Weltweit ist das Bewusstsein für die negativen Auswirkungen von Alkohol auf die öffentliche Gesundheit, das soziale Wohlergehen, die Wirtschaft und die nachhaltige Entwicklung gering.
Der neue Leitfaden der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Berichterstattung über Alkohol soll Journalist*innen dabei unterstützen, die durch Alkohol verursachten Schäden für Einzelpersonen, Familien und Gesellschaften zu verstehen und darüber zu berichten. Movendi International hat zu diesem Leitfaden beigetragen.
Die Medienberichterstattung über Alkohol kann dazu beitragen, dass die Menschen verstehen, welch unannehmbar hohe Belastung Alkohol für die Gesundheit und die Gesellschaft darstellt, welche Ursachen das Problem hat und wie es weitgehend verhindert werden kann.
Der neue Leitfaden der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigt Journalist*innen Wege auf, wie sie über Alkoholkonsum und die damit verbundenen Schäden informieren und reflektieren können, und stellt bewährte Lösungen für diese Problematik vor.
Es gibt keine Menge an Alkohol, die unbedenklich ist. Doch weltweit ist das Bewusstsein für die negativen Auswirkungen des Alkoholkonsums auf Gesundheit und Sicherheit gering.
Dieser Leitfaden für Journalist*innen soll das Verständnis und die Berichterstattung über die durch Alkohol verursachten Schäden für Einzelpersonen, Familien und die Gesellschaft fördern.
Zweck des Leitfadens
Wenn die Medienberichterstattung über Alkohol nicht moralisierend ist und keine Schuldzuweisungen an einzelne Alkoholkonsument*innen vornimmt, kann sie dazu beitragen, dass die Menschen die unannehmbar hohe Belastung, die Alkohol für die Gesundheit und die Gesellschaft darstellt, besser verstehen, ebenso wie die Ursachen des Problems und wie dieses weitgehend verhindert werden kann.
Dieser Leitfaden zeigt Journalist*innen Wege auf, wie sie über Alkoholkonsum und seine Schäden im Allgemeinen berichten und reflektieren können, und stellt bewährte Lösungen zu diesem Problem vor.
Wie der Leitfaden entstanden ist
Der »Leitfaden für Journalisten zur Berichterstattung über Alkohol« entstand durch die Untersuchung der Art und Weise, wie in den Medien weltweit über Alkohol berichtet wird und wie dies Einstellungen, Praktiken und Überzeugungen zum Alkoholkonsum widerspiegeln und beeinflussen kann.
Die wichtigsten Schritte für seine Entwicklung waren:
- Bewertung der Berichterstattung und der Formulierung des Themas Alkohol in den jüngsten von zivilgesellschaftlichen Organisationen entwickelten Instrumenten zur Interessenvertretung,
- Sichtung der Berichterstattung in den wichtigsten englischsprachigen Medien,
- Untersuchung der verfügbaren Daten über den Alkoholkonsum auf nationaler und globaler Ebene,
- Überprüfung der wachsenden Zahl von Forschungsergebnissen über die Faktoren, die den Alkoholkonsum bestimmen, und darüber, wie er sich auf die Menschen und ihre Gesellschaft auswirkt, und
- Befragung von Akteur*innen aus der Zivilgesellschaft und der Wissenschaft über die Darstellung von Alkohol.
Auf diese Weise wurden die Erkenntnisse und Techniken ermittelt, die in diesem Leitfaden vorgestellt werden, um Journalisten zu helfen, ihre Berichterstattung über Alkoholkonsum, alkoholbedingte Schäden und politische Maßnahmen zu verbessern.
Häufige Fragen zum Thema Alkohol
Der Leitfaden liefert Journalist*innen wichtige Erkenntnisse zu neun häufig auftretenden Fragen, die die wichtigsten Alkoholprobleme darstellen:
Ist denn Alkohol nicht gut für die Gesundheit?
