Hände mit Getränken beim Anstoßen. Dazu der Text: Australien. Obwohl das Ersetzen alkoholischer Getränke durch alkoholfreie Produkte als Teil der Bemühungen zur Verringerung des Alkoholkonsums eingesetzt werden könnte, gibt es keine gründlichen Studien, die dies stützen.

Die Verfügbarkeit und der Verkauf von »alkoholfreien« Produkten haben in den letzten Jahren stark zugenommen. In Australien handelt es sich – wie auch in Deutschland – dabei um Produkte mit einem Alkoholgehalt von weniger als 0,5 Volumenprozent, die den Geschmack, das Aussehen und die Verpackung von alkoholischen Getränken imitieren sollen.

Der Markt für diese Produkte wird voraussichtlich weiterhin schneller wachsen als der für alkoholische Getränke.

Wie Marketing und unscharfe Grenzen Auslöser für Alkoholkonsum sein können

Ausgelöst wurde dieser Boom durch Verbesserungen in der Produktion, die dazu führten, dass alkoholfreie Produkte ihren alkoholhaltigen Vorbildern geschmacklich ähneln. Darüber hinaus gibt es einen Generationentrend hin zu einem bewussteren Umgang mit der konsumierten Alkoholmenge.

Alkoholfreie Getränke verursachen nicht die körperlichen Schäden, die mit Alkohol in Verbindung gebracht werden. Aber sie sind nicht ohne Risiko und vielleicht nicht so gesund, wie sie scheinen. Unsere neue Studie erklärt, warum.

Fehlende Regulierung

Ein Anfang des Jahres veröffentlichter Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weist auf die begrenzte Evidenz für den Nutzen von alkoholfreien Getränken und Getränken mit niedrigem Alkoholgehalt (von der WHO als »NoLos« bezeichnet) sowie auf den generellen Mangel an Politik und Regulierung in diesem Sektor hin. Fehlende Überwachung kann dazu führen, dass potenzielle Schäden im Zusammenhang mit alkoholfreien Produkten unerkannt bleiben.

Obwohl das Ersetzen alkoholischer Getränke durch alkoholfreie Produkte als Teil der Bemühungen zur Verringerung des Alkoholkonsums eingesetzt werden könnte, gibt es keine gründlichen Studien, die dies stützen. Außerdem ist dieser Ansatz möglicherweise nicht für jede*n geeignet.

Eine Überprüfung von zehn Studien ergab, dass Menschen mit einer Alkoholkonsumstörung (einschließlich Alkoholabhängigkeit, problematischem oder starkem Alkoholkonsum) ein verstärktes Verlangen nach Alkohol verspüren, wenn sie alkoholfreie Produkte konsumieren. Außerdem zeigen sie ähnliche physiologische Reaktionen wie beim Alkoholkonsum, zum Beispiel eine erhöhte Herzfrequenz und Schwitzen.

Es geht nicht nur um den Alkohol

Bei der Substitution von Alkohol durch alkoholfreie Produkte werden soziale, ökologische und kulturelle Faktoren nicht berücksichtigt. Diese beeinflussen häufig das Konsumverhalten. Dies ist besonders in Australien – wie auch in Deutschland – relevant, wo der Alkoholkonsum normalisiert und gefördert wird.

Für Jugendliche können alkoholfreie Produkte als Einstieg in den Alkoholkonsum dienen und die Botschaft vermitteln, dass Alkoholkonsum bei Minderjährigen akzeptabel ist. Dies birgt das Potenzial für frühen Alkoholkonsum und riskante Trinkgewohnheiten.

Alkoholfreie Produkte werden so hergestellt und verpackt, dass sie genauso aussehen wie die bestehenden alkoholischen Produkte. Viele tragen das gleiche Firmenlogo wie die alkoholische Version, wodurch die Grenzen zwischen den beiden Angeboten verwischt werden.

›Alibi-Marketing‹

Alkoholfreie Getränke unterliegen in Australien dem Lebensmittelgesetz und nicht dem Alkoholgesetz. Das bedeutet, dass es weniger Einschränkungen gibt, wo und wie sie angeboten und vermarktet werden.

