Das derzeitige gesetzliche Mindestalter für den Kauf von nicht destillierten Alkoholprodukten liegt in Deutschland bei 16 Jahren. Der neue Drogen- und Suchtbeauftragte der Bundesregierung hat vorgeschlagen, diese Altersgrenze auf 18 Jahre anzuheben. Sollte dieser Vorschlag angenommen werden, wäre dies eine wirksame politische Verbesserung, um die massiven Schäden zu verringern, die Kindern und Jugendlichen durch Alkoholprodukte entstehen.
Der neue Drogenbeauftragte der Bundesregierung hat in einem Interview der Welt am 11. Februar 2022 vorgeschlagen, die gesetzliche Altersgrenze für den Erwerb von Alkohol (Bier und Wein) von 16 auf 18 Jahre anzuheben.
Derzeit liegt in Deutschland das gesetzliche Mindestalter für den Kauf von Bier, Wein und Schaumwein bei 16 Jahren und für Spirituosen bei 18 Jahren. Der neue Drogen- und Suchtbeauftragte will das Mindestalter für den Alkoholkonsum auch für die niedrigeren Alkoholgehalte auf 18 Jahre anheben. Burkhard Blienert erklärte, dass es viele medizinische Gründe für seinen Vorschlag gibt.
Er erklärte ferner, dass die Regelung, die es Jugendlichen ab 14 Jahren erlaubt, in Anwesenheit ihrer Eltern oder Erziehungsberechtigten Bier, Wein oder Champagner zu konsumieren, abgeschafft werden sollte.
Er äußerte auch die Absicht, die Vorschriften für die Werbung für Alkohol und Tabakwaren sowie für Glücksspiele zu verbessern.
Bundesregierung verpflichtet sich, wirksamer gegen Alkoholschäden vorzugehen
Die neue deutsche Regierungskoalition hat sich in ihrem Koalitionsvertrag verpflichtet, gegen Alkoholschäden vorzugehen. Im Koalitionsvertrag 2021 – 2025 heißt es:
- Die Regierung verpflichtet sich, die Präventionsmaßnahmen gegen Alkohol und Tabak zu verbessern, insbesondere für Kinder, Jugendliche und schwangere Frauen.
- Die Regierung verpflichtet sich, die Vorschriften für die Werbung für Alkohol, Tabak und Cannabis zu verschärfen.
- Und die Regierung verpflichtet sich, die Vorschriften an den Maßstäben neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse zu messen und diese zum Schutz der öffentlichen Gesundheit anzuwenden.
Darüber hinaus verpflichtete sich die Regierung, Kinder aus Haushalten mit Alkoholproblemen besser zu unterstützen und einen kinderrechtsbasierten Ansatz umzusetzen.
Alkoholprobleme sind ein Problem der Kinderrechte, das oft übersehen wird. Alkoholwerbung ist eine Bedrohung für die Zukunft von Kindern, denn es ist erwiesen, dass Kinder durch Alkoholwerbung früher mit dem Alkoholkonsum beginnen und mehr Alkohol konsumieren, wenn sie bereits damit begonnen haben.
Die WHO-UNICEF-Lancet-Kommission zur Zukunft der Kinder in der Welt hat die rücksichtslose kommerzielle Ausbeutung, die schädliches und süchtiges Verhalten fördert, als eine existenzielle Bedrohung für die Kinder in der Welt bezeichnet.
Neue Bundesregierung plant Verbesserung von Vorschriften für Alkoholwerbung
Sozialdemokrat:innen (SPD), die Grünen und die Freien Demokrat:innen (FDP) haben ihre Koalitionsgespräche abgeschlossen, wie die Parteispitzen mitteilten.
Mit dieser Ankündigung wurde auch der neue Koalitionsvertrag veröffentlicht. Darin verpflichtet sich die neue Regierung in mehreren Punkten, die Alkoholpolitik zu verbessern, wobei die eindeutigste Verpflichtung darin besteht, die Vorschriften für Alkoholwerbung im Einklang mit den neuesten Erkenntnissen zu verschärfen.
