Porträt von Professor Johannes Lindenmeyer, Professor für Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Rehabilitationspsychologie, Medizinische Hochschule Brandenburg Fontane, mit seinem Zitat am 8. September 2024 im Deutschlandfunk: Es gibt keinen gesunden Alkoholkonsum.

Alkoholismus hat schwerwiegende Folgen, nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für ihr Umfeld. Der Psychologe Prof. Dr. Johannes Lindenmeyer, Professor für Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Rehabilitationspsychologie an der Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB), erforscht seit Jahrzehnten die Mechanismen der Sucht, behandelt Betroffene und hat Konzepte zur Suchttherapie entwickelt. Darüber sprach Prof. Lindenmeyer – Autor des Bestsellers »Lieber schlau als blau« – am 8. September im DeutschlandRadio-Deutschlandfunk mit Paulus Müller in der Sendung »Zwischentöne«.

 

In der Deutschlandfunk-Rundfunksendung spricht Suchtforscher Johannes Lindenmeyer über die aktuelle Alkoholnorm in Deutschland und die damit verbundenen Probleme. Lindenmeyer betont, dass wir in einer »gestörten Trinkkultur« leben, die durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst wird.

Einer der Hauptgründe ist die Normalisierung des Alkoholkonsums in der Gesellschaft. Alkohol wird häufig als soziales Bindemittel und zur Stressbewältigung genutzt, was zu einem starken Konsum führen kann. Lindenmeyer weist darauf hin, dass insbesondere junge Menschen oft unter dem Druck stehen, Alkohol zu konsumieren, um dazuzugehören.

Ein weiteres Problem ist die Verfügbarkeit und der Preis von Alkohol. Alkoholprodukte sind heute leicht zugänglich und oft erschwinglich, was den Konsum fördert. Lindenmeyer plädiert für eine Anhebung der Alkoholsteuern und strengere Regulierungen bei der Werbung für alkoholische Getränke.

Der Suchtforscher spricht auch über die gesundheitlichen Folgen des starken Alkoholkonsums. Dazu gehören nicht nur akute Rauschzustände und Fehlverhalten, sondern auch langfristige Schäden an Leber, Gehirn und anderen Organen. Lindenmeyer betont die Notwendigkeit von Präventionsmaßnahmen und frühzeitiger Intervention, um die Zahl der Alkoholabhängigen zu reduzieren.

Abschließend fordert Johannes Lindenmeyer eine gesamtgesellschaftliche Auseinandersetzung mit der Alkoholnorm. Nur durch ein gemeinsames Bemühen um eine bewusstere Haltung zum Alkoholkonsum können die negativen Auswirkungen dieser »gestörten Trinkkultur« bekämpft werden.

Maik Dünnbier von Movendi International sieht den von Lindenmeyer verwendeten Begriff der »Trinkkultur« kritisch, wo das Wort »Kultur« im Zusammenhang mit Alkohol verwendet wird, denn Kultur ist in der Regel etwas Positives, erzeugt positive Assoziationen.

Wir aber leben in einer schädlichen Alkoholnorm. Darin haben wir Verhältnisse, wo zum Beispiel Menschen gegen ihre eigenen Werte und Präferenzen Alkohol konsumieren, obwohl sie das gar nicht wollen.

Wir haben Verhältnisse, wo wir als Gesellschaft die enormen Schäden gar nicht sehen, geschweige denn dagegen vorgehen.

Und wir haben Verhältnisse, wo die Alkoholindustrie Menschen mit Alkoholproblemen stigmatisiert und selbst Angehörige sich nicht trauen, das Thema anzusprechen, Hilfe zu suchen, Hilfe zu bekommen.

Quelle: Deutschlandfunk