Umfassende, systematische Übersichten über die Faktenlage kommen zu dem Schluss, dass der Konsum von Alkohol in keiner Weise sicher ist.
Es sind keine gesundheitsfördernden Auswirkungen von Alkoholkonsum bekannt, auch nicht bei geringen Mengen.
Aber was ist mit den Berichten, dass ein tägliches Glas Rotwein gut für Ihr Herz ist?
Die weit verbreitete Behauptung, dass ein Glas Rotwein pro Tag vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen kann, ist falsch und lenkt von den zahlreichen schädlichen Auswirkungen des Alkoholkonsums ab.
Warum unterscheiden sich die nationalen Leitlinien zum Alkoholkonsum von den WHO-Empfehlungen?
Viele Länder haben risikoarme Leitlinien herausgegeben, die in der Regel nicht mehr als 10 alkoholische Standardgetränke pro Woche empfehlen. Die WHO legt keine besonderen Grenzwerte fest, weil die Fakten zeigen, dass die ideale Situation für die Gesundheit darin besteht, überhaupt keinen Alkohol zu konsumieren. Jeder Alkoholkonsum ist mit einem gewissen Risiko verbunden, beispielsweise mit dem Risiko der Alkoholabhängigkeit, des Brustkrebses (eine lineare Beziehung bei Frauen) oder von Verletzungen.
Die Einhaltung der nationalen Alkoholrichtlinien kann zwar das individuelle Risiko niedrig halten, aber aus Sicht der öffentlichen Gesundheit und auf Bevölkerungsebene gibt es keine Konsummenge, bei der keine Risiken bestehen.
Wenn Alkohol so ungesund ist, warum konsumieren ihn dann fast alle?
Mehr als die Hälfte der Erwachsenen auf der ganzen Welt konsumiert keinen Alkohol; ihre Sichtweise ist in den Medien unterrepräsentiert, so dass der weit verbreitete Irrglaube aufrechterhalten wird, Alkoholkonsum sei ein unvermeidlicher Bestandteil des Lebens.
Ist der Alkoholkonsum nicht gut für die Wirtschaft?
Da der Alkoholkonsum Arbeitsplätze erhalten und Steuereinnahmen generieren kann, gehen einige davon aus, dass er die wirtschaftliche Entwicklung positiv beeinflusst.
Alkoholschäden verringern jedoch die Produktivität der Arbeitnehmer*innen und erhöhen die Kosten für das Gesundheitswesen, die Strafjustiz und die Sozialdienste. Der Nettoeffekt ist ein geringeres Bruttoinlandsprodukt (BIP).
Die jüngste wirtschaftliche Analyse, die unter der Schirmherrschaft der WHO durchgeführt wurde, schätzt, dass jeder zusätzliche US-Dollar, der in die kosteneffektivsten Alkoholinterventionen pro Person und Jahr investiert wird, bis 2030 einen geschätzten wirtschaftlichen Ertrag von 9,13 US-Dollar erbringen wird.
Die Verringerung des Alkoholkonsums trägt direkt und indirekt zur wirtschaftlichen Entwicklung bei, indem Nachfrage und Arbeitsplätze in anderen Sektoren geschaffen werden. Die durch den Alkoholkonsum entstehende Produktion und Beschäftigung kann in anderen Teilen der Wirtschaft ersetzt werden, während die Verringerung des Alkoholkonsums dazu beiträgt, eine Reihe der Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) zu erreichen, darunter die Ziele zur Beendigung der Armut, zu hochwertiger Bildung, zur Gleichstellung der Geschlechter, zum Wirtschaftswachstum und zum Abbau von Ungleichheiten zwischen und innerhalb von Ländern.
Hilft Alkohol nicht beim Stressabbau?
Anstatt Stress abzubauen, kann Alkoholkonsum psychologische und physiologische Schäden verursachen und die Auswirkungen von Stress verstärken.
Ist Alkohol nicht ungefährlich, solange man verantwortungsbewusst trinkt?
