Warnetikett in französischer Sprache vor schachspielendem Mann im Anzug

Eine jüngst veröffentlichte Studie füllt eine Lücke in der anglophonen Forschung über Lobbyarbeit gegen Alkoholwarnungen, indem sie die Argumente der Lobbyisten über einen Zeitraum von 20 Jahren analysiert, der sowohl gescheiterte als auch erfolgreiche Lobbyarbeit der Industrie umfasst. Es wurden neue Erkenntnisse gewonnen, die wahrscheinlich mit der weinorientierten Kultur Frankreichs zusammenhängen. Um den Praktiken der Alkohollobby entgegenzuwirken, geben die Autorinnen abschließend eine Reihe von Empfehlungen für die öffentliche Gesundheit.

Autor:innen: Ana Millot, Martina Serra und Karine Gallopel-Morvan

Zitierung: Millot, A., Serra, M. and Gallopel-Morvan, K., 2022. How the alcohol industry fought against pregnancy warning labels in France. A press coverage analysis spanning 20 years. Frontiers in Public Health, 10.

Quelle: Frontiers in Public Health

Datum der Veröffentlichung: 26. August 2022

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Wie die Alkoholindustrie gegen Schwangerschaftswarnhinweise in Frankreich kämpfte. Eine Analyse der Presseberichterstattung über 20 Jahre

Abstrakt

Hintergrund

Alkoholkonsum in der Schwangerschaft ist gefährlich für die Gesundheit. Um über dieses Thema zu informieren, haben verschiedene Länder Warnhinweise für Schwangere auf alkoholischen Getränken eingeführt, darunter seit 2007 auch Frankreich, wo der Wein einen hohen kulturellen Stellenwert hat. Ziel dieser Untersuchung war es, die Argumente zu analysieren, die von der Alkoholindustrie (Hersteller, Verteiler, Großhändler, verwandte Industrien, Handelsverbände, Lobby- und PR-Organisationen, Stadträte, die öffentlich die Interessen des Weinsektors vertreten) über die Presse in Frankreich vorgebracht wurden:

  1. im Jahr 2007, als die ersten Schwangerschaftswarnungen eingeführt wurden, und
  2. 2018, als größere Schwangerschaftswarnungen zur Erhöhung der Sichtbarkeit vorgeschlagen, aber nicht angenommen wurden.

Methoden

In dieser Studie wurde die dokumentarische Methode angewandt, um die Argumente der Alkoholindustrie in der Mainstream-Presse (nationale, regionale und spezialisierte Presse) in Frankreich von 2000 bis 2020 zu analysieren, wobei die Dokumentationsdatenbank Europresse verwendet wurde. Es wurden eine quantitative Analyse (Anzahl und Trendkurve der Artikel, Kartierung der Akteur*innen der Alkoholindustrie, die in der Presse zu Wort kamen) und eine induktive thematische Inhaltsanalyse (analytischer Rahmen der identifizierten Argumente) mit der Software NVivo durchgeführt.

Ergebnisse

In dieser Studie wurden insgesamt 559 relevante Presseartikel in der Datenbank gefunden, von denen 85 in die Analyse einbezogen wurden.

Die große Mehrheit der von der Alkoholindustrie vorgebrachten Argumente richtete sich gegen die Maßnahme der Schwangerschaftswarnungen (nur wenige waren dafür). Die Alkoholindustrie argumentierte:

  • Schwangerschaftswarnungen wären eine fragwürdige Maßnahme (zum Beispiel unwirksam, oder das Piktogramm verbindet Alkohol eindeutig mit Sterblichkeit),
  • Schwangerschaftswarnungen würden sich kontraproduktiv auswirken (auf Frauen und die Wirtschaft insgesamt),
  • dass es bessere Alternativen gäbe (zum Beipiel gezielte Präventionsprogramme, Prävention durch Angehörige der Gesundheitsberufe).

Die große Mehrheit der Akteur*innen, die sich in der Presse zu Wort meldeten, kam aus dem Weinbausektor.

