Gefülltes Weinglas, unscharf im Hintgerund Frau auf Sofa, die das Gesicht verbirgt. Das ganze Bild wird durch ein semitransparentes Bild von Coronaviren überdeckt.

Künftig sollten bei der Pandemiebekämpfung auch Aspekte der psychischen Gesundheit und die Verhinderung von Nebenwirkungen wie einem Anstieg des Substanzkonsums berücksichtigt werden.

Autor:innen:Henrike Schecke (E-Mail ), Annette Bohn, Norbert Scherbaum & Christian Mette

Zitierung: Schecke, H., Bohn, A., Scherbaum, N. et al. Alcohol use during COVID-19 pandemic on the long run: findings from a longitudinal study in Germany. BMC Psychol 10, 266 (2022). https://doi.org/10.1186/s40359-022-00965-8

Quelle: BMC Psychology

Datum der Veröffentlichung: 14. November 2022

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Abstrakt

Hintergrund

Die Auswirkungen von COVID-induziertem Stress auf die psychische Gesundheit und den Alkoholkonsum wurden in neueren Forschungsarbeiten nachgewiesen. Allerdings fehlt es an Längsschnittdaten, da die meisten Studien auf Querschnittsdaten beruhen. Es bleibt unklar, wie sich der Alkoholkonsum unter den dynamischen Veränderungen der Pandemie entwickelt. Daher zielt die vorliegende Studie darauf ab, die allgemeine Entwicklung des Alkoholkonsums und die Auswirkungen von COVID-bedingtem Stress auf das Trinkverhalten in einer deutschen bevölkerungsbasierten Stichprobe während der Pandemie im Jahr 2020 zu untersuchen.

Methoden

In dem Längsschnittdesign mit drei Messungen (Ausgangswert [T1] und zwei Nachuntersuchungen [T2, T3]) wurde eine Online-Umfrage durchgeführt. Die Umfrage umfasste den Alcohol Use Disorder Identification Test (AUDIT) sowie die Bewertung der Konsumtage in den letzten 30 Tagen, die Anzahl der alkoholischen Getränke bei jeder Gelegenheit und Veränderungen des Alkoholkonsums in den letzten vierzehn Tagen. Außerdem wurden COVID-19-bezogene Sorgen, wahrgenommener Stress, Sorgen um Freunde und Familie und Sorgen um die finanzielle Situation bewertet und multiple lineare Regressionen und Konfidenzintervalle (CI) berechnet.

Ergebnisse

Zu Beginn der Studie (T1) begannen 1050 Teilnehmer:innen mit der Umfrage, 756 Teilnehmer:innen (71,4 %) beantworteten alle Fragen, und von diesen gaben 610 Teilnehmer:innen (80,7 %) eine E-Mail-Adresse für die Nachuntersuchungen an. 317 (52,7 %) Teilnehmer:innen beantworteten die Umfrage bei allen drei Messungen. Sechsundsiebzig Prozent (n = 241) der Stichprobe waren weiblich. Eine Zunahme des Alkoholkonsums in den letzten 14 Tagen wurde von 10,9 % bei T1, 3,9 % bei T2 und 3,6 % bei T3 angegeben. Außerdem wurde ein Rückgang des Alkoholkonsums in den letzten 14 Tagen von 8,7 % bei T1, 6,5 % bei T2 und 4,1 % bei T3 angegeben. Die Anzahl der Konsumtage war bei T2 signifikant höher als zu Beginn der Studie (p < .001; F = - 2,06, [CI - 3,10, - 1,02]). COVID-19-bezogene Sorgen und Stress waren mit einer höheren Anzahl von Trinktagen und der durchschnittlichen Anzahl von Getränken bei einer typischen Gelegenheit verbunden. Der AUDIT-Score bei Studienbeginn sagte die Anzahl der Trinktage und die durchschnittliche Anzahl der Getränke positiv voraus.

Schlussfolgerungen

Der erhebliche Anstieg des Alkoholkonsums ist ein Problem für die öffentliche Gesundheit während der COVID-19-Pandemie. Die Ergebnisse zeigen, dass vor allem Personen, die schon vorher einen riskanten Alkoholkonsum hatten, unter Pandemiebedingungen zu einem höheren Konsum neigen. Diese Personen sind besonders gefährdet, substanzbezogene Probleme zu entwickeln.

Es könnte sinnvoll sein, sich frühzeitig auf die Sekundärprävention des Alkoholkonsums in gefährdeten Gruppen zu konzentrieren. Ein Ansatz könnten elektronische Dienste für psychische Gesundheit und digitale Präventionskampagnen für Risikogruppen mit problematischem Substanzkonsum sein.

Die politischen Entscheidungsträger:innen sollten die Prävention und Beratung zum riskanten Alkoholkonsum in der Pandemie als Thema der öffentlichen Gesundheit auf ihre Agenda setzen. Darüber hinaus müssen angemessene finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden, wenn der Behandlungsbedarf in Zukunft steigen sollte.

Quelle: BMC Psychology

Übersetzt mit www.DeepL.com