Regal mit Impulsware an einer Supermarktkasse.

Eine große Mehrheit der Bürger*innen lehnt die Platzierung von Alkohol, Tabak und Süßwaren im Kassenbereich von Supermärkten ab. Dies ergab eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts Kantar im Auftrag des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg und der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK).

Jeweils drei Viertel der Befragten sind dagegen, dass Supermärkte Alkohol und Süßwaren im Kassenbereich platzieren. Bei Tabakwaren lehnen zwei Drittel der Befragten diese bundesweit übliche Praxis ab. Von den Personen, die früher geraucht haben, sind sogar 72 Prozent dagegen. Dass ausgerechnet gesundheitsschädliche und krebserregende Produkte wie Tabakwaren als Impulsware verkauft werden, steht seit Jahren in der Kritik.

Balkendiagramm mit den Ablehnungsraten von Tabak, Süßwaren und Alkohol an Supermarktkassen.
Alkohol an Supermarktkassen ist am unbeliebtesten.

Die Kassenzone verführt gezielt zum Spontankauf«, erklärt Katrin Schaller, kommissarische Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention am DKFZ. »Die Platzierung der Süßwaren auf Augenhöhe der Kinder im Quengelbereich provoziert bewusst Familienstreit, um den Absatz von Süßwaren anzukurbeln. Alkohol und Tabak an der Kasse machen es Menschen mit Suchterkrankungen schwer, abstinent zu bleiben. Der Gesetzgeber muss dieser Verkaufspraxis einen Riegel vorschieben«, so Schaller.

Die damalige große Koalition aus CDU/CSU und SPD hatte 2015 beschlossen, dass Supermärkte auf Süßes an der Kasse verzichten sollen. Auch acht Jahre später ist daraus nichts geworden – Süßwaren in der Quengelzone sind nach wie vor der Normalfall in deutschen Supermärkten.

Tortendiagramm mit den Antworten auf die Frage: Sind Sie für oder gegen die Platzierung von Süßwaren an Supermarktkassen?
Fast drei Viertel der Befragten wollen keine Süßwaren an der Kasse.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte Anfang des Jahres zum Thema Alkohol im Kassenbereich getwittert: »Über diese Art Regale an der Supermarktkasse muss gesprochen werden. Hier werden Menschen mit Alkoholkrankheit gezielt gefährdet. Das ist eine unethische Form der Werbung.« Eine Initiative aus seinem Haus ist seither nicht bekannt.

Tortendiagramm mit den Antworten auf die Frage: Sind Sie für oder gegen die Platzierung von alkoholischen Getränken an Supermarktkassen?
Drei Viertel der Befragten wollen keinen Alkohol an der Kasse.

Auf die Worte sollten nun auch Taten folgen«, fordert Barbara Bitzer, Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) und Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). »Eine gemeinsame Initiative des Bundesgesundheits- und Bundesernährungsministeriums ist überfällig. Andere Länder machen es längst vor.«, so Bitzer.

So hat die niederländische Regierung 2020 beschlossen, dass ab 2024 keine Tabakprodukte mehr in Supermärkten verkauft werden dürfen. Lidl hat daraufhin bereits im Oktober 2021 als erste Handelskette den Verkauf von Tabakwaren eingestellt. Dänemark verbietet Verkaufsstellen seit April 2021, Tabakprodukte sichtbar auszustellen (Display Ban) und hat 2022 Einheitsverpackungen für Tabakprodukte und E-Zigaretten eingeführt. Nun hat Lidl Dänemark kürzlich angekündigt, den Verkauf von Tabakprodukten bis Ende 2028 vollständig einzustellen. In Großbritannien ist es seit Oktober 2022 verboten, Süßwaren oder andere unausgewogene Lebensmittel an der Kasse oder im Eingangsbereich auszulegen.

Tortendiagramm mit den Antworten auf die Frage: Sind Sie für oder gegen die Platzierung von Tabakwaren an Supermarktkassen?
Fast zwei Drittel der Befragten wollen keinen Tabak an der Kasse.

Wie der Begriff »Impulsware« schon sagt, sollen die Produkte in der Kassenzone zu spontanen Käufen anregen. Dies gelingt offensichtlich, denn die Kassenzone zählt zu den umsatzstärksten Flächen im deutschen Einzelhandel. Obwohl die Kassenzone nur rund ein Prozent der Ladenfläche ausmacht, liegt der Umsatzanteil der Kassenware in Supermärkten nach Angaben des Kölner EHI Retail Institute bei sechs bis sieben Prozent.

Für die Umfrage hat Kantar im August 2023 insgesamt 1.009 Bürger*innen ab 14 Jahren befragt. Die Befragung erfolgte mittels computergestützter Telefoninterviews über Festnetz und Mobilfunk (CATI) und gilt als bevölkerungsrepräsentativ.

Quelle: Pressemeldung der Deutschen Allianz Nicht-Übertragbare Krankheiten (DANK)