete Vorkehrungen zu treffen, damit Vorgesetzte wissen, wie und wann sie reagieren sollen: Eine Möglichkeit ist die Entwicklung eines Präventionsprogramms.
Doch längst nicht alle Betriebe verfügen über ein solches Programm, das klärt, wie problematischer Konsum erkannt wird, wie Führungskräfte geschult werden oder wo Betroffene Unterstützung finden. Die Betriebe müssen einerseits Vorkehrungen treffen, um Berufsunfälle und Berufskrankheiten zu vermeiden. Andererseits können Vorgesetzte ein verändertes Verhalten frühzeitig erkennen und ansprechen, wobei ein Leistungsabfall nicht zwingend alkoholbedingt sein muss. Im Sinne der Früherkennung und Frühintervention ist es wichtig, nicht wegzuschauen, sondern Beobachtungen frühzeitig im Gespräch mit den Mitarbeiter*innen anzusprechen, ohne sie zu denunzieren, und Unterstützung anzubieten, damit Veränderungsschritte eingeleitet werden können.
Die Gründe für einen problematischen Alkoholkonsum oder eine Alkoholabhängigkeit sind vielfältig. Auch die Arbeit selbst kann einen Einfluss haben. Berufe im Gastgewerbe, im Transport- und Baugewerbe oder in der Landwirtschaft sind besonders gefährdet. Auch die Arbeitsorganisation, Personalmangel, Konflikte oder hoher Leistungsdruck können sich negativ auf den Alkoholkonsum auswirken.
Rolle der Fachstellen
Die regionalen Suchtfachstellen bieten hilfreiche Unterstützung für Betroffene, mitbetroffene Teammitglieder und Angehörige. Sie unterstützen auch Betriebe bei der Einführung von Alkoholpräventionsprogrammen, bei der Schaffung eines gesundheitsfördernden Umfelds (Umgang mit Alkohol wie zum Beispiel Feierabendbier, Firmengeschenke) und sind Fachstelle für konkrete Fälle.
Die Organisationen Blaues Kreuz, Fachverband Sucht, GREA, Sucht Schweiz und Ticino Addiction organisieren den Nationalen Aktionstag Alkoholprobleme, der durch den Nationalen Alkoholpräventionsfonds finanziell unterstützt wird. Er findet jeweils im Mai statt und sensibilisiert die Öffentlichkeit für das Thema Alkohol und für die besonderen Belastungen, mit denen Menschen mit Alkoholproblemen und ihre Angehörigen leben. Er vernetzt Fachleute und macht ihre Leistungen bekannt.
Quelle: Medienmitteilung von Sucht Schweiz