Schlussfolgerung

Diese Studie füllt eine Lücke in der anglophonen Forschung über Lobbyarbeit gegen Alkoholwarnungen, indem sie die Argumente der Lobbyisten über einen Zeitraum von 20 Jahren analysiert, der sowohl gescheiterte als auch erfolgreiche Lobbyarbeit der Industrie umfasst. Es wurden neue Erkenntnisse gewonnen, die wahrscheinlich mit der weinorientierten Kultur Frankreichs zusammenhängen. Um den Praktiken der Alkohollobby entgegenzuwirken, geben die Autorinnen abschließend eine Reihe von Empfehlungen für die öffentliche Gesundheit.

Identifizierung und Entwicklung der Sprecher*innen in der Presse

Die meisten Akteur*innen der Alkoholindustrie, die sich in der Presse zu Wort meldeten, stammten aus dem Weinsektor (93 Mal), gefolgt vom breiteren »Alkohol«-Sektor (wenn kein spezifischer Sektor genannt wurde; 14 Mal) und den Lobby-Verbänden (8 Mal). Der Spirituosensektor (3 Mal), der Biersektor (3 Mal) und ein weiterer Vertreter (eine Druckerei: 1 Mal) äußerten sich ebenfalls über die Presse.

Zwischen Periode 1 und Periode 2 blieb die Zahl der Akteur*innen des Weinsektors, die die Presse nutzten, mit 48 gegenüber 45 Fällen stabil, während andere Stimmen eine schwächere und isoliertere Präsenz hatten. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass der Weinsektor in Frankreich ein hohes Ansehen genießt und in den Medien zunehmend als Frontgruppe für alle Alkoholakteur*innen auftritt (36). Ein ähnliches Phänomen wurde bei der Lobbyarbeit gegen das Evin-Gesetz zur Regulierung der Werbung in Frankreich beobachtet: Die Winzer*innen waren im Vergleich zu anderen Alkoholakteur*innen eine sehr sichtbare Frontgruppe im Kampf gegen das Gesetz (36).

Argumente der Alkoholindustrie in den französischen Medien

Die Mehrheit der von der Alkoholindustrie von 2000 bis 2020 vorgebrachten Argumente richtete sich gegen die ursprüngliche Einführung und die spätere Weiterentwicklung des Warnhinweises (268 Nennungen). Dennoch gab es eine kleine Minderheit von Argumenten der Alkoholindustrie, die für die Maßnahme sprachen (30 Nennungen). Aus der Analyse ergaben sich verschiedene Unterkategorien von Argumenten.

Die Analyse zeigte, dass es drei Kategorien von Argumenten gegen die Maßnahme gab:

  1. Schwangerschaftswarnhinweise sind eine fragwürdige Maßnahme,
  2. Schwangerschaftswarnhinweise würden sich kontraproduktiv auswirken, und
  3. es gibt bessere Alternativen.

Warnhinweise für Schwangere sind eine fragwürdige Maßnahme

Die Alkoholindustrie behauptet: Übertreibung und Übereifer der Akteur*innen im Gesundheitswesen (61 Vorkommnisse).

Die Alkoholindustrie behauptet: Das Piktogramm, stellt einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Alkohol und Sterblichkeit her, war eines der Hauptargumente der Alkoholindustrie (28 Nennungen), vor allem in Zeitraum 2 (26 Nennungen gegenüber 2 Nennungen in Zeitraum 1):

Der Sektor ist gegen das, was er öffentlich als ›tödliches Piktogramm‹ bezeichnet.«
»Comment le lobby de l’alcool sape toute prévention prônant l’abstinence,« Le Monde-Website, 2020

Die Alkoholindustrie behauptet, dass diese Maßnahme von der Logik der Hygiene geleitet wird, das heißt von der medizinischen Perspektive diktiert wird (12 Nennungen). Dieses Argument wurde in Zeitraum 2 am häufigsten angeführt (10 Nennungen gegenüber 2 in Zeitraum 1):

Die Winzer*innen befürchten, dass dieses vergrößerte Piktogramm zu einer ›Hygiene-first‹-Logik führen wird […], bei der die endgültige Form eine Flasche ähnlich der neutralen Tabakverpackung sein wird«.
»Des viticulteurs bordelais entrent en guerre contre le logo femme,« L’Express-Website, 2017