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Lancet-Kommission für Kindergesundheit betont Alkoholschäden
Eine Zukunft für die Kinder der Welt? Eine WHO-UNICEF-Lancet-Kommission hebt alkoholbedingte Schäden und alkoholpolitische Lösungen hervor.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat zusammen mit UNICEF und The Lancet in einer gemeinsamen Kommission zur Zukunft der Kinder der Welt ein neues Papier herausgegeben. Die WHO-UNICEF-Lancet-Kommission soll den Grundstein für eine neue globale Bewegung für die Gesundheit von Kindern legen, die sich mit zwei großen Krisen befasst, die die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Entwicklung von Kindern beeinträchtigen; und die Kommission legt hochrangige Empfehlungen vor, die Kinder in den Mittelpunkt der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) stellen.
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Die Notwendigkeit von Verbesserungen in der Alkoholpolitik
Verbesserungen in der Alkoholpolitik sind für Deutschland, einem Land mit einer epidemischen Zahl von Alkoholtoten, dringend erforderlich. Laut dem Jahrbuch Sucht der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) sterben in Deutschland jedes Jahr 74.000 Menschen durch die Produkte und Praktiken der Alkoholindustrie. 21.700 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 20 Jahren wurden 2017 wegen einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Alkohollobby die deutsche Alkoholpolitik im Würgegriff hat. Den letzten Versuch, das Alkoholproblem in Deutschland umfassend anzugehen, unternahm die damalige Bundesdrogenbeauftragte Sabine Bätzing (SPD) im Jahr 2009. Damals schlug die Beauftragte evidenzbasierte und von der WHO empfohlene alkoholpolitische Lösungen vor. Doch die Einmischung der Alkoholindustrie und ihrer Verbündeten in der konservativen Regierungspartei CDU/CSU brachte die weit fortgeschrittene Arbeit letztlich zum Scheitern.
In jüngster Zeit hat Deutschland begonnen, einige Schritte zu unternehmen, um das Problem anzugehen, angefangen mit der Anhörung des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestages im vergangenen Jahr. Die Anhörung kam zu dem Schluss, dass es evidenzbasierte, kosteneffiziente politische Lösungen zur Verringerung und Vermeidung von Alkoholschäden in Deutschland gibt. Was fehlt, ist der politische Wille in Deutschland und der EU, Maßnahmen zur Lösung dieser Probleme voranzutreiben.
»Wir sprechen eigentlich heute über die Suchtkranken von morgen«
Dies konstatierte Frauke Fölsche von NACOA Deutschland angesichts eines Drittels der rund 3 Millionen Kinder und Jugendlichen, die in suchtbelasteten Familien aufwachsen, und später selbst eine eigene Suchtgeschichte entwickeln. Anlass war eine Anhörung im Gesundheitsausschuss des Bundestages zur Alkoholprävention, die heute nachmittag stattfand.
Als besonders wirksam sieht NACOA die Maßnahmen in Kombination mit einem Alkoholwerbeverbot.«
Frauke Fölsche, NACOA
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Der Vorschlag des neuen Bundesdrogenbeauftragten, das gesetzliche Mindestalter für Alkohol mit niedrigerem Alkoholgehalt anzuheben, ist ein guter Ausgangspunkt für bessere alkoholpolitische Lösungen in unserem Land.
Großes Medienecho
Es gibt Länder, da ist die Alkoholabgabe erst ab 21 Jahren möglich. Alkohol ist ein Zellgift. … Verbraucherschutz heißt, Alkoholkonsum einschränken, also auch Verkaufsalter erhöhen. Ein weiterer Schritt wie beim Rauchen wäre Werbeverbot für Bier und Alkohol.«
Leser Manfred T. in der Schwäbischen
Fast überall in Europa sind durchweg alle alkoholischen Getränke erst mit 18 Jahren legal erhältlich, in Island und Litauen sogar erst ab 20 Jahren. Deutschland mit seinen uneinheitlichen Jugendschutzregelungen zu Alkohol gehört mit Belgien, Dänemark, Luxemburg, der Schweiz, Österreich und Serbien zu den europäischen Schlusslichtern beim Jugendschutz.
