Verschiedene E-Zigaretten in bunten Farben nebeneinander aufgestellt.

Mehr als 40 Prozent der bekanntesten deutschen Rap-Musiker*innen werben in sozialen Medien für E-Zigaretten oder Shisha-Tabak und umgehen damit das bestehende Werbeverbot. Das haben Wissenschaftler*innen des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) bei einer Auswertung von Social-Media-Daten im Januar 2024 herausgefunden. Da sich die vermarkteten Produkte vor allem an eine junge Zielgruppe richten, sollte die bestehende Gesetzgebung besser kontrolliert werden, um Kinder und Jugendliche vor den gesundheitlichen Risiken von Tabak und verwandten Produkten zu schützen.

Deutschrap ist eine der beliebtesten Musikrichtungen bei Jugendlichen in Deutschland. Auf Musikplattformen wie Spotify erreichen deutsche Rapper*innen millionenfache Abrufe. Musiker*innen dieses Genres nutzen Social-Media-Plattformen wie Instagram, Tiktok oder Youtube, um ihre Musik und andere Produkte zu vermarkten. Mit Influencer-Marketing werden Shisha-Tabak und E-Zigaretten beworben und vor allem die Zielgruppe der unter 20-Jährigen angesprochen. Diese Produkte bergen erhebliche Gesundheitsrisiken und dürfen laut EU-Richtlinie und Tabakerzeugnisgesetz nicht im Internet beworben werden.

Große Reichweite der Imagewerbung für Nikotinprodukte

Das DKFZ-Team untersuchte die Beiträge der 60 populärsten deutschen Rapper*innen, 50 Männer und 10 Frauen, auf Instagram, Facebook, Tiktok, Youtube und X im Zeitraum von Januar 2024. Die Künstler*innen haben Millionen von Follower*innen in den sozialen Medien und damit eine sehr hohe Sichtbarkeit. 26 der 60 Rapper*innen vertreiben Shisha-Tabak oder E-Zigaretten. Die Produkte tragen meist den Namen der Künstler*innen, die zudem oft als Foto oder Comicfigur auf der Verpackung abgebildet sind. Aromen werden oft mit Bildern von gesunden Früchten beworben und suggerieren so Harmlosigkeit. Die meisten Produkte werden über eigene Social-Media-Profile vermarktet und sind häufig mit Online-Shops verlinkt. Oft ist nicht klar erkennbar, ob es sich um Eigenmarken der Künstler*innen handelt und ob und wie sie an den Unternehmen beteiligt sind.

Bestehende Werbebeschränkungen für Tabak und E-Zigaretten werden von den Behörden in Deutschland nicht konsequent kontrolliert.«
Unsere Untersuchung zeigt, dass die bestehenden Werbebeschränkungen für Tabak und E-Zigaretten in Deutschland von den Behörden nicht konsequent kontrolliert und durchgesetzt werden«, sagt Katrin Schaller, Präventionsexpertin am DKFZ. »Social-Media-Plattformen setzen ihre eigenen Regeln, nach denen Tabak nicht beworben werden darf, nur unzureichend um. Deshalb müssen die zuständigen Länderbehörden, die das gesetzliche Tabakwerbeverbot kontrollieren müssen, endlich auch im Bereich Social Media aktiv werden.«

Christopher Heidt, Mehmet Sefa Dal, Laura Graen, Nobila Ouédraogo, Katrin Schaller: Tobacco and e-cigarette promotion on social media: the case of German rap music.

Neue Initiative fordert Gesetz zum Schutz von Kindern vor Alkohol- und Nikotin-Marketing

Aufnahme einer Gruppe nicht erkennbarer Personen, die sich in der Luft an den Händen halten.

Kinder haben ein Recht auf den bestmöglichen Schutz ihrer Gesundheit. Doch die allgegenwärtige Werbung für Alkohol und Nikotin verführt sie zum Konsum dieser gesundheitsschädlichen Produkte. Werbung erhöht die Attraktivität der beworbenen Produkte und normalisiert den Umgang mit Alkohol und Nikotin in der Gesellschaft.

Der Koalitionsvertrag 2021 – 2025 sieht vor, die »Regelungen für Marketing und Sponsoring bei Alkohol, Nikotin und Cannabis« zu verschärfen.

Quelle: Pressemitteilung des dkfz