Die Alkoholindustrie behauptet außerdem, diese Maßnahme diene nur der Beruhigung der Gesundheitsbehörden (7 Fälle, davon 5 in Zeitraum 2):

Dient der Hinweis auf den Weinflaschen einem anderen Zweck als der Beruhigung und der scheinheiligen Entlastung der Gesundheitsbehörden von jeglicher Haftung?«
»Attention, vivre est nuisible à votre santé,« Le Bien Public, 2018

Um dies zu belegen, weist die Alkoholindustrie darauf hin, dass Frankreich eines der einzigen Länder ist, das das Piktogramm anwendet, was sie als weiteren Beweis dafür ansieht, dass die Maßnahme übertrieben sei (5 Vorkommnisse, nur im Zeitraum 1):

Diese Einschränkung ist eine Besonderheit Frankreichs und wird in anderen europäischen Ländern nicht verwendet.«
»Des viticultrices à l’Assemblée,« Sud Ouest, 2010

Schließlich behauptete die Alkoholindustrie auch, dass die Maßnahme unverhältnismäßig sei (3 Fälle) und den Weg für virulentere Botschaften ebnen würde (3 Fälle, nur im Zeitraum 1), wie zum Beispiel für Tabak (»Alkohol tötet«), und argumentierte, dass Alkohol nicht wie Tabak behandelt werden sollte (3 Fälle):

Und die Medienberichterstattung darüber ist abscheulich. Bald wird auf dem Etikett eines guten Burgunderweins ›Alkohol tötet‹ stehen. Genau wie auf Zigarettenschachteln.«
»La filière viticole se sent attaquée, le milieu médical se dit sceptique,« Le Journal de Saône-et-Loire, 2004
Es handelt sich sogar um eine ›totale Idiotie‹, die ›die Idee, dass Wein ein gefährliches Produkt wie Tabak ist, weiter anheizen wird‹.«
»Déconseillé aux femmes enceintes: un vigneron affiche la couleur,« AFP Infos Economiques, 2004

Unwirksamkeit der Maßnahme

Die Alkoholindustrie machte auch die Unwirksamkeit der Warnung geltend und argumentierte, dass die Maßnahme keine Verhaltensänderung bei schwangeren Frauen bewirke (26 Fälle, 14 Fälle in Periode 1 vs. 12 Fälle in Periode 2):

Frauen, die alkoholabhängig sind, werden weiter trinken, so wie Raucherinnen trotz der Warnhinweise auf den Tabakverpackungen weiter rauchen. Der Rest [der Frauen] weiß bereits, dass sie während der Schwangerschaft nicht trinken sollten.«
»Le message pour les femmes enceintes n’inquiète pas la filière,« Le Journal de Saône-et-Loire, 2007
Bislang gibt es keine umfassende Studie, die die Wirksamkeit dieser Maßnahme belegt.«
»Désaccords autour d’un logo,« Emballages magazine.com, 2018

Diese Unwirksamkeit ist auf die schlechte Gestaltung und den Inhalt des Etiketts zurückzuführen. Die Alkoholindustrie behauptet, der Warnhinweis sei nicht präzise genug und könne daher Verwirrung stiften (z. B. die Annahme, dass es sich bei Wein in Gegenwart des Piktogramms um ein Verhütungsmittel handelt) (2 Fälle, in Zeitraum 1), und er sei schlecht gestaltet (1 Fall, in Zeitraum 1):

Als unsere chinesischen Kunden das sahen, dachten sie, unser Wein sei ein Verhütungsmittel…«
»Pression sur l’étiquette,« Sud Ouest, 2009

Die Alkoholindustrie behauptet auch, dass sie unleserlich ist, weil die Verpackungsetiketten bereits mit Informationen überladen sind (11 Vorkommen, 7 Vorkommen in Zeitraum 2):

Für die Vignerons Indépendants [Berufsverband unabhängiger Winzer] ist es ein weiteres Attribut, das auf einem bereits überfüllten Etikett Platz finden muss.«
»Naissance difficile de l’étiquetage préventif des boissons alcoolisées,« Les Echos, 2006