Diese Produkte sind in den Regalen von Supermärkten und Lebensmittelgeschäften zu finden und werden auf eine Weise beworben, die den Alkoholkonsum in riskanten und illegalen Situationen zu fördern scheint, zum Beispiel Alkoholkonsum vor dem Autofahren. Dies kann zu verwirrenden Botschaften führen, die Alkoholkonsum als harmlosen Spaß darstellen.

Dies ist eine Form von »Alibi-Marketing«. Bei dieser Marketingstrategie werden markentypische Merkmale – zum Beispiel die Farben des Etiketts, die Form der Flasche oder die Schriftart – verwendet, ohne dass für das Produkt selbst geworben wird. Die Alkoholindustrie kann diese Strategie nutzen, um die Werbung für ihre Marke auf Bevölkerungsgruppen und Orte auszudehnen, an denen Alkoholwerbung nur eingeschränkt möglich ist. Der umgekehrte Ansatz wurde kürzlich von einem Unternehmen verwendet, um eine alkoholhaltige Version eines Erfrischungsgetränks zu vermarkten, was die Gefahr dieser Strategie für Minderjährige verdeutlicht.

Diese Form des Marketings erhöht die Markenbekanntheit und das Bewusstsein für alkoholische Produkte bei Personen, die heute noch minderjährig sind, aber in Zukunft Alkohol konsumieren könnten.

Studien haben gezeigt, dass die Exposition gegenüber Marketing und Werbung für alkoholfreie Getränke die Absicht und Wahrscheinlichkeit erhöht, alkoholische Getränke zu kaufen und zu konsumieren. Weitere Forschung ist erforderlich, um die potenziellen Schäden zu verstehen, die die Exposition gegenüber und der Konsum von alkoholfreien Produkten für gefährdete Bevölkerungsgruppen haben kann. Dazu gehören Personen mit einer Vorgeschichte von Alkoholabhängigkeit und Kinder.

Vier Tipps zur Risikominimierung

Es gibt einiges, was Sie tun können und bedenken sollten, wenn es um alkoholfreie Getränke geht:

  1. Sie sollten sich darüber im Klaren sein, dass alkoholfreie Produkte für Personen mit Alkoholerfahrung und für Jugendliche ein Auslöser oder Anreiz für Alkoholkonsum sein können.
  2. Wenn Sie Ihren Alkoholkonsum einschränken oder aufgeben möchten, sollten Sie keine Produkte verwenden, die den Geschmack oder das Aussehen von alkoholischen Getränken imitieren. Bevorzugen Sie Erfrischungsgetränke, Fruchtsäfte oder kohlensäurehaltiges Wasser.
  3. Informieren Sie die Europäische Beobachtungsstelle für Alkoholmarketing EUCAM über Werbung und Marketing für alkoholfreie Produkte, die unangemessen sind oder die geeignet sind, Schaden zu verursachen.
  4. Unterstützen Sie die Forderung, dass für alkoholfreie Produkte die gleichen Regeln gelten wie für alkoholische Produkte.

Über die Autor*innen

Shalini Arunogiri, Suchtpsychiaterin, leitende Dozentin, arbeitet für die Monash University und ist Vorstandsmitglied von FARE, der Foundation for Alcohol Research and Education. Sie ist klinische Direktorin bei Turning Point, Eastern Health, einem nationalen Anbieter von Suchtbehandlungen. Sie ist Empfängerin von Fördermitteln des National Health and Medical Research Council (NHMRC) für die Erforschung von Substanzkonsumstörungen, einschließlich Alkoholkonsum.

Anthony Hew, Psychiater für Suchtkrankheiten und Allgemeinpsychiatrie, ist Doktorand an der Monash University. Seine Forschung befasst sich mit Big-Data-Ansätzen zum besseren Verständnis von Notfällen im Zusammenhang mit psychischer Gesundheit und Substanzkonsum, einschließlich alkoholbedingter Notfälle. Er erhält für diese Forschung Mittel vom National Health and Medical Research Council (NHMRC) in Form eines Postgraduiertenstipendiums.

Quelle: The Conversation

Übersetzt mit www.DeepL.com