Es sind ja kleine Wunderdinger: Da baut man sie in ein Auto ein, und der Zündschlüssel lässt sich nicht eher bewegen, als bis dass man hinein gehaucht hat. Und dann darf auch noch kein Alkohol im Atem sein. Was heute alles technisch möglich ist, lässt mich immer wieder erstaunen. Die, die diese Geräte verkaufen wollen, finden noch viel mehr gute Argumente. Sie tragen natürlich zur Verkehrssicherheit bei, der Straßenverkehr wird sicherer, es gibt weniger Verkehrsunfälle unter dem Einfluss von Alkohol. Und – mit Blick auf den Normalbürger – man muss seine Gewohnheiten nicht ändern, denn bis zur Grenze von 0,5 Promille ist ja alles in Ordnung.
Was macht mich so skeptisch, wenn sich auch bekennende Vertreter von aktiver Alkoholpolitik für den Einbau dieser kleinen Dinger aussprechen? Natürlich ist es einmal die Autozubehörindustrie, die hier ein gutes Geschäft wittert. Man stelle sich vor: Alle Fahrzeuge müssen nachgerüstet werden. Millionen und Aber-Millionen von Geräten! Aber auch die Brauer, Brenner und Winzer unterstützen diesen Vorschlag begeistert, und das muss eigentlich schon skeptisch machen. Warum?
Wegfahrsperren lenken ab von der notwendigen Diskussion, die Grenze der Blutalkoholkonzentration weiter zu senken. Bis zur 0,0 Promillegrenze, die die natürlichste ist (und ja auch schon in Ländern erfolgreich eingeführt wurde), wird es in Europa noch dauern, aber eine Senkung um weitere 0,2 Promille auf 0,3 ist längst überfällig und muss politisch diskutiert werden. Da würde die Einführung von Wegfahrsperren ebenso wie die Selbstkontrolle der Industrie in der Werbung wirken: »Lass uns doch erst einmal ausprobieren, wie das in der Realität wirkt«, sagt die Alkoholindustrie, und hat schon wieder mindestens fünf Jahre gewonnen, in denen die »weiße Salbe« auf Politikerinnen und Politiker wirkt, bevor das Thema überhaupt wieder aufgegriffen werden kann.
Deshalb: Wenn wir etwas für die Sicherheit auf unseren Straßen erreichen wollen, muss die Promillegrenze gesenkt werden. Mit dem Blasen in die Wegfahrsperre läuten wir politisches Nichtstun ein.