Schwangerschaftswarnhinweise werden als unwirksam bezeichnet, weil sie als »kosmetische« Maßnahme angesehen werden (8 Fälle, alle in Zeitraum 2): Der Alkoholindustrie zufolge werden Schwangerschaftswarnhinweise als oberflächlich und daher nutzlos angesehen. Die Akteure der Alkoholindustrie behaupten auch, der Warnhinweis sei ungeeignet (7 Fälle), um den Alkoholismus bei Schwangeren zu bekämpfen:

Die Maßnahme ist eine ›unzureichende Antwort auf ein echtes Problem der öffentlichen Gesundheit‹«
»Non au logo agrandi pour femmes enceintes,« L’Union, 2017

Verharmlosung des Alkoholproblems

Die Alkoholindustrie verharmlost die Schwere der mit dem Alkoholkonsum verbundenen Probleme mit dem Argument, dass die Frauen bereits informiert und verantwortungsbewusst sind (7 Fälle, überwiegend in Zeitraum 1):

Frage: Wissen schwangere Frauen, dass Alkohol gefährlich für ihr ungeborenes Kind ist? Antwort: Nein: Um es nicht zu wissen, müssten sie es entweder absichtlich ignorieren oder ihre Schwangerschaft verloren in einer Höhle im Wald verbringen.«
»Attention, vivre est nuisible à votre santé,« Le Bien Public, 2018

Die Alkoholindustrie behauptet auch, dass Wein kein Alkohol sei (oder zumindest kein Alkohol wie jeder andere) (5 Vorkommnisse, davon 4 im Zeitraum 1):

Ist Wein ein Alkohol wie jeder andere? Wein, in Maßen genossen, ist Teil der traditionellen französischen Esskultur. Er muss von anderen alkoholischen Getränken getrennt werden.«
»Alcool et femmes enceintes le nouveau logo sur les bouteilles de vin fait polémique chez les vignerons,« AFP, 2018

Außerdem fügten sie hinzu, dass Menschen mit Alkoholkonsumstörungen in der Regel keinen Wein konsumieren (1 Vorkommnis in Zeitraum 1) und dass das Fötale Alkoholsyndrom (FAS) weiterhin selten sei (1 Vorkommnis in Zeitraum 1):

Beim Wein ist es noch lächerlicher: Ich habe mich nie als Händler in Sachen Alkoholismus gesehen, und auf jeden Fall sind Alkoholiker keine treuen Kunden der Winzer!«
»La filière viticole se sent attaquée, le milieu médical se dit sceptique,« Le Journal de Saône-et-Loire, 2004
Das fetale Alkoholsyndrom (FAS) ist außergewöhnlich selten (0,1 bis 0,3 % der Geburten).«
»Une efficacité douteuse,« Sud Ouest, 2006

Das Alkoholproblem umschiffen

Die Alkoholindustrie ist der Ansicht, dass es wichtigere Probleme als den Alkoholismus in der Schwangerschaft gibt, und bedauert daher, dass das Piktogramm die gesamte Aufmerksamkeit auf dieses eine Problem lenkt. Sie schlägt daher vor, Piktogramme für andere (gesundheitliche) Probleme einzuführen (3 Vorkommen, nur in Zeitraum 1):

Wenn ich dieses Piktogramm hinzufügen muss, werde ich wohl auch ›verboten für Diabetiker‹, ›verboten für Personen unter 16 Jahren‹ und ›verboten für Idioten‹ hinzufügen.«
»Vins: la femme enceinte a bon dos…,« Le Progrès – Lyon, 2006

Das Piktogramm wird auch mit der Begründung als fragwürdig angesehen, dass alle menschlichen Aktivitäten gefährlich sind (1 Vorkommnis, in Periode 2) und daher andere, ernstere Probleme zuerst behandelt werden sollten (1 Vorkommnis, in Periode 1):