Jugendschutz zu Alkohol in Europa
sehr gut (20) gut (18) schlecht (17) sehr schlecht (16)
Besonders übel stößt dem 55-Jährigen das sogenannte ›begleitete‹ Trinken auf. Hierbei geht es nicht, wie der ein oder andere vielleicht vermuten dürfte, um ärztlich begleitete Schadensbegrenzung bei Schwerst-Abhängigen. Im Gegenteil geht es wohl eher darum, das Nachwachsen von genügend Schwerstabhängigen sicherzustellen. Denn nach der Regelung ist es bereits Jugendlichen ab 14 Jahren erlaubt, die genannten Getränke zu konsumieren, wenn ein Erziehungsberechtigter anwesend ist. ›Begleitetes Trinken‹ – so erziehen sie ihr Kind schonend zum Alkoholiker …«
Highway 420
Momentan ist das erst mal nur eine Forderung - und noch weit entfernt von einem neuen Gesetz. Das weiß auch Blienert. Er sagt selbst, dass man sehen müsse, was politisch machbar sei. Denn: Die Regierung hat bisher nur Pläne, junge Menschen beim Thema Alkohol und Zigaretten mehr aufzuklären. Ob man bei uns in Zukunft also erst ab 18 Bier und Co trinken darf, steht noch lange nicht fest.«
Judith Bühler im SWR -DASDING
Petra Waldvogel vom SWR sprach über Blienerts Vorstoß mit der Deutschen Haupstelle für Suchtfragen (DHS).
Eine sehr gute Idee, meint Christine Kreider von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen. Im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderatorin Petra Waldvogel sagte sie, Alkohol sei nun mal ein Zellgift, für dessen schädliche Wirkung Kinder und Jugendliche besonders anfällig seien. ›Altersgrenzen für den Verkauf halte ich für äußerst wichtig‹, sagte Kreider. Aber auch über den Preis könne man Wirkung erzielen: ›Alkohol ist in Deutschland vergleichsweise viel zu günstig‹, so Kreider. Sie hält es auch für ein Unding, dass Alkohol bei uns ›24/7, 365 Tage im Jahr verfügbar ist‹. Die Wahrnehmung im öffentlichen Raum sei ebenfalls viel zu hoch – das sollte begrenzt werden, forderte Kreider. ›Werbung und Sponsoring müssen konsequent verboten werden, grade die Werbung in Stadien oder auf Trikots ist durch nichts zu begründen‹, so die Suchtexpertin. Zusammen mit eigenem Vorbildverhalten der Erwachsenen könnten diese Regelungen zum Ziel führen.«
Petra Waldvogel in SWR Aktuell
Schon von Kindesbeinen an lernt man: Alkohol macht was mit den Erwachsenen. Im besten Fall werden die nämlich lustig. Das führt natürlich zu Neugier – und zack: Es wird gekostet. Manch einer wird aus den Anfängen klug und lässt künftig die Finger davon, viele aber werden dabei bleiben.«
Leserin Silke Prager auf T-Online.de
Mehr als 14.000 Kinder und Jugendliche sind im Jahr 2019 wegen einer Alkoholvergiftung in der Notaufnahme gelandet. 20 Prozent davon waren nach Angaben der Krankenkassen jünger als 14 Jahre. ›Alkohol ist preiswert und leicht zugänglich‹, sagte Birgit Grämke von der Landeskoordinierungsstelle Sucht bei NDR MV Live. Die Ordnungsämter kämen nicht hinterher, zu kontrollieren, ob Läden und Gastronomieeinrichtungen Alkohol an Minderjährige verkaufen.«
NDR Mecklenburg-Vorpommern
Die Zahl ist erschreckend: Mehr als 3000 Kinder unter 14 Jahren landen pro Jahr in Deutschland wegen einer Alkoholvergiftung in der Klinik. Das sind acht alkoholkranke Kinder an jedem einzelnen Tag des Jahres. Keine ›jungen Erwachsenen‹. Keine Jugendlichen. Sondern Kinder. Fünft- und Sechstklässlerinnen mit Glitzerponys auf dem Pulli. Und was in der Pandemie hinter verschlossenen Türen passiert, fürchten Experten, könnte noch viel schlimmer sein.«
Imre Grimm und Chantal Ranke im Redaktionsnetzwerk Deutschland
Alkoholindustrie reagiert noch gelassen
Carsten Diering vom Wirtschaftsressort der WELT hat die betroffenen Branchen der Alkoholindustrie befragt, die natürlich wenig bis nichts von einer Anhebung der Altersgrenze halten. Die Äußerungen sind natürlich moderat, wissen sie doch alle, dass der Bundesdrogenbeauftragte nur beratende Kompetenzen hat und seine Vorschläge spätestens vom Landwirtschafts-, Wirtschafts- und Finanzministerium kassiert würden, bei denen die Alkohollobby seit Jahrzehnten ein und aus geht.