In der gesamten Bevölkerung ist jeder Alkoholkonsum, unabhängig von der Menge, mit einem größeren Risiko verbunden, seine Gesundheit zu verlieren.
Der vage Begriff des »verantwortungsvollen Trinkens«, der von den Alkoholherstellern und ‑vermarktern aktiv beworben wird, definiert nicht, wann man mit dem Alkoholkonsum aufhören sollte, und bietet auch nicht die Möglichkeit, überhaupt keinen Alkohol zu konsumieren. Es wird jedoch der falsche Eindruck erweckt, dass die Alkoholindustrie Teil der Lösung für die durch Alkohol verursachten Schäden sei und nicht der Verursacher des Problems.
Darüber hinaus ignoriert der moralisierende Ton, der in Botschaften über »verantwortungsbewusstes Trinken« mitschwingt, die inhärenten Risiken des Alkoholkonsums und stellt dessen Schäden fälschlicherweise als das Ergebnis einer kleinen Minderheit von einzelnen Alkoholkonsument*innen dar, die ihren Konsum nicht kontrollieren können.
Er kann auch stigmatisierende Haltungen verfestigen, indem er einzelne Alkoholkonsument*innen fälschlicherweise für alle gesundheitlichen oder sozialen Probleme im Zusammenhang mit Alkohol verantwortlich macht und so ein Schamgefühl erzeugt, das sie und ihre Familienangehörigen davon abhält, Hilfe zu suchen, wenn sie sie brauchen.
Werden die meisten Alkoholschäden nicht von einer Minderheit von starken Konsument*innen verursacht?
Die gängige Meinung ist, dass ein kleiner Teil der Bevölkerung den größten Teil der mit dem Alkoholkonsum verbundenen Schäden verursacht. Alkoholbedingte Krebserkrankungen, Unfälle, Verletzungen und Gewalttaten sind jedoch weit über die Bevölkerung verteilt, auch unter denjenigen, die kleine und geringe Mengen Alkohol konsumieren. Auch wenn starke Alkoholkonsument*innen zweifellos ein hohes Risiko für alkoholbedingte Schäden haben, tragen sie nur eine Minderheit zu den gesamten Alkoholopfern bei.
Bei diesem »Präventionsparadoxon« treten die meisten alkoholbedingten Schäden bei Alkoholkonsument*innen mit geringem bis mittlerem Risiko auf, einfach weil sie in der Bevölkerung zahlreicher sind.
Warum heißt es ausgerechnet in der heutigen Zeit, dass Frauen weniger Alkohol trinken sollten als Männer?
Da Alkohol für Frauen schädlicher ist, werden Frauen, wenn sie anfangen, mehr Alkohol zu konsumieren wie Männer (die derzeit den größten Teil des Alkohols konsumieren und die meisten alkoholbedingten Schäden erleiden), weitaus mehr negative gesundheitliche Auswirkungen erfahren als Männer.
Weitere Kapitel des Leitfadens
Der Leitfaden zur Alkoholberichterstattung für Journalisten enthält eine Reihe von Kapiteln, die einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Alkoholthemen für Journalisten geben. Diese Kapitel sind:
- Wie Alkohol den Körper schädigt.
- Wie Alkohol der Gesellschaft schadet.
- Akzeptanz von Alkohol in verschiedenen Kulturen.
- Geschichte und Trends des Alkoholkonsums.
- Wie sich der Alkoholkonsum reduzieren lässt.
- Sechs Tipps zur Berichterstattung über die Auswirkungen von Alkohol auf die öffentliche Gesundheit und die Gesellschaft.
- Ideen für Alkoholgeschichten.
- Glossar.
- Ressourcen für Journalist*innen.
Was zur Reduzierung des Alkoholkonsums beiträgt – und was nicht
Es gibt bekannte, evidenzbasierte und bevölkerungsweite Interventionen zur Prävention und Verringerung des Alkoholkonsums und der damit verbundenen Schäden.