Genauso wie ich es Ihnen überlassen würde, sich all die Piktogramme auszudenken, die man überall in unserer Umgebung anbringen könnte, um uns daran zu erinnern, dass die banalsten menschlichen Aktivitäten – Atmen, Essen, Autofahren, Sport – alle mit Risiken verbunden sind und dass das Leben letztendlich schlecht für die Gesundheit ist.«
»Attention, vivre est nuisible à votre santé,« Le Bien Public, 2018
Wein tötet weniger Menschen als Medikamente, aber es ist politisch nicht korrekt, dies zu sagen.«
»Pas d’eau dans le vin de vignerons sancerrois,« La Nouvelle République du Centre-Ouest, 2006

Die Warnung würde sich kontraproduktiv auf die Wirtschaft auswirken

Die Alkoholindustrie macht geltend, dass diese Maßnahme den Weinsektor angreift (43 Fälle, davon 26 in Zeitraum 2) und die Erzeuger schwächt (12 Fälle, verteilt auf die beiden Zeiträume):

Diese 64 Weingüter prangern ›die Verwandlung eines Produkts, das für Exzellenz steht und in der ganzen Welt verkauft wird, in eine Art Schmuggelware an […]‹.«
»Le logo qui irrite des viticulteurs,« Midi Libre, 2018
Die Etikettierung der Flaschen [mit dem Piktogramm] scheint auch der letzte Strohhalm für eine bereits in der Krise befindliche Weinindustrie zu sein.«
»Grossesse sans alcool: les femmes seront prévenues,« Le Progrès – Lyon, 2004

In geringerem Maße macht die Alkoholindustrie geltend, dass die Hersteller Zeit für die Einführung eines Warnhinweises benötigen (3 Fälle, nur in Zeitraum 1), dass die Kosten hoch sein werden (3 Fälle, davon 2 in Zeitraum 2) und dass mit dem Piktogramm versehene Verpackungen schwieriger zu exportieren sein werden (2 Fälle, verteilt auf beide Zeiträume):

Für den Präsidenten von Brasseurs de France ›wird die Umsetzung der Maßnahme zwangsläufig einige Zeit in Anspruch nehmen, da der Druck neuer Etiketten für unsere 400 verschiedenen Produktinformationen erforderlich ist‹.«
»Femmes enceintes: les fabricants d’alcool résignés à apposer un pictogramme,« AFP Infos Françaises, 2006
Das Hinzufügen von Etiketten oder das Erstellen von Rückseitenetiketten erhöht unsere Kosten.«
»Discrétion assure,”« Sud Ouest, 2008
Wie können wir unsere Ausfuhren steigern, wenn Wein in Frankreich als gefährliches Produkt gilt?«
»Alcool et femmes enceintes: le nouveau logo sur les bouteilles de vin fait polémique chez les vignerons,« AFP, 2018

Es wird behauptet, die Maßnahme sei für die Hersteller ungerecht (1 Mal, in Periode 1). Die Alkoholindustrie befürchtet, dass die Maßnahme aufgrund des geringeren Konsums zu Umsatzeinbußen führen wird (1 Vorkommen, in Periode 1).

Fünf Empfehlungen für die öffentliche Gesundheit, um das Problem der Lobbyarbeit der Alkoholindustrie gegen Gesundheitswarnungen (und gegen Maßnahmen der öffentlichen Gesundheit im Allgemeinen) anzugehen

Erstens sind angesichts der Stärke (und Wirksamkeit) der Lobbyarbeit auf nationaler Ebene internationale Verträge erforderlich, um dem Einfluss der nationalen Ebene auf einzelne Regierungen entgegenzuwirken. Eine Richtlinie der Europäischen Union über Alkoholwarnungen wäre eine relevante Option, so wie es bereits 2014 für Tabak geschehen ist und eine kombinierte Gesundheitswarnung bestehend aus einem Bild, einem Textwarnhinweis und Informationen zur Raucherentwöhnung vorschreibt, die 65 % der Vorder- und Rückseite von Zigarettenpackungen einnehmen muss. Über die Ebene der Europäischen Union hinaus wäre auch ein »Rahmenübereinkommen zur Alkoholkontrolle« von Bedeutung, wie es bereits 2005 für Tabak abgeschlossen wurde (FCTC: Framework Convention on Tobacco Control), in dem Artikel 11 festlegt, dass jede Vertragspartei, die den Vertrag unterzeichnet und ratifiziert hat, innerhalb von drei Jahren wirksame Kennzeichnungsmaßnahmen beschließen und umsetzen muss. Für Länder, die wie Frankreich der Alkoholindustrie sehr nahe stehen, sollte der Artikel 5.3 des FCTC, der besagt, dass jede Vertragspartei ihre »Politik vor kommerziellen und anderen Interessen der Tabakindustrie in Übereinstimmung mit dem nationalen Recht« schützen muss, auf die Alkoholindustrie übertragen werden, um die Alkoholpolitik zu schützen.

