Am 7. November 2023 stimmten im Europaparlament die Mitglieder des Ausschusses für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI) über den Initiativbericht des Unterausschusses für öffentliche Gesundheit (SANT) zu nichtübertragbaren Krankheiten ab. Der Bericht hat ein großes Potenzial, Schlüsselbereiche der Prävention nichtübertragbarer Krankheiten anzusprechen. Die Änderungen in den Abschnitten über Alkohol haben ihn jedoch geschwächt. Diese Änderungen sind das Ergebnis der Lobbyarbeit und des Einflusses der Alkoholindustrie, die bei der Formulierung von Gesundheitspolitik keine Rolle spielen sollte. Alessandro Gallina von der Europäischen Allianz für öffentliche Gesundheit (EPHA) kommentiert das Ergebnis.
Wenn ich jemals eine Erinnerung daran gebraucht habe, warum ich von der Wissenschaft in die Politik gewechselt bin, dann ist die jüngste leidenschaftliche Diskussion um den Bericht des parlamentarischen Unterausschusses für Gesundheit (SANT) über nicht übertragbare Krankheiten ein gutes Beispiel dafür.
In meiner Funktion bei der EPHA konzentriere ich mich darauf, die Entwicklung von Maßnahmen zur Verbesserung der Prävention nichtübertragbarer Krankheiten zu unterstützen. Dieser Bericht war ein wichtiges Dossier, das ich in dieser Angelegenheit verfolgt habe.
Gemeinsam mit vielen Mitgliedern und Partner*innen haben wir Änderungsanträge ausgearbeitet und vorgeschlagen, die sich mit Fragen befassen, die für die Gestaltung einer wirksamen Präventionsstrategie von entscheidender Bedeutung sind, wie zum Beispiel Gesundheitsgerechtigkeit und ‑kompetenz, kommerzielle Gesundheitsfaktoren, globale Gesundheit und die Verfügbarkeit und Qualität von Daten. Es ist ermutigend, dass diese Elemente von den Mitgliedern des SANT-Unterausschusses anerkannt und unterstützt werden.
Alkoholkonsum ist weltweit eine der Hauptursachen für Tod und Behinderung, insbesondere bei Menschen im erwerbsfähigen Alter. Hoher Alkoholkonsum ist ein wichtiger Risikofaktor für Herzerkrankungen und Schlaganfall, Leberzirrhose und bestimmte Krebsarten, aber auch geringer und leichter Alkoholkonsum erhöht langfristig das Risiko für diese Erkrankungen.
Die Diskussion über Alkohol offenbart jedoch eine große Kluft zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und politischem Konsens; ein Problem, das durch den Beitrag von MdEP Poulsen perfekt illustriert wird. Auch ich möchte ihm und seinem Team herzlich dafür danken, dass sie sich als Berichterstatter eines so sensiblen Themas so gut geschlagen haben. Er beschreibt die gespaltene Haltung des Ausschusses zum Thema Alkohol: die Überzeugung, dass jeglicher Alkoholkonsum ein Krebsrisiko darstellt, und die Idee, dass Alkoholmissbrauch zwar schädlich ist, ein mäßiger Konsum wie ein gelegentliches Glas Wein aber durchaus von Vorteil sein kann. Trotz aller Bemühungen gelang es ihnen nicht, einen Mittelweg zu finden, dem die meisten zustimmen konnten.