Um die gesundheitlichen und sozialen Ergebnisse für Einzelpersonen, Familien und Gemeinschaften wirksam zu verbessern, müssen diese Maßnahmen gleichzeitig angewandt werden, da ein umfassender Ansatz ihre Wirkung verstärkt. Allerdings muss den Menschen oft gezeigt werden, dass eine Veränderung möglich ist, damit sie Alkoholinterventionen unterstützen.
Am kosteneffizientesten: Erhöhung der Alkoholsteuer
Die Besteuerung ist in den meisten Ländern die kosteneffizienteste Strategie zur Minimierung von Alkoholschäden. Die WHO empfiehlt den Ländern, ein Steuersystem einzuführen und durchzusetzen, das den Alkoholgehalt des Getränks berücksichtigt, den Verkauf unter dem Selbstkostenpreis und andere Preisaktionen zu verbieten oder einzuschränken und Mindestpreise für Alkohol einzuführen.
Studien zeigen immer wieder, dass eine Erhöhung des Alkoholpreises mit einem Rückgang des Alkoholkonsums und der alkoholbedingten Morbidität und Mortalität einhergeht, darunter Todesfälle durch Leberzirrhose, Gewalt, Fahren unter Alkoholeinfluss und sexuell übertragbare Krankheiten.
Ein kleiner Teil der Literatur deutet auch darauf hin, dass sich die Vorteile höherer Alkoholpreise auch auf den Bildungssektor erstrecken und die Wahrscheinlichkeit eines Sekundarschulabschlusses und des Besuchs einer weiterführenden Schule erhöhen.
Eine Studie aus dem Jahr 2022 ergab, dass eine Erhöhung der Steuern auf Alkohol auf mindestens 15 % in der Europäischen Region der WHO, die weltweit den höchsten Alkoholkonsum aufweist, mehr als 130.000 Todesfälle pro Jahr verhindern könnte.
Eine Erhöhung der Alkoholsteuer hat den zusätzlichen Vorteil, dass sie mehr Einnahmen für die Stärkung der Gesundheitssysteme oder andere wichtige öffentliche Dienstleistungen generiert.
Äußerst kosteneffizient: Einschränkung der Verfügbarkeit von Alkohol
Als äußerst kosteneffiziente »Best Buy«-Lösung empfiehlt die WHO den Ländern, Vorschriften über die physische Verfügbarkeit von Alkohol zu erlassen und durchzusetzen, indem sie die Verkaufszeiten reduzieren, ein angemessenes Mindestalter für den Kauf oder Konsum alkoholischer Getränke festlegen und die Dichte der Verkaufsstellen verringern.
Das weit verbreitete Vorkommen von Lizenzsystemen zur Regulierung von Alkohol zeigt das Potenzial für eine wirksame Begrenzung der Verfügbarkeit von Alkohol.
In der Praxis ist es jedoch üblich, dass die Länder die Verfügbarkeit von Alkohol erhöhen, indem sie die Zahl der Lizenzen für die Herstellung, den Vertrieb und den Verkauf von Alkohol erhöhen. Überall auf der Welt wurden längere Verkaufszeiten und ‑tage mit einem erhöhten Alkoholkonsum und damit verbundenen Schäden in Verbindung gebracht. So kam es beispielsweise bei der Einführung des 24-Stunden-Verkaufs von Alkohol im Vereinigten Königreich im Jahr 2003 zu einem Anstieg der Kriminalität und des unsozialen Verhaltens zwischen 3:00 und 6:00 Uhr, zu höheren Ausgaben der Polizei und einem höheren Ressourceneinsatz in den frühen Morgenstunden sowie zu mehr alkoholbedingten Krankenhauseinweisungen.
Umgekehrt ging die Reduzierung der Öffnungszeiten von Bars von 24 Stunden am Tag auf die Schließung um 23:00 Uhr in Diadema, Brasilien, mit einem Rückgang der Tötungsdelikte um 44 % einher.