Zweitens scheint das französische Beispiel starke Verbindungen zwischen der Alkoholindustrie und der Regierung aufzuzeigen, die erklären könnten, warum bestimmte Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit nicht angenommen werden. Um diesem Problem entgegenzuwirken, müssen die Bürger und die Akteure des Gesundheitswesens durch Transparenzinstrumente, die die Einmischung in öffentliche Entscheidungen begrenzen könnten, besser über diese Verbindungen informiert werden. Nach dem Vorbild des französischen Gesetzes über die Transparenz der Einflussbeziehungen der Tabakindustrie könnten nationale Rechtsvorschriften über Alkohol vorgeschlagen werden, insbesondere über Ausgaben im Zusammenhang mit der Beeinflussung oder Vertretung der Interessen von Herstellern, Importeuren und Händlern von Tabakerzeugnissen und ihren Vertretern. Dies könnte noch weiter gehen, indem die Alkoholindustrie verpflichtet wird, alle Ausgaben offenzulegen, die mit indirekten Lobbying-Kanälen verbunden sind (Forschungsfinanzierung, Präsenz und Teilnahme der Alkoholindustrie in öffentlichen Kommissionen).

Drittens sind weitere Untersuchungen zu den Argumenten der Alkoholindustrie gegen Alkoholwarnungen erforderlich. Um das Argument der Alkoholindustrie, das die Wirksamkeit von Schwangerschaftswarnungen in Frage stellt, zu entkräften, sollten mehr Studien über den Inhalt und die Gestaltung wirksamer Warnhinweise durchgeführt werden. Auf internationaler Ebene und insbesondere in Frankreich, wo nur drei Studien zu diesen Themen veröffentlicht wurden, gibt es nur wenige Untersuchungen zu Alkoholwarnungen im Vergleich zu Tabakwarnungen. Was das Argument der wirtschaftlichen Kosten für die Alkoholindustrie betrifft, so sind weitere Untersuchungen über die wirtschaftliche Belastung der Gesellschaft durch Alkohol erforderlich. In Frankreich stammt die erste (und einzige) Studie, in der diese sozialen Kosten geschätzt wurden, aus dem Jahr 2010 und kam zu einem Wert von 120 Milliarden Euro pro Jahr. Seitdem wurden keine Untersuchungen durchgeführt, um diese Zahl zu aktualisieren.

Viertens ist es von entscheidender Bedeutung, den Akteuren im Gesundheitswesen (Nichtregierungsorganisationen, öffentliche Einrichtungen, Angehörige der Gesundheitsberufe) mehr Schulungen und Fertigkeiten zu vermitteln, damit sie Lobbying-Taktiken und Pressearbeit effektiver einsetzen und ähnliche Strategien der Alkoholindustrie übernehmen können, um ihnen besser zu begegnen.

Fünftens sollten angesichts der Tatsache, dass die Anprangerung der Marketing- und Lobbytaktiken der Industrie wirksam zu sein scheint, Gegenmarketing-Kampagnen durchgeführt werden, wie dies bei der »Truth«-Kampagne in den USA für den Tabakbereich geschehen ist. Es könnte sinnvoll sein, eine Kampagne über soziale Medien zu entwickeln, um die Lobbyarbeit der Alkoholindustrie anzuprangern. Die Wirksamkeit von Anti-Marketing-Kampagnen wird durch die Impftheorie erklärt, die besagt, dass Menschen vor kommerziellen Manipulationsversuchen geschützt werden können, wenn sie mit Gegenargumenten gewarnt werden.

Quelle: MOVENDI International

Übersetzt mit www.DeepL.com