Vor wenigen Stunden ging in Stockholm die Konferenz des „Alcohol Policy Network in Europe (APN)“ zu Ende. Engagierte Wissenschaftler, meinungsstarke Vertreter von Ministerien und aktive Menschen aus den Nicht-Regierungsorganisationen (NGO) diskutierten die zukünftige Politik, die notwendig ist, um die alkoholbedingten Schäden in den europäischen Staaten zu reduzieren.

Diese Gespräche fanden statt vor dem Hintergrund der laufenden Konsultationen auf zwei Ebenen. Da ist zum einen die Diskussion im Rahmen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unter dem Stichwort „Nicht übertragbare Krankheiten (NCD)“ und zum anderen der im nächsten Jahr zu erwartende neue Aktionsplan Alkohol der Europäischen Union.

Zunächst zu den nicht übertragbaren Krankheiten, die einen immer größeren Anteil an den Krankheiten, auch und vor allen Dingen in Westeuropa, haben und das Gesundheitssystem immer stärker belasten. Während auf der Weltebene davon ausgegangen wird, dass der Alkoholkonsum um 25 % reduziert werden muss, damit die Krankheitsbelastungen massiv gesenkt werden können, gibt es in Europa noch einen Kampf darum, ob die Marke von 10 % überhaupt gefordert werden soll. Diese Diskussion findet statt, obwohl Alkohol die dritthäufigste Ursache für die nicht übertragbaren Krankheiten und Unfälle ist. Der Vertreter der WHO, Lars Moeller, wiederholte noch einmal die Forderungen, die die internationale Forschung nahe legt: Steuererhöhungen auf alkoholische Getränke, Einschränkungen der Verfügbarkeit dieser Getränke und Verbot der Alkoholwerbung – das sind das Mittel der Wahl.

Als Vertreter der EU berichtete Michael Huebel über den Fortgang der neuen EU-Alkoholstrategie. Nachdem 2006 die erste Strategie angenommen wurde, haben fast alle Mitgliedsstaaten ebenfalls Strategien entwickelt und verabschiedet. Innerhalb der EU wird die aktuelle Strategie nun überprüft und bewertet, der Bericht wird 2012 vorliegen und auf der Basis dieses Berichtes wird voraussichtlich eine neue Strategie beschlossen. Tiziana Codenotti, die Präsidentin von Eurocare, stellte die Positionen der Nichtregierungsorganisationen in diesem Arbeitsfeld vor. Sie forderte eine Strategie, in der es nicht allein um Einzelziele und ‑maßnahmen geht, sondern in der eine umfassende Strategie eine massive Reduzierung der alkoholbezogenen Probleme und Störungen ermöglicht.

Es bleibt abzuwarten, wie die Konsultationen ablaufen werden. Trotz Schwierigkeiten in einigen Mitgliedsstaaten der EU sieht es so aus, als wenn sich die Zivilgesellschaft immer stärker zu Wort meldet und der Alkoholindustrie und ihren Verbänden Paroli bieten kann.