Die angeblichen Vorteile eines moderaten Alkoholkonsums erinnern eher an Anekdoten, die bei einer Skatrunde in einer Kneipe ausgetauscht werden, als an Schlussfolgerungen aus epidemiologischen Studien und sollten in politischen Diskussionen keinen Platz haben.«
Das wäre verständlich, wenn die von ihm beschriebene Dichotomie nicht die Realität verfälschen würde: Die krebserregende Wirkung von Alkohol ist keine Frage der Meinung, sondern eine erwiesene Tatsache. Dies wurde 1988 bestätigt, als Alkohol als Karzinogen der Gruppe 1 eingestuft wurde, gleichauf mit Asbest, eine Tatsache, die kürzlich in einer gemeinsamen Erklärung des WHO-Regionalbüros für Europa und des Internationalen Krebsforschungszentrums IARC der Weltgesundheitsorganisation WHO an das Europäische Parlament kurz vor der Abstimmung bekräftigt wurde. Andererseits erinnern die angeblichen Vorteile eines moderaten Alkoholkonsums eher an Anekdoten, die bei einer Skatrunde in einer Kneipe ausgetauscht werden, als an Schlussfolgerungen aus epidemiologischen Studien und sollten in politischen Diskussionen keinen Platz haben.
Dieser Kontrast zwischen der Klarheit wissenschaftlicher Erkenntnisse und der Zweideutigkeit, die manchmal in politischen Berichten zu finden ist, erinnert mich daran, warum ich diesen Weg gewählt habe. Politische Maßnahmen müssen auf Beweisen und Fakten beruhen. Eine wirklich gesunde Gesellschaft erfordert ein präzises und wahrheitsgetreues Verständnis dessen, was Gesundheit wirklich ist.
Ich teile diese Überlegungen mit meinem Netzwerk auf Linkedin, zu dem viele großartige und engagierte Wissenschaftler*innen gehören. Ich möchte Sie ermutigen, aus Ihrer Komfortzone herauszutreten. Melden Sie sich zu Wort, und sorgen Sie dafür, dass Ihre Stimmen über die Grenzen der Wissenschaft hinaus gehört und verstanden werden. Wie Sie sehen können, ist das notwendig.
WHO appelliert an EU-Abgeordnete, Krebsrisiken nicht zu verharmlosen
Der WHO-Regionaldirektor für Europa, Dr. Hans Henri P. Kluge, und die Direktorin der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC), Dr. Elisabete Weiderpass, haben aktuell eine gemeinsame Erklärung an das Europäische Parlament abgegeben. Ein Fachausschuss des Europäischen Parlaments befasst sich mit der europäischen Antwort auf die hohe Belastung durch nicht übertragbare Krankheiten wie Krebs und Herzkrankheiten sowie mit den Risikofaktoren, die zu dieser Belastung führen, wie Alkohol und Tabak. Der Text des Initiativberichts über nichtübertragbare Krankheiten ist jedoch stark von der Alkoholindustrie beeinflusst. So ist es den Alkohollobbyist*innen gelungen, die Formulierungen im Bericht über Alkoholschäden und alkoholpolitische Lösungen zu torpedieren.
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Die Alkoholindustrie darf bei der Formulierung der Gesundheitspolitik keine Rolle spielen
Die European Association for the Study of the Liver (EASL), die führende und größte medizinische Fachgesellschaft für Lebergesundheit in Europa, appelliert gemeinsam mit der European Alcohol Policy Alliance (Eurocare) an die Mitglieder des Europäischen Parlaments (MdEP), die richtige Entscheidung für alle Europäer*innen zu treffen, im Einklang mit den Empfehlungen der WHO, den wissenschaftlichen Erkenntnissen und den Forderungen der Bevölkerung.
Am Dienstag, den 7. November stimmen die Mitglieder des Ausschusses für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI) über den Initiativbericht des Unterausschusses für öffentliche Gesundheit (SANT) zu nichtübertragbaren Krankheiten ab.
Der Bericht hat ein großes Potenzial, Schlüsselbereiche der Prävention nichtübertragbarer Krankheiten anzusprechen. Die Änderungen in den Abschnitten über Alkohol haben den Bericht jedoch geschwächt. Diese Änderungen sind das Ergebnis der Lobbyarbeit und des Einflusses der Alkoholindustrie, die bei der Formulierung der Gesundheitspolitik keine Rolle spielen sollte.
Quelle: Alessandro Gallina auf LinkedIn
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