Im Dialog mit der Bundesregierung wollen wir uns auch in Zukunft daran beteiligen, Prävention und Information weiter zu stärken.«
Deutscher Brauerbund laut WELT
Schnell sieht die Branche »Mündigkeit« und gar die »Freiheit« in Gefahr – womit allerdings nicht die Freiheit von Alkoholschäden bei Minderjährigen gemeint ist.
Eine Erhöhung des Mindestalters für den Erwerb von alkoholischen Getränken halten wir nicht für zielführend. … Zumeist findet der Konsum zunächst bei gemeinsamen Essen oder privaten Feiern im familiären Umfeld begleitend mit Erziehungsberechtigten statt. Diese leisten einen wichtigen Beitrag zum schrittweisen Erfahren des verantwortungsvollen und moderaten Konsums von alkoholhaltigen Getränken. … Würde man die Altersgrenze für den Konsum von Wein, Sekt und Bier erhöhen, bestünde die Gefahr einer Verdrängung dieser Altersgruppe aus dem familiären Umfeld oder der Gastronomie in weitgehend unkontrollierbare private Räume. … Ziel muss es vielmehr sein, durch langfristige und nachhaltige Präventionsarbeit die Gefahr eines missbräuchlichen Konsums zu minimieren.«
Alexander Tacer, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Sektkellereien, laut WELT
Für die Weinindustrie ist die Umsatzrelevanz dieser Altersklasse wohl zu gering, um in die gleiche hektische Betriebsamkeit zu geraten, als der EU-Krebsbekäpfungsplan am 16. Februar 2002 zur Abstimmung im Europäischen Parlament (EP) vorlag und die Branche verpflichten wollte, Warnhinweise vor dem belegten Krebsrisiko auf die Etiketten drucken zu lassen. Da war aggressives Lobbying angesagt, bis sich genügend EP-Abgeordnete fanden, die den Text durch Änderungsanträge verwässerten.
Europaparlament erledigt die Drecksarbeit für die Alkoholindustrie
Der Lobbyarbeit der Alkoholindustrie ist es gelungen, die alkoholpolitischen Elemente des vom Sonderausschuss des Europäischen Parlaments zur Krebsbekämpfung (BECA) erstellten Berichts zum kontroversesten Teil der gesamten Debatte zu machen. Von den 70 Abgeordneten, die sich zu Wort meldeten, sprachen 25 Abgeordnete speziell über Alkohol, und viele von ihnen wiederholten die Argumente und Mythen der Alkoholindustrie. Erschreckenderweise waren die meisten Kommentare der Fraktionen ID (Rechtspopulist:innen) und EVP (Mitte-Rechts) Wiederholungen von Argumenten der Alkoholindustrie.
In diesem Artikel befassen wir uns mit dem BECA-Bericht und damit, was nach der Lobbyarbeit der Alkoholindustrie im Europäischen Parlament damit geschah.
Expert:innen erläutern, was das Ergebnis der Abstimmung bedeutet und wie es in Europa mit der Krebsbekämpfung weitergeht.
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Vele positive Kommentare
Mit Ausnahme der erwartbaren Reaktionen des Boulevards fanden sich zahlreiche Kommentator:innen, die Blienerts Vorschlag zur Anhebung des Mindestalters aufgeschlossen begegneten.
