Grafik eines Weihnachtsmanns, der mit einem von Rentieren gezogenen Schlitten über den nächtlichen Winterhimmel fliegt.

Wir freuen uns doch alle auf Weihnachten, oder? Es ist schließlich die Zeit des guten Willens. Eine Zeit, in der wir alle mit Freund*innen und Familie zusammenkommen und eine schöne Zeit verbringen. Was kann man daran nicht mögen?

Natürlich freuen sich die meisten von uns auf die Feiertage, aber nicht für alle sind sie ein Vergnügen. Was ist mit den Menschen, die ein Alkoholproblem haben und versuchen, ihren Alkoholkonsum einzuschränken oder gar aufzugeben? Wie soll das gehen, wenn die Versuchung überall lauert? Im Fernsehen. Im Supermarkt. An jeder Straßenecke. Sogar automatisch geliefert, wenn man am Telefon oder am Computer sitzt.

Oder die Kinder, deren Eltern alkoholabhängig sind, nach neuesten Schätzungen etwa 200.000 allein in England? Oder die geschätzten drei Millionen Kinder in Großbritannien, deren Eltern »einen zu viel« haben? Wie sieht Weihnachten für sie aus?

Und was ist mit den Sanitäter*innen, die die Scherben aufkehren müssen, wenn die Dinge etwas zu weit gehen? In einer kürzlich von Balance, dem Alkoholbüro im Nordosten Englands, durchgeführten Umfrage unter Rettungssanitäter*innen im Nordosten des Landes gab fast ein Drittel der Befragten an, dass die Hälfte oder mehr der Vorfälle, mit denen sie in der Weihnachtszeit zu tun haben, alkoholbedingt sind. Oder die Polizei, die versucht, mit den Menschen in unseren Innenstädten fertig zu werden? Oder die Feuerwehr, die Menschen aus Autowracks schneiden muss, nachdem jemand unter Alkoholeinfluss einen Unfall verursacht hat?

Sie können sicher sein, wer sich auf Weihnachten freut – die Alkoholindustrie. In der Alkoholindustrie herrscht Hochkonjunktur. Sie planen schon seit Monaten für Ende 2022. Schließlich freuen sie sich nicht nur auf Weihnachten, sondern auch auf die Fußball-Weltmeisterschaft der Männer. Man könnte sagen, sie haben alle Weihnachten auf einmal.

Wir alle wissen inzwischen, wie mächtig, umfangreich und kreativ das Marketing aller Bereiche der Alkoholindustrie in der Vorweihnachtszeit ist. Die großen Handelsketten präsentieren bereits ihre neuen Fernsehspots. Wenn der große Tag näher rückt, werden wir auf unseren Bildschirmen mit preisgesteuerten Sonderangeboten überschwemmt.

Kaum sind die Halloween-Auslagen in den Supermärkten verschwunden, werden sie durch Weihnachtsauslagen ersetzt, in deren Mittelpunkt immer Alkohol steht. Wir werden ermutigt, uns frühzeitig einzudecken, zumal das Geld knapp ist. Sie werden uns daran erinnern, dass wir uns in diesen schwierigen Zeiten eine »Belohnung« verdient haben.

Seit Monaten bombardieren uns die Zeitschriften mit Alkohol-Best-of-Listen, um uns auf Weihnachten vorzubereiten. Wenn wir damit beginnen, Karten für unsere Lieben auszusuchen, werden wir uns schwer tun, etwas zu finden, das kein Wortspiel mit Gin enthält.

All das ist unglaublich schädlich. Es sagt uns allen – und vor allem unseren Kindern –, dass man keinen Spaß haben, keine Freund*innen haben und nicht attraktiv sein kann, wenn der Alkohol nicht im Mittelpunkt der Weihnachtsfeierlichkeiten steht.

Das moderne Weihnachtsfest wurde zum Teil von der Alkoholindustrie geschaffen.«

Das war nicht immer so. Meine Eltern hatten nie einen Bucks Fizz zum Frühstück. Sie kauften keine Adventskalender mit Gin-Motiven. Das moderne Weihnachtsfest wurde zum Teil von der Alkoholindustrie geschaffen – und die meisten von uns machen sich darüber keine Gedanken.

Staatliche Partnerschaft mit der Industrie

Die Alkoholindustrie ermuntert uns nicht nur, ihre Produkte in den Mittelpunkt unseres familiären Weihnachtsfestes zu stellen. Sie trägt auch dazu bei, uns zu verteufeln, wenn die Dinge etwas aus dem Ruder laufen.

Die offizielle Weihnachtskampagne der Regierung zum Thema Alkohol am Steuer, THINK!, hat sich auch in diesem Jahr mit dem Alkoholhersteller Diageo zusammengetan, um uns zu ermutigen, während der Feiertage keinen Alkohol zu trinken und Auto zu fahren. Denken Sie einmal darüber nach. Die Regierung kämpft gemeinsam mit Guinness und Captain Morgan gegen Alkohol am Steuer.

Die Kampagne nutzt den Influencer und Reality-TV-Star Sam Thompson, um junge männliche Autofahrer anzusprechen. Die Kampagne nutzt sogar die Gelegenheit, Guinness 0.0 als alkoholfreie Alternative zu bewerben, und sichert sich so die Unterstützung der Regierung für ihre Marke.

Die Kampagne erinnert daran, dass »ein Kumpel einen Kumpel nicht betrunken fahren lässt«. Mit anderen Worten: Alkohol am Steuer ist das Problem des einzelnen Alkoholkonsumenten und seiner Freunde und nicht der Unternehmen, die Millionen für die Werbung ihrer gesundheitsschädlichen Produkte ausgeben.

Weihnachten steht im Mittelpunkt der Corporate Responsibility-Strategien globaler Alkoholkonzerne wie Diageo. Es bietet ihnen die Möglichkeit, für »Mäßigung« und »verantwortungsvolles Trinken« zu werben, Begriffe, die von den Marken in ihren Werbematerialien selten näher erläutert werden.

Schlimmer noch, sie hat die Regierungen davon überzeugt, dass – trotz aller gegenteiligen Beweise – die Alkoholunternehmen Teil der Lösung für alkoholbedingte Schäden und nicht die Ursache des Problems sind. Sie hat sie davon überzeugt, dass wir keine neue Alkoholstrategie brauchen, die sich mit der Erschwinglichkeit, Verfügbarkeit und Begehrlichkeit von Alkohol befasst.

Man könnte meinen, dass Kampagnen wie die THINK!-Partnerschaft noch wichtiger sind als die Millionen, die für Markenwerbung ausgegeben werden, da sie der Regulierung entgegenwirken.

Im Moment sieht es so aus, als könnten die Alkoholunternehmen ihren Weihnachtskuchen genießen.

Porträt von Colin Shevills.

Kommentar von Colin Shevills, ehemaliger Direktor von Balance und Sonderberater der Alcohol Health Alliance.

Quelle: Institute of Alcohol Studies (IAS)

Übersetzt mit www.DeepL.com