Äußerst kosteneffizient: Regulierung der Alkoholvermarktung
Ein Verbot oder eine umfassende Einschränkung von Marketing, Werbung, Sponsoring und Verkaufsförderung für Alkohol ist ein kosteneffizienter Weg, um eine der Ursachen für den Alkoholkonsum bei Minderjährigen zu beseitigen. Alkohol ist weltweit die häufigste Todesursache bei jungen Menschen. Wenn junge Menschen vom Alkoholkonsum abgehalten werden, besteht eine große Chance, dass sie im späteren Leben auch nicht davon abhängig werden.
Die Alkoholindustrie behauptet zwar, dass die Werbung keinen Einfluss auf den Konsum hat und nicht auf junge Menschen abzielt, aber die Daten der Industrie belegen, dass die Alkoholwerbung die Anwerbung neuer Alkoholkonsument*innen, insbesondere jüngerer Menschen, fördert.
Die allgegenwärtige Vermarktung von Alkohol schafft auch ein Umfeld, das eine Genesung von der Alkoholabhängigkeit erschwert.
Häufig wird festgestellt, dass etwa die Hälfte des in einer Bevölkerung konsumierten Alkohols von 10 % der derzeitigen Alkoholkonsument*innen konsumiert wird, was schwere und abhängige Alkoholkonsument*innen zu einer wichtigen Zielgruppe für den Alkoholverkauf und die Werbung macht. Alkoholabhängige Patient*innen berichten häufig über einen stärkeren Drang, Alkohol zu konsumieren, wenn sie mit alkoholbezogenen Hinweisen konfrontiert werden.
Mit dem Aufkommen algorithmischer Online-Marketingtechniken, die Personen auf der Grundlage ihres früheren Verhaltens ansprechen, kann unkontrolliertes Alkoholmarketing auch die Bemühungen Einzelner beeinträchtigen, den Alkoholkonsum zu reduzieren oder aufzugeben.
Wirksam: Einführung von Gegenmaßnahmen bei Alkohol am Steuer
Autofahrer mit einer Blutalkoholkonzentration (BAK) von 0,2 – 0,5 ‰ haben ein mindestens dreimal höheres Risiko, bei einem Verkehrsunfall zu sterben. Bei einer Blutalkoholkonzentration von 0,5 – 0,8 ‰ steigt dieses Risiko um mindestens das Sechsfache.
In den letzten Jahrzehnten haben viele Länder die Zahl der Unfälle unter Alkoholeinfluss erfolgreich gesenkt, indem sie evidenzbasierte, kontextbezogene Gesetze erlassen haben, die konsequent durchgesetzt und von den Vollzugsbeamten und der Öffentlichkeit gut verstanden werden.
Zu den bewährten Praktiken bei Gesetzen gegen Alkohol am Steuer gehören eine BAK-Grenze von 0,5 ‰ für die Allgemeinbevölkerung und eine BAK-Grenze von 0,2 ‰ für junge oder unerfahrene Fahrer*innen.
Australien ist ein Land, das den gesetzlichen Grenzwert von 0,5 Promille eingeführt hat, und zwar in den 1980er Jahren mit einer groß angelegten polizeilichen Durchsetzung durch stichprobenartige Atemalkoholkontrollen. Unterstützt wurde dies durch verschiedene andere Maßnahmen, darunter Werbung, kommunale Aktivitätsprogramme und Änderungen der Lizenz- und Vertriebsregelungen für Alkohol. Alkohol am Steuer ist zwar immer noch eine wichtige Ursache für Tote und Verletzte auf den Straßen des Landes, aber der Anteil des Alkohols an den Unfällen hat sich in Australien innerhalb von 30 Jahren fast halbiert, und in der Gesellschaft herrscht inzwischen die Überzeugung vor, dass dieses Verhalten sozial unverantwortlich und inakzeptabel ist.
Wirksam: Kurzinterventionen anbieten
Es gibt Hinweise darauf, dass Kurzinterventionen – kurze, nicht konfrontative Gespräche mit Krankenschwestern oder anderen Gesundheitsdienstleister*innen – Hochrisiko-Alkoholkonsument*innen motivieren können, über eine Änderung ihres Alkoholkonsums nachzudenken oder dies zu versuchen.