Zwar richtet es in der besten aller Welten keinen Schaden an, wenn Eltern die Tochter oder den Sohn am Bierglas nippen lassen. Denn in der besten aller Welten sind die Jugendlichen lange vor dem 14. Geburtstag darüber aufgeklärt, dass Alkohol keine Probleme löst, sondern im Gegenteil Probleme schafft – sogar dann, wenn man eigentlich nur fröhlich feiern will. Aber die beste aller Welten entspricht oft nicht der Realität. Viele Erziehungsberechtigte haben selbst ihre Probleme mit Alkohol und anderen Drogen. Sie können gar nicht glaubwürdig aufklären.«
Bernhard Hertlein im Westfalen-Blatt
Etliche Medien präsentierten dazu Pro- und Kontra-Meinungen, so zum Beispiel die Rheinische Post (RP):
Eine Gesetzesänderung wird im Zweifel nicht verhindern, dass 15-Jährige nach wie vor auf anderen Wegen an Bier und auch Schnaps kommen. Als Signal täte es trotzdem gut. Zum einen, weil Studien belegen, dass das jugendliche Gehirn wesentlich empfindlicher auf Alkohol reagiert als das erwachsene, was zu dauerhaften kognitiven Änderungen führen kann. Und zum anderen, weil nicht nur der Körper, sondern auch der Verstand eines 18-Jährigen dem Thema Alkohol möglicherweise ausgereifter begegnet.«
Julia Rathcke, Redakteurin der Rheinischen Post
Wir diskutieren darüber, jungen Menschen mit 16 das Wahlrecht zu geben sowie eine Pkw-Fahrerlaubnis zu erteilen. Beides kann ihnen offenbar eher zugetraut werden als der Umgang mit Alkohol.«
Lothar Schröder, Leiter der Kulturredaktion der Rheinischen Post
Das ist wie im Lehrbuch, beziehungsweise hier unsere Broschüre »Die sieben Schlüsselbotschaften der Alkoholindustrie«: Kaum taucht ein alkoholpolitischer Vorschlag auf, formiert sich die Phalanx der Alkoholindustrie »und in ihrem Gefolge die Werbeindustrie, der Einzelhandel, die Landwirtschaft und sogar der Sport- und Kultursektor«, wie es auf Seite 5 unserer Broschüre »Die sieben Schlüsselbotschaften der Alkoholindustrie« heißt. Lothar Schröder, ›Leiter der Kulturredaktion‹, ist promovierter Germanist, Hauptinteresse »Literatur und Kirche«. Dass jemand ohne Medizin- und Jugendschutz-Kenntnisse sich gegen Alkohol ab 18 ausspricht, ist nett, aber nicht sonderlich kompetent. Jemand, der sich der Mühe unterzöge, nach wissenschaftlichen Belegen zu recherchieren, würde nicht mehr dagegen schreiben können. So verfuhr die RP halt nach dem Motto »Keine Ahnung, aber eine Meinung.«
Rein medizinisch gibt es überhaupt keinen Grund, weshalb der Alkohol in Bier und Wein weniger gefährlich sein soll als der in Schnaps.«
Evely Popp, Vorsitzende der Niedersächsischen Landesstelle für Suchtfragen (NLS) laut NDR
Benjamin Auber von Rhein-Neckar-Zeitung interviewte Helmut Seitz, Professor für Innere Medizin, Gastroenterologie und Alkoholforschung an der Universität Heidelberg, dessen gemeinsam mit der Autorin Ingrid Thoms-Hoffmann verfasstes Buch »Berauschte Geslleschaft« 2020 erschien.
Das wurde auch Zeit, dass dieser Vorstoß endlich kommt. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen hat das schon lange angemahnt, ist aber bisher nicht gehört worden. Ich begrüße das absolut.
Begleitetes Trinken mit den Eltern als 14- oder 15-Jähriger ist ein Unding. Dadurch wird der Alkohol salonfähig gemacht. Das ist aber eine Droge, mit der vorsichtig umgegangen werden muss.
Das Einstiegsalter in Deutschland liegt bei rund 13 Jahren. Diese jungen Leute trinken zwar nicht regelmäßig, sondern eher im Rausch, was zu Krankenhausaufenthalten und zum Tod führen kann. Bis zum 20. Lebensjahr haben wir ein großes Problem, denn Jugendliche haben, je früher sie anfangen, ein fünfmal erhöhtes Risiko später Alkoholiker zu werden. Außerdem steigt das Krebsrisiko für verschiedene Erkrankungen ungemein.«
Professor Helmut Seitz laut Rhein-Neckar-Zeitung
Deutsche halten gerne an Traditionen fest. Doch Alkohol als Initiationsritus ist so überkommen wie gefährlich. Das Mindestalter von 14 muss geändert werden. … Erwachsenwerden wird hierzulande immer noch mit Rausch gleichgesetzt, Kinder werden zu Teenagern mit dem ersten Suff. … Es beginnt mit dem Nippen am Glas der Eltern oder dem ersten Bier mit dem Vater. Doch dass softer Alkohol, also Wein oder Bier, eine Einstiegsdroge sein kann und oft der Weg zum Konsum von harten Spirituosen ist, wird hierzulande selten thematisiert.
Warum also nicht das Mindestalter für den Verkauf und Konsum von Alkohol auf 18 Jahre anheben? Natürlich ist das keine echte Hürde, wenn man sich betrinken will, aber es wäre schon mal das eindeutige Signal einer reifen und aufgeklärten Gesellschaft, der der Schutz ihrer nachrückenden Generationen wirklich am Herzen liegt.«
Marcus Weingärtner in der Berliner Zeitug
Quelle: MOVENDI International
Übersetzt mit www.DeepL.com