Proaktive Ansätze in der Gesundheitsversorgung sind für eine umfassende nationale Alkoholpolitik unerlässlich. Der Alcohol Use Disorders Identification Test (AUDIT) der WHO wurde entwickelt, um ein Screening auf riskanten Alkoholkonsum durchzuführen und eine Kurzbeurteilung in der Primärversorgung vorzunehmen. Er kann dazu beitragen, schweren Alkoholkonsum als Ursache für die vorliegende Krankheit zu identifizieren. Er bietet auch einen Rahmen für Interventionen, die Hochrisiko-Alkoholkonsument*innen helfen sollen, ihren Alkoholkonsum zu reduzieren oder aufzugeben und dadurch weitere Schäden zu vermeiden.
Wirksam: Mindestpreis pro Einheit
Wenn eine Besteuerung nicht in Frage kommt, kann die Festlegung von Mindestpreisen für alkoholische Getränke oder die Regulierung von Rabattpreisen dazu beitragen, die wirtschaftliche Verfügbarkeit (Erschwinglichkeit) zu verringern.
Es hat sich gezeigt, dass eine Erhöhung des Alkoholpreises die akuten und chronischen Schäden im Zusammenhang mit Alkohol bei Menschen aller Altersgruppen verringert, was darauf hindeutet, dass schwere oder risikoreiche Alkoholkonsument*innen keine Ausnahme von der Grundregel sind, dass Alkoholkonsument*innen auf Änderungen der Alkoholpreise reagieren.
Nach der Einführung des Mindestpreises pro Maßeinheit in Schottland im Jahr 2018 ging der Alkoholverkauf im Land um 7,7 % zurück, wobei die Rückgänge vor allem in den Haushalten mit dem höchsten Alkoholkonsum zu verzeichnen waren.
Dieselbe Studie ergab einen Rückgang der Alkoholverkäufe in Wales um 8,6 %, nachdem dort im Jahr 2020 Mindestpreise pro Maßeinheit eingeführt worden waren.
Der Mindestpreis je Maßeinheit zielt speziell auf preisgünstige Produkte ab, um die am stärksten gefährdeten Alkoholkonsument*innen zu schützen, die in der Regel den billigsten Alkohol konsumieren.
Möglicherweise wirksam: Gesundheitswarnhinweise
Die WHO empfiehlt, alkoholische Getränke mit Informationen über die durch Alkohol verursachten Schäden zu kennzeichnen, um das Bewusstsein zu schärfen. Zwar gibt es keine stichhaltigen Beweise dafür, dass Warnhinweise auf alkoholischen Getränken den Konsum verringern oder das Verhalten des Einzelnen ändern, doch darf die Sensibilisierung nicht außer Acht gelassen werden, da sie ein erster Schritt in Richtung Verhaltens- und Politikänderung ist.
Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass umfassende Warnhinweise auf Tabakerzeugnissen soziale Normen beeinflussen, das Gesundheitswissen verbessern und den Konsum verringern.
Die erste Studie, in der evidenzbasierte Warnhinweise auf Alkohol in der Praxis getestet wurden, fand im Yukon, einem Gebiet im Nordwesten Kanadas, statt. Sie ergab, dass die Kennzeichnung von Alkoholflaschen mit Warnhinweisen zu einem Rückgang der Gesamtverkäufe um 6,9 % führte, verglichen mit den Verkäufen in Regionen ohne Kennzeichnung.
Unwirksam: Initiativen zur sozialen Verantwortung der Unternehmen (CSR)
Zwischen den Zielen der Regierungen, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen zu schützen und zu fördern, und dem Streben der Wirtschaftsakteur*innen in der Alkoholindustrie nach maximalem Profit durch erhöhten Alkoholkonsum bestehen unüberbrückbare Differenzen.
Die Initiativen der Alkoholindustrie zur sozialen Verantwortung der Unternehmen sind eine Strategie, um ihre Beteiligung an der öffentlichen Gesundheitsagenda zu legitimieren und die Aufmerksamkeit von evidenzbasierten Strategien zur Verringerung von Alkoholschäden abzulenken.
Die Darstellung der Industrie als zuverlässiger und notwendiger Akteur im Bereich der öffentlichen Gesundheit impliziert, dass der Alkoholkonsum und die damit verbundenen Schäden ausschließlich auf eine individuelle Entscheidung zurückzuführen sind und nicht auf kontextuelle Bedingungen wie Investitionen und Marketing.
Es hat sich gezeigt, dass die CSR der Alkoholindustrie widersprüchliche Botschaften über die Schädlichkeit von Alkohol vermittelt und wissenschaftliche Erkenntnisse untergräbt. In der Zwischenzeit haben einige von der Alkoholindustrie gesponserte Aufklärungsprogramme die alkoholbedingten Schäden erhöht und wurden mit Bemühungen in Verbindung gebracht, die Regulierung zu umgehen oder zu verhindern.
Darüber hinaus gibt es nur wenige oder gar keine Belege für die Wirksamkeit von Fahrer-Kampagnen, die den Eckpfeiler der Strategie der Industrie zur Verringerung von Alkohol am Steuer bilden.
Die von der Industrie geförderten Kampagnen für »verantwortungsbewusstes Trinken« können als Marketinginstrument und Taktik zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung über die Alkoholindustrie verstanden werden.
Die Länder sollten die Entwicklung eines Rahmens für den Umgang mit Interessenkonflikten in Erwägung ziehen, der auf den Arbeiten im Bereich Ernährung und Tabak aufbaut.
Unwirksam: Aufklärungs-Botschaften
Botschaften über »verantwortungsbewusstes Trinken«, die Gefahren des Fahrens unter Alkoholeinfluss und damit zusammenhängende Anliegen sind eine weitgehend unwirksame Gegenreaktion auf die häufige, qualitativ hochwertige Pro-Alkohol-Werbung, der die Menschen in den Massenmedien ausgesetzt sind.
Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass die von der Alkoholindustrie gesponserten Verkehrssicherheitskampagnen eher den Ruf der Alkoholmarke stärken, anstatt wirksam gegen Alkohol am Steuer vorzugehen.
Die Forschung zeigt, dass öffentliche Werbespots und andere Aufklärungs- und Informationskampagnen zwar das Wissen über die schädlichen Wirkungen des Alkohols verbessert haben, dass sie aber kaum Auswirkungen auf den Alkoholkonsum haben. Um auf individueller Ebene erfolgreich zu sein, erfordern öffentliche Botschaften wahrscheinlich eine angemessene öffentliche Unterstützung zur Einführung wirksamerer Maßnahmen zur Reduzierung des Alkoholkonsums.
Unwirksam: Selbstregulierung der Industrie
Die Alkoholhersteller behaupten zwar, dass sie ihre Marketingaktivitäten selbst regeln können, doch haben Forscher*innen festgestellt, dass die Richtlinien routinemäßig nicht befolgt werden, was dazu führt, dass junge Menschen und andere gefährdete Bevölkerungsgruppen übermäßigem Alkoholmarketing ausgesetzt sind.
Studien haben ergeben, dass junge Menschen, die dem Alkoholmarketing stärker ausgesetzt sind, eher dazu neigen, früh mit dem Alkoholkonsum zu beginnen und sich auf Komasaufen und gefährlichen Alkoholkonsum einzulassen.
Die WHO hat auch festgestellt, dass das Fehlen von Vorschriften für die grenzüberschreitende Vermarktung von Alkohol zu einem Anstieg des ausgeklügelten Online-Marketings geführt hat, das sich an Kinder und Jugendliche, Frauen und starke Alkoholkonsument*innen richtet.
Während die Alkoholindustrie in vielen Ländern auch an der Entwicklung der Alkoholpolitik beteiligt ist, haben Untersuchungen ergeben, dass sie die Fakten über alkoholbedingte Krebsrisiken weitgehend falsch dargestellt hat. Die Regulierung des Alkoholmarketings ist eine der drei »besten Lösungen« der WHO für kosteneffektive Maßnahmen zur Prävention und Kontrolle von Alkoholschäden als Risikofaktor für nicht übertragbare Krankheiten.
Die Vorschriften müssen kohärent, strategisch und anpassungsfähig sein, und alle damit zusammenhängenden Regulierungsstellen und ‑verfahren müssen angesichts der kommerziellen Interessen, die häufig mit denen der öffentlichen Gesundheit kollidieren, von der Alkoholindustrie unabhängig sein.
Sechs Tipps zur Berichterstattung über Alkohol
- Suchen Sie nach Kontext
Hinter den Erfahrungen, die jede*r Einzelne mit Alkohol gemacht hat, können Journalist*innen einen Blickwinkel finden, der dem Publikum eine vollständige Geschichte liefert und die weiterreichenden Auswirkungen von Alkohol auf das Leben der Menschen und die Gesellschaft erklärt. - Minimieren Sie den Schaden
Selbst aus einer »Lifestyle«- oder Wirtschaftsperspektive können Journalist*innen ihr Publikum darüber informieren, dass es keine sichere Grenze für den Alkoholkonsum gibt, und einige seiner Schäden aufzählen, wie zum Beispiel psychische Gesundheitsprobleme, Krebserkrankungen, Herzkrankheiten, Schlaganfälle, Lebererkrankungen und Verdauungsprobleme. - Verwenden Sie die Fakten
Journalist*innen sind am besten beraten, die Vorzüge konkurrierender Behauptungen und Forschungsergebnisse abzuwägen und sich mit dem langwierigen und strengen Prozess professioneller Skepsis und Kritik vertraut zu machen, der unternommen wurde, um einen wissenschaftlichen Konsens über die schädlichen Wirkungen von Alkohol zu erreichen. - Achten Sie auf mögliche Interessenkonflikte
Journalist*innen sind gut beraten, sich des Drucks von kommerziellen Alkoholanbieter*innen bewusst zu sein und diesen zu vermeiden. Dazu gehören von der Industrie finanzierte Journalistenpreise, Werbung, von der Industrie betriebene Medien, von der Industrie finanzierte Denkfabriken und Interessenkonflikte, die Journalist*innen von einer zuverlässigen, unparteiischen Berichterstattung abhalten können. - Achten Sie auf Ihre Sprache
Journalist*innen tun gut daran, stigmatisierende Begriffe zu vermeiden und den Alkoholkonsum nicht als individuelles Versagen oder als moralische oder kriminelle Angelegenheit darzustellen, ohne auf die vielen anderen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Faktoren einzugehen. Die Verwendung von Begriffen wie »Alkoholiker« anstelle von »jemandem, der an einer Alkoholkonsumstörung leidet«, kann implizit negative Wahrnehmungen hervorrufen, so dass die Menschen weniger geneigt sind, Maßnahmen zur Alkoholkontrolle zu unterstützen. - Orientieren Sie die Bedürftigen
Geben Sie Informationen darüber, wo Sie bei alkoholbedingten Schwierigkeiten oder psychischen Problemen Hilfe suchen können (zum Beispiel Kontaktinformationen zu örtlichen Beratungsstellen für Alkoholabhängige und zu Selbsthilfe-Organisationen, die bei der Genesung helfen oder Menschen in Haushalten unterstützen, die unter den Folgen des Zusammenlebens mit Menschen mit Alkoholproblemen leiden).
Zitierung
Reporting about alcohol: a guide for journalists. Genf: Weltgesundheitsorganisation; 2023. Lizenz: CC BY-NC-SA 3.0 IGO.
Quelle: MOVENDI International
Übersetzt mit www.DeepL.com